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Warum Korsika?

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Korsika für Ästheten und Nostalgiker

Schönheiten der Insel

»Gelb die Sonne, blau der Himmel und ... schön ist Korsika«, würde die weitgereiste französische Schriftstellerin Marguerite Duras wohl sagen, wenn sie ihr Lager nicht in Trouville aufgeschlagen hätte.

Kleiner Spaß für unsere Belesenen, um klarzumachen, dass auch Korsika sich nicht mit ein paar wohlgesetzten Worten beschreiben läßt. Natürlich sind die Strände paradiesisch, die Buchten geheimnisvoll und abgeschieden, die Berge – die das Meer erst so blau und verführerisch erscheinen lassen – schwindelerregend steil und zerklüftet. Aber das ist es nicht allein, weshalb wir die Insel so berauschend finden. Vielmehr eine unnachahmliche Mischung aus scharfen Felsgraten und süßer Sinnlichkeit, aus abweisender Strenge und verlockenden Wohlgerüchen. Wie es scheint, unterliegen korsische Dörfer keiner Schwerkraft, sondern schweben gleichsam zwischen Himmel und Erde, waghalsig von den Bergrücken überhängend, einsam in tiefsten Buschwald gebettet – Zufluchten aus Stein und Schiefer, in deren Schoß Familiengeheimnisse und Vendettaschwüre schlummern.

Die Macchia gilt zurecht als Inbegriff des ursprünglichen Korsikas, Heimstatt wilder Sauen und streunender Kühe. Brunnen an den Straßen; lange Wintertage, fernab sommerlicher Betriebsamkeit – da bleibt genügend Zeit zur Herstellung von Coppa (über Kräutern geräucherte Schweineschulter), Figatellu (Schweinsleberwurst) und Eßkastanienmehl.

Die Macchia! Napoleon Bonaparte sagte einst, er vermöge seine Insel mit geschlossenen Augen wiederzuerkennen: nur an ihrem unverwechselbaren Duft! Erdbeerbäume, Mastixsträucher, Myrte und Lavendel gehen in der subtropischen Hitze höchst aromatische Verbindungen ein. Am Summen von tausend verborgenen Insekten, am Zirpen der Grillen und Gewusel der Ameisen, erkennt man das unsichtbare Leben um die Dörfer und Weiler. Und immer wieder wogt Feuersbrunst durch das üppige Grün. Dann senkt sich ein schwarzer Schleier über die verbrannte Erde, soweit das Auge reicht.

Niemand verfalle auf den Gedanken, Korsika sei plattes Land! Im Gegenteil: die wilde Oberflächenbeschaffenheit macht die Insel geradezu zum südeuropäischen Gegenstück von Holland. Ein Stück lyrischer Gravität inmitten der Freizeitgesellschaft. »Wir sind keine Dänen«, pflegte ein korsischer Minister in den siebziger Jahren zu sagen.

Nicht etwa, dass sich uns deshalb traurige Gedanken aufdrängen müßten, selbst wenn ein Vergleich mit dem Sizilien der Klageweiber naheliegt. Der bezwingenden Schönheit dieses Landes haftet vielmehr etwas Heiliges an. Hier wirken sogar die verstreuten Gräber heiter. Ob in der Macchia unter Zypressen und Olivenbäumen oder auf einem der abgeschiedenen Seefahrerfriedhöfe – immer ziehen sie ein Stückchen Himmel zur Erde herunter.