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Teure Strände

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Italien: Platz an der Sonne kann teuer werden

Sonnenschirm und Strandliege - Vorsicht, Abzocke

Sonnenbaden wird zum Luxus

Santa Margherita Ligure, einer der schönsten Küstenorte im nördlichen Italien, sorgt momentan für unerfreuliche Schlagzeilen. 36 Euro kosten dort am Strand ein Sonnenschirm plus zwei Liegen pro Tag, 252 Euro die Woche, schreibt die Zeitung „La Repubblica“. Es ist noch gar nicht so lange her, da bekam man für das Geld fast ein Hotelzimmer.

Auch im feinen Forte dei Marmi ein paar Kilometer südlich sieht es nicht viel anders aus: Hier kostet die maritime Grundausstattung 32 Euro am Tag.

Billiger ist natürlich die Adria: In Rimini kostet der Spaß nur 14 Euro. Zwar ist Rimini schon längst nicht mehr der Teutonentreff von einst, dafür aber zur Hochburg des jugendlichen Partyrummels geworden.

Allerdings: Wer am feinen Lido vor Venedig ein Sonnenbad nimmt, dem knöpfen die ansässigen Luxushotels ein kleines Vermögen ab: 270 Euro pro Tag für ein „Gedeck“ in der ersten Reihe, das heißt außer zwei Liegen mit Sonnenschirm auch noch ein Badehäuschen zum Umziehen. Die zweite Reihe kommt mit 180 Euro da schon erheblich preisgünstiger.


Schwindel erregende Preise gibt es derzeit selbst vor den Toren Roms, jeweils 21 Euro zahlt man in Fregene und Ostia – zwar ist das Wasser dort alles andere als glasklar, überfüllt sind die Strände trotzdem.

„Caro mare“, teures Meer, stöhnt die Zeitung – und Millionen von Italienern mit ihr. 92 Prozent der Italiener wollen auch diesen Sommer wieder an die Küste. „Andare al mare“, ans Meer fahren, das ist für Millionen mehr als Urlaub oder bloßes Freizeitvergnügen – das ist ein Seelenbad. Doch Wirtschaftsflaute und „Teuro“ führen dazu, dass der Urlaub immer kürzer wird.

Findige Soziologen meinen gar, ein ganzes Stück Sommerkultur gehe durch die kürzeren Strandferien den Bach runter: Früher verbrachten die bessergestellten Ehefrauen in Italien mehrere Monate mit den Kindern am Meer, die Männer blieben zu Hause und mußten arbeiten.

Die Wochen, wenn der Asphalt in den Städten kocht, galten traditionell als Zeit der „scappatella estiva“, des sommerlichen Seitensprungs. Heiße Flirts am Strand führten manche Psychologen auf die Hormone zurück, die in dieser Jahreszeit hochkochten.

Heute gibt es stattdessen die Tendenz zum Kurztrip ans Meer.

Auch „la spiaggia“, der Strand selbst, ist nicht mehr das, was er einmal war. Daran sind unter anderem die Handys schuld, die ständig klingeln sowie die chinesischen Händler mit den gefälschten Rolex-Uhren, die ihre Runden machen. Es kommt vor, dass pro Stunde fast ein Dutzend Händler ihre Waren anbieten.

Aber Ruhe und Abgeschiedenheit sind ohnehin nicht das, was Italiener suchen. „Einsame Strände machen traurig“, erklärt eine hübsche Italienerin vor den Toren Roms. Deutsche Behaglichkeit und Strandburgen sind in Italien unüblich – eher geht es zu wie auf einem Präsentierteller. „Schließlich will man ja gesehen werden“, betont die schlanke Römerin.

Juli 2005