Vegetation I

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Flora

Vom Wald zur Gebirgssteppe

Die Vegetation der Mongolei reicht vom Gebirgsnadelwald im Norden über die Gebirgssteppe und Steppe im Zentrum bis zur Wüstensteppe und Wüste im Süden. Im Hochgebirge herrscht eine an die Höhenlage angepaßte Vegetation vor. Am artenreichsten ist das Changaigebirge, am artenärmsten die Gobi. Der Süden gehört zur asiatischen Wüstenregion, der Norden zum eurasischen Waldgebiet.

Die Pflanzenwelt kann man nicht als eigenständig bezeichnen. Vielmehr wanderten Pflanzen aus den Nachbargebieten ein und paßten sich den kalt-trockenen Bedingungen an. Die klimatischen Verhältnisse beschränken den Artenreichtum.

Zonale Abfolge

Gesetzmäßig ist die zonale Abfolge der Vegetation von Norden nach Süden, mit der sich eine Änderung der Bodentypen und ein Wandel in Auftreten und Verbreitung bestimmter Tierarten verbindet.

Von der Gebirgstaiga im Norden des Landes reicht die Mongolei bis in die winterkalten Wüsten Innerasiens im Süden. Die Steppengebiete im Osten und Westen sind sehr gute Weideflächen, wobei die große Zahl unterschiedlicher Gräserarten auffällt. Die im Herbst goldene und im Sommer hellgrüne Steppe ist voller Wildblumen, die bewaldeten Hügeln schimmern wie dunkelgrüner Samt. Salzpflanzen sind im Wüstengebiet verbreitet, während Moose und Flechten hauptsächlich in den Hochgebirgen wachsen.

Je mehr man sich der Gobi nähert, desto größer wird die Anzahl der Straucharten. In Wüstensteppe und Wüste mit ihrem sehr trockenen Klima wachsen vor allem salzliebende Sträucher mit fleischigen (sukkulenten) Blättern. Stärkere Holzentwicklung am Ansatz der Triebe und Kleinwüchsigkeit schützen gegen die Verdunstung. In der Gobi ist die Flora relativ ärmlich, wobei zumeist Saksaulgewächse zu finden sind.

Bislang wurden 104 Familien mit 2260 Arten gezählt, darunter 140 Baum- und Straucharten.

Wald

Wald bedeckt rund 9,6% des Landes, eine Fläche, die etwa Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz entspricht.

Vorherrschend sind Nadelbäume: Sibirische Lärchen, daurische Lärchen, Sibirische Fichten, Kiefern, Sibirische Tannen und Sibirische Zedern oder Arve. Während die Lärche vor allem in geschlossenen Waldgebieten zu finden ist, bevorzugen Zedern die Chöwsgöl-Ufergegend und das Chentii-Gebirge.

Laubwälder gibt es vor allem in den Flußauen. Am häufigsten trifft man auf Birken, Espen, Pappeln, Wüstenulmen und Weiden, dazu Faulbeeren, Geißblatt, Hagebutte und Rosmarin.

Die ausgedehntesten Wälder finden sich im nördlichen Landesteil, an den Nordhängen von Changai und Chentii, dagegen kaum im Altai. Die Südgrenze der Waldgebiete liegt auf der Höhe von Ulaan Baatar.

Taiga

Im Norden des Landes, im Chentii, im Chöwsgöler Gebirgsland und auf einem kleinen Areal im Nordosten des Changai erreichen die südlichen Ausläufer der ostsibirischen Taiga den mongolischen Raum. Die Gebirgstaiga, die 4,1% des Landes bedeckt, wird vorwiegend von der sibirischen Lärche aufgebaut, der stets auch Zirbelkiefer und Tanne beigemischt sind. Die Zirbelkiefer mit ihren hochwüchsigen schlanken Stämmen herrscht in den höheren Gebirgslagen vor, die Lärche in den unteren Stufen.

Die verhältnismäßig dichten Wälder der Gebirgstaiga werden an der Bergwaldgrenze durch Block- und Geröllhalden aufgelichtet und mitunter in Einzelbestände aufgelöst. Der Unterwuchs ist artenarm. Preiselbeer- und örtlich auch Heidelbeerkraut herrschen in der Krautschicht vor.

Die Täler der Taigazone sind als Folge der Dauerfrostunterlagerung oft weithin versumpft und von rutenartig und dicht stehenden 2 bis 3 m hohen Birken bestockt.

Die Gebirgstaiga ist außerordentlich dünn besiedelt. In der Chentiitaiga gibt es überhaupt keine ständig bewohnten Siedlungen.

Gebirgssteppe

Nach Süden zu lichtet sich der Wald, und zunehmend schieben sich waldfreie Flächen dazwischen. Hier beginnt ohne Grenze die Gebirgswald- und Gebirgssteppe, die mit abnehmendem Niederschlag nach Süden allmählich in die baumfreie Landschaftszone der Kurzgrassteppen überleitet.

Die mongolischen Steppen, die 51,3% der Landesfläche bedecken, gehören der eurasiatischen Steppenzone an, die von Ungarn über die Ukraine und Kasachstan bis in den Nordosten von China reicht. Sie weisen allerdings als Folge des strengen kontinentalen Klimas und der Höhenlage floristische Besonderheiten auf.

Für die Gebirgswaldsteppen der Mongolei ist eine regelmäßige Verteilung von offener Steppenflur und Wald typisch. So sind ganz auffallend die Nordhänge der Täler und die nach Norden exponierten Gebirgsflanken mit Wald bestanden, während die der Sonne zugekehrten, baumlosen Südseiten nur Steppenvegetation tragen. Je weiter man nach dem Süden kommt, um so ausgeprägter gilt dieses Verteilungsprinzip.

Die strahlungsgeschützten Nordhänge ermöglichen auf Grund ihrer günstigeren Bodenwasserverhältnisse noch die Existenz von Baumbeständen, fast ausnahmslos lichte, unterwuchsreiche Lärchenwälder. Nur in den Fluß- und Bachauen dominieren Laubhölzer, besonders Zitterpappeln und Birken.

Leitpflanzen der Steppenareale sind die haarförmigen Federgräser. Infolge der Höhenlage sind jedoch auch hochwachsende Gräser und Kräuter des alpinen und subalpinen Bereichs häufig, so verschiedene Edelweiß- und Enzianarten. Die Steppenareale sind reich an Heilpflanzen und Zwiebelgewächsen, die von der Bevölkerung fleißig gesammelt werden. Allein an Heilpflanzen sind rund 400 Arten bekannt.

Die Gebirgssteppe ist die am dichtesten besiedelte Landschaftszone, da sie mehr als alle anderen eine wirtschaftliche Betätigung begünstigt. Ihr dichter Gräser- und Kräuterbestand bietet die günstigsten Weidegebiete. Sie eignet sich auch am besten für die Heugewinnung und als Ackerbaugebiet. Die Niederschläge reichen gerade noch aus für einen erfolgreichen, wenn auch nicht völlig risikofreien Anbau von Sommergetreide und Hackfrüchten.