Naturschutz

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Harmonie zwischen Nomaden und Natur

Mongolische Anstrengungen zum Artenerhalt

Die Mongolei ist reich an Naturschönheiten, die vielfältige Flora und Fauna ist noch intakt. Eine angemessene Beziehung zur Natur war für die Nomaden seit jeher überlebenswichtig. Zur Zeit gibt es dreizehn Naturschutzgebiete.

In wenigen Ländern wird so bewußt darauf geachtet, wie Wirtschaftsentwicklung, Tourismus, Natur- und Landschaftsschutz in Einklang zu bringen sind. Um den Charakter typischer Landschaften zu bewahren und seltene Tier- und Pflanzenarten vor dem Aussterben zu bewahren, sollen insgesamt 20 Schutzgebiete eingerichtet werden, in denen Jagd, Holzeinschlag und das Sammeln von Heilkräutern und seltenen Pflanzen verboten sind.

Das erste Schutzgebiet wurde 1778 im Bereich des Bogd Uul südlich von Ulaan Baatar angelegt. Das früher als heilig verehrte, von zahlreichen Legenden umwobene Bergmassiv hat dadurch trotz unmittelbarer Großstadtnähe seine Anziehungskraft bis heute behalten.

Um ein Naturschutzgebiet besuchen zu können, ist eine Genehmigung nötig, die am Zufahrtstor erteilt wird. In der Regel geschieht dies ohne große Umstände – Ausnahmen sind aber möglich. Auskunft erteilen die Tourenveranstalter und Fremdenverkehrsbüros in Ulaan Baatar.

Gobi-Nationalpark

Das größte Naturschutzgebiet des Landes bildet der Altai-Gobi-Nationalpark. Er wurde 1975 mit Unterstützung des UN-Umweltprogramms eingerichtet und erstreckt sich vom Gobi-Altai bis zur chinesischen Grenze auf einer schwer zugänglichen Fläche von 45.000 qkm. Damit ist der Nationalpark etwas größer als die Schweiz.

Leichter erreichbar und damit häufiger besucht (was nicht viel heißt) ist der Nationalpark Süd-Gobi im Aimak Ömnögow.

Nach mongolischer Lesart gibt es 33 besonders seltene Tierarten in der Gobi. Dazu zählen »Argal« (Wildschaf), »Irves« (Schneeleopard), »Chulan« (Wildesel), »Chawtagai« (Wildkamel) und »Masaalai« (Gobibär).

Das Wildkamel, vor nicht allzu langer Zeit noch vom Aussterben bedroht, hat sich in der Gobi beachtlich vermehrt. Es werden bereits wieder über 700 Tiere gezählt. Gleiches gilt für den Wildesel, dessen Bestand auf 2500 Tiere angewachsen ist. Einen Esel zu töten, bringt nach heutigem Glauben Unglück.

Nicht mehr gefährdet ist der an der gebirgsreichen Nordgrenze des Altai-Gobi-Nationalparks heimische Schneeleopard, von dem es in der subalpinen und alpinen Höhenstufe über 150 Exemplare gibt.

Sorgenkinder Gobibär & Biber

Sorgen hingegen bereitet der Gobibär, dessen geringe Zahl von nur 30 Tieren kaum zum Überleben der Art reicht. In jüngster Zeit wurden einige Steppenpisten, die an den wenigen natürlichen Wasserstellen vorbeiführten, verlegt, um den außerordentlich scheuen Bär in seinem natürlichen Lebensraum nicht zu stören.

Ehemals war auch der zentralasiatische Biber weit verbreitet. Doch wegen seines begehrten Pelzes und des wohlschmeckenden Fleisches wurde er über Jahrhunderte hin stark gejagt und fast ausgerottet. Die wenigen verbliebenen Biberkolonien in kleineren Flußläufen des Altai stellte die Regierung deshalb bereits in den 20er Jahren unter strengen Schutz, so dass sein endgültiges Aussterben verhindert werden konnte.

Um die Vermehrung der Tiere zu fördern, haben Zoologen der Staatsuniversität in Ulaan Baatar und der Martin-Luther-Universität in Halle 1974/1975 ein erfolgreiches Experiment durchgeührt. Sie fingen im Bulganfluß auf der Südabdachung des Mongolischen Altai zahlreiche Biber ein und siedelten sie 300 km nördlich wieder an, am Mittel- und Unterlauf des Chowd, da dieser Flußlauf optimale Lebensbedingungen für Biberpopulationen bietet. Inzwischen haben sich die Tiere an den neuen Siedlungsplätzen stark vermehrt. Um diesen Prozeß weiterzuführen, wurden weitere Biberplätze an Flüssen des Mongolischen Altai für die Ansiedlung ausgewählt. Damit sollen zugleich die Voraussetzungen geschaffen werden, dass eines Tages auch wieder Biberfelle aus der Mongolei exportiert werden können.

Nationalparkprogramm

Im August 1992 erarbeiteten deutsche und mongolische Fachleute unter dem Dach des World Wide Fund for Nature (WWF) ein »Nationalparkprogramm Mongolei«. Schon früher konnte die Umweltstiftung WWF Deutschland entscheidende Schritte für den Naturschutz in Osteuropa und Eurasien einleiten, etwa bei der Ausweisung des Arktisreservats auf der Taymir-Halbinsel in Sibirien.

»Die Mongolei bietet die auf der Welt einzigartige Möglichkeit, die Abfolge der großen Landschaftszonen von einer der größten Waldregionen der Erde zu einem der größten Trockengebiete in einem Netz großer Schutzgebiete zu sichern«, befanden die Experten. Geplant ist die Einrichtung folgender Nationalparks.

In der Hochgebirgszone des Mongolischen Altai mit Berggipfeln über 4000 m leben Steinbock und Wildschaf.

Das Nordwestmongolische Seengebiet bildet ein geschlossenes, von Bergen umgebenes Ökosystem mit einer reichen Vogelwelt. Es ist auch Heimat des Bibers.

Der Chöwsgöl-See steht schon unter Naturschutz. Der geplante Nationalpark soll jedoch auch die umliegende Landschaft umfassen. Sie ist heute noch ein Jagdgebiet, in dem Zobel, Bären, Hirsche, Elche und Fischotter leben, in dem aber auch Phosphatvorkommen locken.

Das Changai-Gebirge, als einziger der geplanten Nationalparks dicht besiedelt, ist Heimat von Waldbewohnern und Elchen.

Am Fluß Orchon liegt die Stadt Charchorin an der Stelle Karakorums, der einstigen Hauptstadt der Großkhane.

Schneeleopard, Steinbock, Wildschaf und Antilope leben im Gobi-Altai-Gebirge, dessen Gipfel fast 4000 m erreichen.

Im nördlichen Chentii-Gebirge mit Höhen um 2500 m, das fast bis in die Hauptstadt heranreicht, würde der Nationalpark große Waldregionen, Waldsteppe und Hochgebirgstundra umfassen. Zur Zeit sind hier noch Jagdgebiete, in denen devisenschwere Besucher Jagd auf Zobel, Bären, Elche und Luchse machen – wofür die devisenarme Regierung immer wieder Ausnahmegenehmigungen erteilte.

Die Ostmongolische Steppenzone schließlich mit Gebirgen und Halbwüsten an der Grenze zu China ist Heimat der Mongolen-Antilopen. Diese weißschwänzigen Gazellen sammeln sich in schlechten Zeiten zu Tausenden auf ihren Wanderungen. Auch der Fischotter ist hier anzutreffen.

Modell Mongolei?

In der Mongolei bestehen nach Einschätzung der Fachleute günstige Voraussetzungen, um Wirtschaftsentwicklung und Naturschutz unter einen Hut zu bringen und damit ein Modell nachhaltiger Entwicklung für wenig industrialisierte Länder zu schaffen. Dabei kommt der Entwicklung eines umweltverträglichen Fremdenverkehrs besondere Bedeutung zu. Die Regierung setzt verstärkt auf Öko-Tourismus, der den Jagdtourismus ablösen soll.

Die allgemeinen Wachstumsraten des Fremdenverkehrs in der Welt – so die deutschen Berater – versprächen gerade in der Mongolei mit ihren außergewöhnlichen Naturräumen und mannigfaltigen Pflanzen- und Tierwelt eine stabile Entwicklung. Die Beispiele Südafrikas, Venezuelas, Costa Ricas und anderer Länder, die bis zu einem Drittel ihrer Territorien als Nationalparks unter Schutz gestellt haben, zeigen, dass diese Parks einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen können.

In der Mongolei, sagte Ex-Staatspräsident Otchirbat auf dem Umweltgipfel in Rio 1992, seien die Menschen immer bereit gewesen, ihre Umwelt zu schützen. Dem ehrgeizigen Modell könnte Erfolg beschieden sein.

Auskünfte über Umweltschutz beim Umweltministerium, Baigal Orchnyg Khianaltin Ulsin Khoroo, Ulaan Baatar, T. 328 623 und 326 595, und bei der Mongolian Nature & Environment Association, Sambuugin gudamj 16, Ulaan Baatar, T. 326 330 und 329 073.