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Cargese

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Cargese (20130)

Erster Blick

Die Griechenstadt Cargèse auf einer Felszunge am Nordende des Golfe de Sagone ... Zweimal im Verlauf des 17. und 18. Jhs fanden griechische Emigraten hier Zuflucht vor der Tyrannei des Osmanischen Reiches. Genua gestattete 1676 730 griechischen Flüchtlingen aus Oitilon vom Peloponnes, sich am Golf von Sagone anzusiedeln. Sie gründeten drei Dörfer, darunter Paomina . Genua schaffte sich so eine treue Stütze gegen die korsische Rebellen. Bis heute – das Osmanische Reich hat längst der Türkischen Republik Platz gemacht, geblieben sind die Spannungen zwischen Griechen und Türken – sprechen die Korsen von Cargèse Griechisch und halten an ihrer orthodoxen Religion fest. Das Zusammenleben von Korsen und Griechen geschah übrigens nicht immer reibungslos: 1729 kommt es zu Ausschreitungen und 1731 brannten die Korsen im Zuge des großen Aufstands ganze Dörfer der Griechen nieder – der Fleiß ihrer Bewohner hatte den Neid umliegender korsischer Gemeinden geweckt und zudem galten sie als verdächtig, da sie sich nie an Aktionen gegen Genua hatten beteiligen wollen. Die meisten griechischen Familien flohen damals nach Ajaccio, wo heute noch die Chapelle des Grecs an der Route des Sanguinaires an sie erinnert, und erst 1774, als sich die Franzosen ihrer annahmen, wagten sich fünfzig Familien wieder ins Land. Graf Marbeuf, Gouverneur der Insel, ließ für weitere Familien jene Häuser errichten, die heute den Kern des 82 Meter über dem Meer ragenden Cargèse bilden. Die rasch aufblühende Gemeinde lockte wieder Korsen an: diesmal allerdings in der friedlichen Absicht, sich am Aufbau zu beteiligen.

Das orthodoxe Kirchlein (Église grèque) wartet mit zum Teil wunderschönen Ikonen auf. Gegenüber die römisch-katholische Kirche (Église latine), davor ein alter Baum namens Ombu – ein mit unseren Ulmen verwandter Zürgelbaum! Dessen erbsengroße, dunkelrote Steinfrüchte, »Zuckererbsen« genannt, sind übrigens eßbar.

Lockt nun das griechische Element die Urlauber an oder ist es der hiesige Club Méditerranée? Jedenfalls tritt man sich in Cargèse sommers auf den Füßen herum, aber die Urlauberatmosphäre bleibt dennoch erträglich. Cargèse ist auch Endpunkt des Wanderweges »Da Mare e Monti«.

Nützliche Adresse

Fremdenverkehrsamt (Syndicat d´initiative): rue du Docteur-Dragacci (im Zentrum). T. 95 26 41 31. Werktags von 9 bis 12h und von 16 bis 19h, in der Zeit von Oktober bis Ende Mai nur von 15 bis 17h.

Kost & Logis

Camping Torraccia: vier Kilometer nördlich Cargèses, unweit der Strände von Chiuni und Pero. T. 95 26 42 39. Aufnahme von Mai bis Ende September. Unmittelbar am Wanderweg Tra Mare e Monti gelegen. Stellplätze unter Pinien; schade, dass die Straße ganz in der Nähe verläuft. Bietet außer spärlichen Einrichtungen immerhin eine Bar, Tennisplatz sowie Tischtennisplatten und Lebensmittel.

Hôtel Cyrnos: an der Hauptstraße. T. 95 26 40 03. Bleibt über Winter geschlossen. Kleines, einfaches Hotel, aber nicht ohne einen gewissen Reiz.

M´Hôtel Punta e Mare: an der Straße nach Paomia, T. 95 26 44 33. Das ganzjährig geöffnete Haus bietet vergleichsweise preiswerte Quartiere an. Jede Menge Blumen und freundliches Personal. Außer in den Monaten Juli und August werden Wanderer zu Sondertarifen aufgenommen.

Hôtel Bel´Mare: an der rechten Straßenseite, wenn man von Cargèse nach Ajaccio fährt; T. 95 26 40 13. Beherbergung vom 1. März bis 30. Oktober. Weißes Häuschen mit blauen Fensterläden, wie aus einem Film mit Jacques Tati.

Restaurants

U Menasina: von Sagone her anreisend, rund zwei Kilometer vor Cargèse, auf der Höhe. T. 95 26 44 11. Das größere Haus versteckt sich in kunstvoll angelegten Blumenbeeten. Freundlicher Speisesaal mit pastellfarbener Einrichtung. Die Küche genießt einen ausgezeichneten Ruf – allein die Lektüre der Speisekarte läßt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen: Lammfleisch mit Minze (Agneau à la menthe), gegrillter Fisch, Pastasciuta mit Languste ...

Le Macao (Chez Antoine): in der Marine, T. 95 26 47 28. Von Mai bis Mitte September bekommt man in dieser erstaunlichen Fischerhütte Fisch in allen Spielarten zu korsischen Lieder serviert. Exotisches Seefahrerambiente und einzigartige Gastfreundschaft zeichnen diese Adresse aus.

Sehenswert

Panorama: vom terrassenartigen Vorplatz der katholischen Kirche öffnet sich ein fotogener Ausblick auf den Golf, den kleinen Hafen und die alten, blumengeschmückten Behausungen des Dorfes.

Römisch-katholische und griechisch-orthodoxe Kirche: die beiden stehen sich genau gegenüber. Die im barocken Stil gehaltene katholische Kirche datiert vom Anfang des 19. Jhs und wirkt dank ihrer weißen Fassade ausgesprochen mittelmeerisch. Ihre aufwendige Innenausstattung weist unter anderem ein lustiges Trompe-l´oeil sowie verschiedene alte Gemälde auf.

Die giechisch-orthodoxe Kirche, gegen Ende des 19. Jhs. errichtet, enthält vier Ikonen aus Griechenland, darunter eine Darstellung von Johannes dem Täufer auf dem Berg Athos (16. Jh.) sowie eine »Madonna mit Kind« im byzantinischem Stil, vermutlich aus dem 12. Jh. Ferner wunderschöne Gemälde auf Holz. Auch die Terrasse dieser Kirche beschert uns einen Postkartenblick aufs Meer. Amüsantes Detail: ein und derselbe Priester hält den Gottesdienst in beiden Kirchen ab. Er wechselt von einer Zeremonie zur anderen, und kein Gläubiger nimmt Anstoß daran.