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Calvi: Korsikas Schöne erkunden

Auf Kolumbus‘ Spuren

Zitadelle

Hoch oben auf einem felsigen Vorsprung, welcher die Stadt und die Bucht von Calvi überragt, thront die Zitadelle. Wir raten zu einer Besichtigung frühmorgens vor der großen Hitze und dem Touristenansturm oder aber spätnachmittags, wenn die Sonnenstrahlen besonders schön aufs Meer und die Balagne fallen. Der Bau der Zitadelle wurde im 12. Jh. in Angriff genommen; eine mächtige, eng mit der Republik Genua verflochtene Geschäftsbank (Office de Saint-Georges) sorgte für eine Befestigung. Die Stadtrepublik bekundete so nach außen hin ihre Herrschaft über die Insel. Die Zitadelle in Calvi steht also für sechs Jahrhunderte genuesischer Vorherrschaft. Über dem Eingang zur Feste prangt immer noch »Civitas Calvis semper fidelis«, ein Treuegelöbnis, das den Kontinentalfranzosen nicht gefallen wird.

  • Führungen: sich im Fremdenverkehrsamt, im Empfangsbüro der Zitadelle, erkundigen. T. 95 65 36 74. Zutritt vom 1. April bis Mitte Oktober. Die einzige Art und Weise, ins Innere des Antonius-Oratoriums zu gelangen.
  • Sich mit dem vom Verkehrsamt herausgegebenen Guide de la Citadelle (mit Wegbeschreibung) bewaffnen!
  • Gouverneurspalast: 1483 und 1492 befestigt. Heute ist hier die Sampiero-Kaserne untergebracht: stillgestanden!
  • Antonius-Oratorium (Oratoire de Saint-Antoine): gegenüber, in der schmalen Rue Saint-Antoine. Das 1510 erbaute Oratorium beherbergt heute ein Museum für sakrale Kunst.
  • Saint-Jean-Baptiste (Johannes der Täufer): die im 13. Jh. erbaute und gegen 1570 restaurierte Kathedrale birgt bemerkenswerte Kunstwerke: z.B. ein Taufbecken und einen Hochaltar aus buntem Marmor, das Tryptichon in der Apsis aus dem 15. Jh. und ein »Wunder-Christus« (Christ des Miracles) – Altar rechts neben dem Chor – der die Türken dermaßen beeindruckt haben soll, dass sie 1555 die Belagerung der Stadt aufhoben. Gut gemacht! Hier zeigt sich wieder einmal, dass Gott stets mit den Rechtgläubigen ist, ist er´s nicht?
  • »Christoph-Kolumbus-Haus«: eine nette Ecke im Nordteil der Zitadelle, wo es sich gemütlich unter blauem Himmel vagabundieren läßt. Was hat denn der Berufsentdecker hier verloren? Wir dachten, der käme aus Genua? Und nun haben korsische Gelehrte beschlossen, diese allgemein gültige These zu kippen. »Ici est né en 1441 Christophe Colomb« verkündet ein Schild. Aber bis dato haben die Herrschaften noch keinen ernstzunehmenden Beweis erbracht, lediglich Indizien, wonach Kolumbus unbekannten Karibikfischen einen korsischen Namen (Toninas) verliehen oder korsische Hunde und Pferde mit auf seine Schiffe genommen haben soll – und wieso keine Kühe, Schweine, Hühner oder Brocciu? Und überhaupt: auch wir nehmen auf Reisen gerne französischen Rotwein und Schweizer Käse mit; sind wir deswegen schon gebürtige Franzosen und Telljünger? Fehlt also nur noch der Hauptbeweis, die Geburtsurkunde des Christoph Kolumbus, die auch uns restlos überzeugen könnte. In der Zwischenzeit läßt es sich auf diesem Balkon über dem Mittelmeer wunderbar vom fernen Amerika träumen. Zumindest möglich ist aber, dass der Knabe Cristofero, aus Seefahrerfamilie, zeitweise mit Onkeln oder Vater hier wohnte.

    Hier der letzte Stand kolumbusfreundlicher Forschung: Kolumbus wurde 1451 als Genuese in Calvi geboren. Obwohl man dafür keinen schriftlichen Beweis findet, gibt es doch eine solche Häufung von Wahrscheinlichkeiten zu Gunsten dieser These, dass man sie als richtig betrachten kann. Calvi wurde 1268 von den Genuesern gegründet und blieb Genua gegenüber fünf Jahrhunderte hindurch treu: seine Bewohner konnten sich als Genuesen wie als Korsen bezeichnen.

    Christoph Kolumbus war der Sohn eines Wollkämmers; sein Geburtshaus lag in der Rue du Fil, und dort wohnten im 18. Jahrhundert noch immer Colombos, ihres Zeichens Weber. Der Sohn von Christoph Kolumbus, Don Fernando, versicherte, sein Vater sei nicht auf ligurischer Erde, sondern an der Küste Korsikas geboren. Nach seiner Ankunft in Spanien begab sich Christoph Kolumbus ins Kloster La Rábida, um sich mit dem Franziskanerpater Juan Perez zu unterhalten, »den er in seiner Sprache befragte«; Pater Perez, der den Seefahrer auf mehreren Reisen begleitete, war calvischen Ursprungs. Christoph Columbus schrieb auf Latein und auf Spanisch. Das einzige Schreiben, das man von ihm besitzt, ist in einem »dürftigen Italienisch« abgefaßt, und nach einem Biographen besteht es tatsächlich aus einem reinen korsischen Dialekt. Dieser Expeditionsführer war stets von Leuten aus Calvi umgeben. Calviner gab es auch an Bord der Karavellen und die Brüder Minucci aus Calvi wurden zu Gouverneuren von Panama und Porto Bello ernannt. Fünfzig Jahre nach der Entdeckung hatten sich auffällig viele Calviner auf den Antillen und in Südamerika niedergelassen.