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Imprimatur

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Imprimatur

coverHistorische Detektivarbeit im Rom des 17. Jahrhunderts , List Verlag 2005; 9,95 EURO


Imprimatur = Druckerlaubnis. Bei theologischen Werken bezeichnet das Imprimatur die Druckgenehmigung durch einen katholischen Bischof. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil brauchte jede Buchveröffentlichung eine Imprimatur. Noch heute unterliegen die Veröffentlichungen von Theologen der Beobachtung und Beanstandung durch die Glaubenskongregation.

Wir befinden im Jahre 1683 in Rom. Neun Personen in der Herberge Locanda del Donzello sowie deren Wirt und sein Küchenjunge werden mit dem Tod eines Gastes konfrontiert. Der Verdacht: Pest. Die Herberge wird unter Quarantäne gestellt und niemand das Gebäude verlassen.

Einige der Gäste, unter ihnen der wichtigste Agent des französischen Königs Ludwig XIV, Abbé Atto Melani, vermuten dagegen vielmehr einen Mord. Der Abbé beginnt gemeinsam mit dem Küchenjungen, den Todesfall und seine Hintergründe aufzuklären. Dabei stellt sich bald heraus, dass jede Person in der Herberge, der französische Gitarrenspieler, der venezianische Glaskünstler, der toskanische Arzt, der englische Flüchtling, die Kurtisane, der neapolitanische Astrologe und auch der undurchsichtige Abbé, Geheimnisse zu verbergen haben. Zwischen dem Sonnenkönig Ludwig und seiner Gemahlin Maria Theresia tobt unterdessen ein Kampf um die Belagerung Wiens. Ein Wettlauf um den Pesterreger, das secretum pestis, und sein Gegenmittel, das secretum vitae, hat begonnen. Wer hat das Serum? Und wer plant die Ermordung des Papstes Innozenz XI?

Ein spannender historischer Politthriller, der den Leser immer wieder auf falsche Fährten lockt und so konstant spannend bleibt. man muss nur die ersten fünfzig Seiten überwinden, die dem ungeübten und zum überfliegen neigenden Leser doch etwas schwer fallen könnten. Die Sätze sind lang, mit schier unendlichen Einschiebungen versehen und wirken zunächst schnell ermüdend. Zur Verdeutlichung ein Auszug aus den ersten Seiten:


"Wer so zeterte (ich erkannt ihn kaum hinter dem Lanzengewirr, mit dem die Bewaffneten ihn in Schach hielten), war Pater Robleda, der spanische Jesuit, welcher bei uns logierte und, vor Panik nach Luft ringend, mit rot angeschwollenem Hals rumbrüllte. So laut, dass es mich an das heftige Quieken erinnerte, das Schweine ausstoßen, wenn sie, kopfüber aufgehängt, abgestochen werden."

Ein spannender und glaubhafter historischer Thriller, dessen Auflösung die ganze Aufregung wert ist.

Angeblich haben die Autoren Rita Monaldi und Francesco Sorti zehn Jahre für diesen Roman recherchiert. Dabei sind sie wohl auch auf Dokumente gestoßen, die einen seit Jahrhunderten bestehenden Streit zwischen Historikern klären. Auf diesen Dokumenten basiert der politische Skandal, der die Geschichte des Romans ausmacht.

Ein gut recherchierter, überaus spannender aber auch schwieriger Roman, der direkt neben "Das karmesinrote Blütenblatt" ins Bücherregal gestellt werden sollte.

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M.M.