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Calvi

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Perle im Nordem Korsikas (20260)

Genuesische Zitadelle

Calvi gilt als Perle des Nordens und ist die Hauptstadt der Balagne, jener halbkreisförmigen Berglandschaft im Hinterland von Calvi und Ile-Rousse. Wer Gelegenheit dazu hat, sollte die Anreise übers Meer vorziehen, und zwar früh morgens, wenn die Sonne zwischen den Berggipfeln auftaucht. Die alte genuesische Zitadelle erhebt sich oberhalb einer breiten, über sechs Kilometer von einem märchenhaften Strand und einer Kiefernpflanzung gesäumten Bucht.

Die ungezügelte Bauwut ist anscheinend noch nicht bis hierher vorgedrungen. Aber auch bei Sonnenuntergang zeigt sich Calvi von seiner schönsten Seite, und zwar in Rosa- und Ockertönen. Dies ist auch die Stunde, zu der der berühmte Tao, von J. Higelin besungen (La ballade de Tao), den Ball der Nachtschwärmer eröffnete.

Hier noch einige historische Anmerkungen: die Gründung des römischen Kaisers Tiberius verschwand zur Zeit der Völkerwanderung und der arabischen Überfälle völlig von der Landkarte. Ein genuesischer Vasall, Giovanninello di Loreto, unternahm 1268 einen zweiten Anlauf und baute Calvi bald zu einer später als uneinnehmbar geltenden Festung aus. Türken, Franzosen (im 16. Jh.) und Pasquale Paoli (im 18. Jh.) bissen sich an Calvi die Zähne aus. Da versuchten es 1794 die Engländer unter Admiral Nelson mit viertausend Kanonenkugeln ... Nelson hätt´s lieber lassen sollen, denn die franzosentreue »Jakobinerbrutstätte« feuerte zurück und ein Granatsplitter traf sein Auge, so dass sich der Admiral vor Lady Hamilton bei Abukir mit schwarzer Binde präsentiert.

Steigt man Calvis enge Gassen hinauf, so gerät man vor eine in Marmor gravierte Inschrift an einem mehrstöckigen Haus, das Ämter beherbergt. Im 18. Jh. waren hier Gericht und Wohnung der Prokuratoren Genuas und, nach 1769, Frankreichs, untergebracht. Auch Napoleons Pate, »il magnifico Dotor« Lorenzo Giubega, amtierte hier und gewährte seiner Gevatterin Letizia, samt drei Töchtern, dreien ihrer Söhne und dem Stiefbruder Fesch Zuflucht, als im Mai 1793 in Ajaccio die Paolisten das Haus der als Jakobiner verdächtigten Familie Buonaparte ausräucherten. Der zweite Sohn, inzwischen Hauptmann, erreichte auf Schleichwegen Calvis Zitadelle, und alle zusammen schifften sich am 11. Juni als politische Flüchtline auf einem französischen Kanonenboot nach Marseille ein.

Zur Orientierung: Calvi gliedert sich in Unter- und Oberstadt. Erstere mit Rathaus und Hafen, letztere mit der Zitadelle.