Um den Changai

Body: 

Kristall- und kräuterreiche Landschaften

Changai, Chanchuchii und das Tal der Gobi-Seen

In den Aimaks Archangai, Zawchan, Bajanchongor, Öwörchangai

Die zentrale Gebirgslandschaft des Landes bildet der vorwiegend aus Graniten und kristallinen Gesteinen aufgebaute Changai, der mit dem Chentii-Gebirge zur Mongolisch-Ochotskischen Faltenzone, einer alten gehobenen Rumpffläche, gehört. Er erstreckt sich über 600 km vom Becken der Großen Seen im Nordwesten bis zur Chalch-Ebene im Osten.

Der Hauptkamm, von dem das Tarwagatai-Gebirge in nordöstlicher Richtung abzweigt, steigt im Mittel von rund 2600 m im Osten auf 3400 m im Westen an und bildet über weite Strecken ausgedehnte Hochflächen mit Zeugen pleistozäner Plateauvergletscherung. Darüber erheben sich nur vereinzelt Hochgebirgsmassive bis in die suvnivale Frostschuttstufe. Der Changai weist bis auf den steilen, felsigen Hauptkamm gerundete Formen auf. Heute ist nur ein Gipfel schneebedeckt. Vor einigen hunderttausend Jahren, im Pleistozän, waren es dagegen noch viele Gipfel, wie Kare, geglättete Felsen, Blockmaterial, versumpfte Senken und kleine Seen auf den Hochflächen beweisen.

Der Ostflügel des Changaigebirges geht als Chentii in das Jablonowgebirge über.

Allein im alpinen, bis 4031 m aufragenden Otgon Tenger Uul, dem höchsten Gipfel des Gebirges, wird die nivale Höhenstufe erreicht. Er trägt eine weithin leuchtende Firnkappe, von der aus kleine Hängegletscher steil zu Tale ziehen. Außerhalb des Otgon-Tenger-Massivs herrschen fast ausnahmslos weiche und abgerundete Formen vor. Die Täler sind teilweise tief in das Gebirge eingeschnitten. Nicht selten treten auch weiträumige Talkessel auf. Eine typische Erscheinung ist die weitverbreitete Talasymmetrie, ausgeprägt besonders bei den Ost-West verlaufenden Tälern.

Den steilen und vielfach felsigen südexponierten Steppenhängen stehen flachgeneigte, oft waldbestockte Nordhänge gegenüber.
Nordflanken. Zahlreiche basaltische Vulkankegel oder die mächtigen Basaltdecken, in die die Flüsse tiefe Schluchten eingegraben haben, verleihen dem Changai besondere morphologische Züge. So füllt beispielsweise eine schwarzbraune Basaltdecke mit großen Blockfeldern und Klippen auf über 100 km Länge das gesamte obere Orchontal aus. Der fischreiche Gebirgsfluß hat sich bis zu 35 m Tiefe schluchtartig in diese Decke hineingeschnitten. Hier führt ein kleiner Nebenfluß über eine nahezu 25 m hohe Basaltwand sein Wasser dem Orchon zu ' der schönste Wasserfall der Mongolei.

Die südexponierte Gebirgsflanke ist nahezu waldfrei und wird von der Gebirgssteppe beherrscht, während die Nordseite der Gebirgswaldsteppe angehört. Der aus Lärchen und teilweise auch Birken aufgebaute Wald stockt vorwiegend auf den Nordhängen. Die kräuter- und gräserbestandenen Gebirgssteppen sind reich an Edelweiß und Enzian.

Im gesamten Gebirgsbogen des Changai und besonders an seiner nördlichen Abdachung herrschen günstige klimatische Bedingungen, so dass sich hier der historische und wirtschaftliche Kernraum befindet, in dem die Hälfte der Bevölkerung siedelt. Jagd und Forstwirtschaft sind hier ebenso möglich wie Ackerbau und Weidewirtschaft.

Südflanken. Im Süden und Südosten erstreckt sich das relativ ebene, eintönige Südchangai-Plateau. Es wird nur an wenigen Stellen von einzelnen Bergkuppen überragt und trägt über große Strecken hin schon wüstensteppenhafte Züge. Die das Plateau querenden Südchangaiflüsse haben bereits den Charakter von Fremdlingsflüssen.

Im Aimak Uws

Die westliche fingerförmige Fortsetzung des Changai bildet die schmale Gebirgskette des Chanchuchii. Scharf umgrenzte und steil ragt sie aus dem Becken der Großen Seen auf. Die völlig waldfreie Südflanke wird von Wüstensteppen oder trockenen Kurzgrassteppen bedeckt, während die Nordflanke Nadelwälder und kräuterreiche Gebirgssteppen trägt.

In den Aimaks Uws, Chöwd, Zawchan und Gow Altai

Das Becken der Großen Seen ist allseitig von hohen Gebirgen umschlossen und rund 100.000 qkm groß. Drei Teilsenken gliedern die Depression, in der die größten abflußlosen Seen der Mongolei liegen. Die Seen werden von sanft geneigten Ebenen umgeben, in die häufig kleine Salzpfannen und kleinkuppige Erhebungen eingelagert sind. Süßwasser haben nur der vom wasserreichen Chowd und anderen Altai-Flüssen gespeiste Char-Us-See (1852 qkm) und der mit ihm verbundene Char-See (575 qkm). Uws Nuur (3350 qkm), Chjargas Nuur (1407 qkm) und Dürgen Nuur (305 qkm) führen dagegen Salzwasser.

Uws-Senke. Die rund 250 km von Ost nach West verlaufende Uws-Senke bildet ein in sich abgeschlossenes Binnenentwässerungsgebiet, das an seiner tiefsten Stelle vom größten Salzwassersee der Mongolei erfüllt wird. Seine Umgebung bedecken zum großen Teil Wüsten mit spärlichem Pflanzenwuchs und Salzsümpfen. Im Osten werden große Areale von wandernden Barchandünenfeldern eingenommen. Die außertropischen Wüsten der Erde dringen hier am weitesten nach Norden vor. Sie überschreiten 50 Grad nördlicher Breite, was etwa der Breitenlage von Prag entspricht. Östlich der Seen gibt es bis zu 75 m hohe Dünen, doch sind nur 2,5% der Region mit Sand bedeckt.
Chjargas-Senke. Größer dehnt sich die südlich anschließende Chjargas-Senke aus, deren Seen von den wasserreichen Gebirgsflüssen Chowd (516 km) und Zawchan (808 km) gespeist werden. Trotz des Wasserreichtums beherrschen Wüsten und Wüstensteppen das Land: der Niederschlag im Lee des Mongolischen Altai erreicht kaum über 100 mm im Jahr.

Die Senke wird an drei Seiten von hohen Altai-Ketten umgeben. Ihre Ränder säumen ein zerschnittenes Gebirgsvorland. Nach der Senkenmitte zu treten Takyre, Salzpfannen und Sandfelder auf. Hier wächst großflächig der Saxaul.

In den Aimaks Gow Altai, Bajanchongor, Öwörchangai und Dundgow

Nach Südosten setzt sich die großräumige Senkenzone im Tal der Gobi-Seen fort, das 105.000 qkm bedeckt und sich von Ost nach West über 650 km erstreckt. Auch in dieser schmalen Depression liegen zahlreiche abflußlose Salz- und Süßwasserseen, die durch flache Schwellen voneinander getrennt sind. Sie verändern periodisch infolge geringer Tiefe und unregelmäßiger Wasserzuführung durch die Changai-Flüsse ihre Areale. Der bedeutendste ist der B'n-Tsagaan-See (252 qkm), der nach einem Erdbeben 1957 seine Seefläche infolge positiver Seebodenveränderungen erheblich vergrößerte.

Wüstensteppen mit vereinzelten kleinen Wüstenarealen dominieren auch hier. Flüsse gibt es nur wenige.