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Pino, Minerbio, Canari

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Zwischen Meer und Bergen (20228)

In dem ungewöhnlichen Dorf Pino an der Westküste der Halbinsel lebt es sich sozusagen in Schräglage: zwischen Meer und Bergen, umgeben von Zypressen, Pinien und allen Macchiadüften. Zahlreiche Bauten zeugen von vergangenem Reichtum: die barocke Sainte-Marie-Kirche mit ihren Kostbarkeiten im Inneren, die Casa Franceschi, ein gediegener Landsitz im ehemaligem Besitz reicher Auswanderer, und dann dieses merkwürdige Detail auf dem Friedhof: ein Grabmal in Form eines Bootes ... Zum Zeichen einer innigen Beziehung der Bewohner des Cap Corse zum Meer.

Man denke nur an Antoine Piccioni, der 1819 in Pino geboren wurde. Als er von dannen zog, sprach er zu seinem Vater: »Du wirst von mir nur hören, wenn ich reich geworden bin«. In Amerika entdeckte er eine Goldader und wurde reich wie Krösus; als er das Zeitliche segnete, gehörte ihm halb Guyana! Das Schloß Piccioni ist im Weiler Metino zu finden.

Wer an einem typischen alten Kap-Dorf interessiert ist, sollte sich mal Covili anschauen, das noch gewölbte Durchgänge und alte Wassermühlen – oder was davon übriggeblieben ist – vorzuweisen hat.

Minerbio

Winziges Nest ungefähr fünf Kilometer südlich Pinos in Richtung Canari. Gleich links zu Beginn des Dorfes fällt ein Grabmal in Gestalt eines römischen Pantheons mit Kuppeldach auf. Die Familie Calizi-Altieri liegt hier begraben: nur schade, dass der Stein so grau ist ...

Canari (20217)

Ein haarnadelschmales Sträßlein schraubt sich bis hinauf zum Dorf, das gleich einem Observatorium die Meereswellen überblickt. Erwähnung verdient die noch gut erhaltene Santa-Maria-Kirche im romanisch-pisanischen Stil (12. Jh.). Von hier oben öffnet sich ein atemberaubender Ausblick aufs Meer, vor allem bei Sonnenuntergang.

Kost & Logis

  • Au Bon Clocher: gute alte Dorfherberge in einem hohen Haus aus dem letzten Jahrhundert, unweit des Kirchplatzes. T. 95 37 80 15. Bietet das ganze Jahr über Unterschlupf. Von den bescheidenen Zimmern aus beneidenswerte Sicht auf Berge und Meer. Doppelzimmer mit Dusche und WC auf der Etage 220 F. Im angeschlossenen Restaurant serviert man eine leckere familiäre Küche. Angesichts der einsamen Lage des Dorfes sollte man sich für Halbpension entscheiden.
  • Auberge du Chat qui Pêche: in Abro, drei Kilometer südlich Canaris, am Rande der Küstenstraße in Richtung Nonza. T. 95 37 81 52. Bewirtung von März bis November. Die Katze (Chat) hat einen guten Fang gemacht, denn der Fisch ist frisch und die Schalentiere munden köstlich. Kleine, abgelegene Herberge mit bodenständiger, gemütlicher Einrichtung sowie einer soliden Küche. Ein paar ruhige Gemächer, die jedoch keine Aussicht zu bieten haben.
  • Restaurant U Scogliu (»der Fels«): am Jachthafen von Cannelle. T. 95 37 80 06. Vom 10. Oktober bis Ostern dicht. Vier Kilometer südlich von Canari; exzellentes Restaurant oberhalb der Felsen. Keine Menüs im Angebot, dafür aber Leckerbissen wie Meeresfrüchte im Schlafrock, Languste, Goldbrassen usw. Der Küchenchef kauft auf See ein, alles ist also fangfrisch. Eine geeignete Adresse, wenn man sich mal verwöhnen lassen möchte.

    Von Canari nach Nonza

    Das bis dahin üppige Grün weicht urplötzlich einem kahlen, grauen Gestein: ein riesiger, 1966 stillgelegter Asbesttagebau (franz. »amiante«) mit Resten von Werksgebäuden liegt vor uns. Diese für einen Science-Fiction-Film geradezu ideale Kulisse – The day after – weckt bei den Menschen der Halbinsel keine guten Erinnerungen: die meisten Arbeiter starben an unheilbaren, durch Asbest ausgelösten Krankheiten. Außerdem wurden die dunklen Strände von Marine d´Albo und Nonza mit dem Zeugs verseucht.

    Korsika ist das einzige Land der Welt, wo man Asbest als Grundstoff für Keramik verwandte. Die Formen waren sehr archaisch, und die Arbeit mit der Hand setzte sehr viel Sorgfalt und Geschicklichkeit voraus. Die Asbestadern wurden durch die Männer unter oft sehr mühseligen Bedingungen abgebaut; diese beförderten die weiße Asbesterde und, je nach der Örtlichkeit, den roten oder schwarzen Ton ins Dorf. Dann begann die Arbeit der Frauen, die ein Drittel Asbest und zwei Drittel Ton vermengten und das Ganze mit Wasser bedeckten. Dann erhielten sie durch Kneten nach besonderen Verfahren einen Kessel, einen Krug, einen Röster für Kaffee oder Kastanien, einen Holzkohleofen oder einen Topf.

    Nun wurden die Stücke mehrere Tage lang der Sonne ausgesetzt und mit einer Flüssigkeit von der gleichen Herkunft wie der Teig bestrichen und schließlich in Backöfen gebrannt. Wenn die Stücke rot wurden, war das Brennen beendet. Diese Töpferwaren wiesen keinerlei dekoratives Motiv auf; es waren Gebrauchsgegenstände, die man während der schönen Jahreszeit herstellte, wenn die Arbeiten auf dem Acker beendet waren und die Männer zur Verfügunge standen, und dieses Fehlen jedes Ornaments ist für die Gesamtheit der handwerklichen Erzeugung auf Korsika charakteristisch ...

    Übrigens: französischer Wein wird überwiegend auch heute noch durch Asbestfilter gedrückt.