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Cirque de Salazie und Hell-Bourg

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Die Cirques

Heiße Quellen für die feine Gesellschaft

Durch Absenkungen infolge von Vulkanausbrüchen entstanden, verdanken die Cirques ihr einzigartiges Relief aus Schluchten, Plateaus und Steilwänden jahrtausendelanger Erosion. Im eigentlichen Sinne zählt zu den Talkesseln Mafate, Salazie und Cilaos auch der Forêt de Bélouve, der aufgrund unterirdischer Wasserläufe nicht ganz so stark ausgeschwemmt wurde wie die drei anderen Cirques, in deren Mitte majestätisch das Bergmassiv des Gros Morne (3 013 m) und Piton des Neiges (3 069 m) thront.

Cirque de Salazie und Hell-Bourg

Der im nordöstlichen Zentrum der Insel gelegene Cirque ist von Saint-André aus über die D48 zugänglich. Schon am Eingang des Talkessels offenbart sich sein Zauber in unzähligen Wasserfällen, die sich wie Fäden an den steilen Felswänden der Bergmassive herunterschlängeln. Kurz vor der symbolischen Pforte zum Cirque, einer Brücke die als l'Escalier bezeichnet wird, fährt man unter dem Roche qui pleure hindurch, einem kleinen Wasserfall, der sich vornehmlich nach der Regenzeit bemerkbar macht und direkt auf die Straße niedergeht.

Viele Autofahrer bremsen unter dem »weinenden Stein« nicht nur wegen der schlechten Sicht und der nassen Fahrbahn, sondern um die Gelegenheit für eine kostenlose Wagenwäsche zu nutzen. Salazie, was im Madegassischen soviel wie »gutes Lager« bedeutet, war lange Zeit Zufluchtsort für vorwiegend aus Madagaskar stammende, von den Plantagen der Küstenregionen entflohene Sklaven.

Viele Orte im Cirque tragen noch heute die Namen berühmter Schwarzer, so zum Beispiel der Piton d'Anchaing, um den sich zahlreiche, traurige Legenden ranken. Anfang des 19. Jahrhunderts zogen immer mehr weiße Siedler in den Cirque, die sich, von den großen Plantagenbesitzern der Küsten ihrer Grundlagen beraubt, auf dem fruchtbaren Boden der Höhen eine neue Existenz aufbauen wollten.

Die üppige Vegetation verdankt der Cirque dem feuchtwarmen Klima des Ostens, das ihm bis heute reiche Ernten beschert. Berühmt wurde er vor allem für sein Chou-chou, eine Gemüsepflanze deren hellgrüne, gurkenähnliche Knollen ebenso verzehrt werden wie die Blätter und Ranken.

Anfang das 20. Jahrhunderts rückte der Salazie ins Licht der Modewelt, als aus den getrockneten und ausgeschabten Fasern des ursprünglich aus Brasilien stammenden Chou-chou, Hüte und andere Accessoires für die feine Gesellschaft Europas produziert wurden. Die italienischen Hauptabnehmer brachten ihr den Namen »Pai d´Italie« ein.
Die erste größere Ortschaft des Cirque stellt das gleichnamig Salazie dar. Die wenigsten Besucher halten sich lange in der von Betonhäusern dominierten Siedlung auf.

Profitieren sollte man ggf. vom Geldautomaten (akzeptiert EC-Karten) der Postfiliale und von der Tankstelle. Verfolgt man die D48 weiter, so erreicht man zunächst Mare à Poule d'Eau, das nur aus einigen Häusern entlang der Straße besteht. Der gleichlautende Teich, der bei einem Erdrutsch einen großen Teil seiner ursprünglichen Fläche verloren hat, bietet sich der Algen wegen nicht zum Baden an.

Ganz im Süden des Cirques liegt der ehemalige Kurort Hell-Bourg (950 m). Die Ruinen der 1948 durch einen Zyklon verschütteten Thermalquellen wecken bei einigen Einheimischen nostalgische Erinnerungen an die Blütezeit der Stadt. Auch das einstige Hotel de Salazie, das zwischenzeitlich als Militärhospital diente und momentan leer steht, erzählt noch von den Tagen, als viele gutbetuchte Touristen in die Stadt strömten. Betrachtet man sich Hell-Bourg mit seinen prächtigen kreolischen Holzhäusern und den alten Villen, so scheint die Zeit seit damals stehengeblieben zu sein. Auch heute gehören die Besucher zu den wichtigsten Einnahmequellen der Stadt, dem Konkurrenten Cilaos kann man aber nur schwer standhalten.

Sehenswert

La pisiculture (l´élevage de truites)

Forellenzucht Hell-Bourg

Hinter dem Hotel Le Relais des Cimes, links ab der Beschilderung folgen. Nach etwa 1000 m erreicht man die Forellenzucht. Erklärungstafeln an den Becken geben Auskünfte über die einzelnen Stationen des Forellenlebens, von der Geburt bis zur Eiablage. Wer Angeln möchte, hat freien Eintritt; der Fang wird dann später gewogen und nach Gewicht bezahlt.
Täglich bis zum frühen Abend geöffnet.

Les Thermes

Ehemalige Thermen Hell-Bourg

Die Hauptstraße vorbei an der Bibliothek bis zur Gendarmerie nehmen und dann dem Weg nach rechts in Richtung Fluß folgen. 1832 entdeckt, verschwanden die Quellen im Jahre 1948 in Folge eines Zyklons und wurden trotz starker Bemühungen nie wiederentdeckt. Die starke Konkurrenz aus Cilaos sorgte dafür, dass der Besucherstrom schon bald abebbte und so wurden die Gebäude, in denen sich einst die feine Gesellschaft zu ihren Kuren traf, einfach ihrem Schicksal überlassen. Übrig sind heute eigentlich nur die Fundamente und einige Mauerreste, an denen man noch die ein oder andere Schwimmbadkachel entdecken kann. Wer eine Alternative für den Rückweg vorzieht, gelangt über eine alte, durch Überschwemmungen beschädigte Metallbrücke (festhalten!) auf die Straße in Richtung Îlet à Vidot, die nach einer halben Stunde wieder nach Hell-Bourg führt.

La maison Folio (Villa des Châtaigniers)

Kreolische Villa

5, rue de l'Amiral-Lacaze

Hell-Bourg

Tel.: 47 80 98
Das 1870 erbaute, unter Denkmalschutz stehende Gebäude zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Cirque. Familie Folio bietet den Besuchern Einblicke in das Leben der gehobenen Gesellschaft des letzten Jahrhunderts. Die Struktur des Anwesens entspricht mit dem herrlichen kreolischen Garten noch in etwa ihrer ursprünglichen Form, und gerade dieser Park, über den man sehr fachkundige Erklärungen erhält, macht einen Besuch unverzichtbar. Führungen von Montag bis Samstag, außerhalb der Mittagszeit.