Jagd

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Paradis für Jäger?

Täglich grüßt das Murmeltier

Die Mongolei ist reich an jagdbaren Tieren, und Mongolen sind leidenschaftliche Jäger. Von den über 130 Säugetierarten sind 51 für die Jagd von Bedeutung. Vorrang kommt dabei den Pelztieren zu, vor allem dem Murmeltier (Tarabagan), das sich nur von Pflanzen ernährt und in Steppe und Gebirgswaldsteppe, alpiner und subalpiner Höhenstufe der Hochgebirge lebt.

Tarabagan

Die »Murmeltiersaison« dauert allerdings nur reichlich zwei Monate bis Mitte Oktober, da sich danach das Nagetier auf sechs Monate in sein metertiefes Erdloch zum Winterschlaf zurückzieht. Zuvor lagert es beachtliche Fettvorräte in den inneren Organen und unter der Pelzhaut ab, von denen es bis zum Erscheinen der ersten grünen Pflanzen zehrt.

Die Abschußzahl lag Anfang der 60er Jahre noch bei weit über 2 Millionen, wurde dann aber stark reduziert und liegt gegenwärtig bei etwa 800.000 pro Jahr, um den Bestand wieder anwachsen zu lassen. Das Fell des Nagetiers wird auf dem Weltmarkt höher bewertet als Felle aus anderen Herkunftsländern.

Außerdem gilt das Fleisch in der mongolischen Küche als Delikatesse. Kurz vor dem Winterschlaf liefert ein ausgewachsenes Tier im Durschnitt 3,3 kg Fleisch und 1,2 kg Fett.

Wolf

Besonders stark ist der Wolf der Jagd ausgesetzt, der in Anbetracht des »Schadens«, den er alljährlich durch das Reißen von Nutztieren anrichtet, ohne Schonzeit geschossen werden darf. Die Hauptjagdzeit liegt jedoch im Winter, da dann der Pelz des grauen Räubers sehr dicht ist. In vielen Gegenden werden in dieser Zeit besondere Gruppen von Wolfsjägern gebildet. Die jährliche Abschußquote liegt gegenwärtig bei 4000 bis 5000 Tieren.

Fuchs

Auch die Jagd auf Fuchs und Eichhörnchen ist beachtlich, und die Fellausbeute beider Arten lag in der Vergangenheit bei über 100.000 Stück pro Jahr. Inzwischen wurden aber drastische Einschränkungen erlassen. So ist seit 1975 die Jagd auf den Fuchs für eine begrenzte Zeit gänzlich untersagt. Dadurch sollen seine Bestände wieder steigen, nachdem durch ihren starken Rückgang die Zahl der Steppenmäuse und anderer Nager explodiert war. In einigen Gebieten hatten Nager bereits die Futtergrundlage für die Weidetiere ernstlich beeinträchtigt.

Beschränkungen

Einschneidende Beschränkungen wurden auch für andere Pelztiere wie sibirischer Marder, Hermelin, Iltis und Luchs erlassen. Schonzeiten haben Hirsch, Wildschaf und Wildziege. Für den Abschuß eines Bären muß eine Lizenz erworben werden. Jährlich werden 500 bis 600 Bären »freigegeben«.

Zobel, Steinmarder, Fischotter und Biber stehen seit Jahrzehnten unter strengem Schutz, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Diesen Maßnahmen ist es zu danken, dass sich die Bestände der geschützten Tierarten in den letzten Jahrzehnten wieder erheblich vergrößerten. Neben der Pelztierjagd gewinnt nun die Pelztierzucht in großen Farmen an Bedeutung.

Jagdtourismus: Ja Oder Nein?

Die Mongolei ist trotz der genannten Beschränkungen ein Paradies für Jäger. Juulchin veranstaltet Jagdtouren auf weiße und graue Rebhühner, schwarze Waldhühner, Wildgänse und wilde Enten. Die Jagderlaubnis auf einen wilden Bock, das größte Schaf der Erde, kostet soviel wie ein Kleinwagen, eine zwölftägige Jagdtour über sogar noch mehr.

Lange protestierten Tierschützer gegen den Jagdtourismus. In jüngster Zeit rücken manche Naturschutzverbände aber vom traditionellen Artenschutz-Verständnis ab, das besagt, Wildtiere seien vor dem Zugriff des Menschen zu schützen.

Das neue Konzept »Schutz durch Nutzung« besagt, dass Artenschutz nicht gegen die Menschen durchgesetzt werden kann, deren Interessen in Konflikt mit denen der Wildtiere geraten. Wildtiere müssen für die Bevölkerung eine wirtschaftliche Bedeutung behalten. Auch Trophäenjagd kann laut WWF und IUCN unter bestimmten Bedingungen eine Form nachhaltiger, ressourcenschonender Nutzung sein. Wildbiologen erinnern daran, dass die Jagd, die vor allem älteren männlichen Tieren gilt, auf Bestand und Reproduktionsfähigkeit einer Population keinen negativen Einfluß hat.

Eine andere Frage ist, ob man aus purem Lustgewinn und ohne natürliche Notwendigkeit das Leben eines anderen Wesens auslöschen will.

Es gibt 18 Jagdzentren im Mongolischen Altai, Gobi-Altai, Changai und Chentii. Näheres bei der Mongolian Hunting Association, Under gegen Zanabazarin gudamj, Ulaan Baatar, T. 360 067 und 360 267.