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Konsum und Subventionen

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Zuckerrohr, Fremdenverkehr, Statussymbole

Konsum und Subventionen

Stützten sich zur Zeit der Kolonisation Wirtschaft und Wohlstand Réunions auf den Zuckerexport, so haben sich heute die Verhältnisse verschoben. Noch immer ist man auf den Anbau der »Grünen Königin« angewiesen, nur dass heute damit nicht mehr viel zu verdienen ist. Ohnehin leben nur noch wenige von den knappen Einnahmen aus der Landwirtschaft, obwohl die Preise, die für jede Tonne Zukkerrohr bezahlt werden, noch weit über denen des Weltmarktes liegen. Für Frankreich und die Europäische Union ist es sinnvoller den Agrarbereich zu subventionieren, als einen weiteren Abbau zu billigen und so noch mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit zu drängen. Die eingesparten Subventionsgelder würden dann in Sozialhilfe und Arbeitslosenunterstützung fließen.

Woher aber sollen auf einer Insel, deren Exporte nur einen Bruchteil der eingeführten Waren ausmachen, in Zukunft die Gelder fließen? Auch wenn die Bemühungen, den Fremdenverkehr zu fördern, langsam Früchte tragen und die einzigartige Natur immer mehr Menschen auf die Insel zieht, der Mangel an ausgedehnten Stränden und die hohen Preise werden auch in Zukunft ein Handicap in diesem sensiblen Marktsegment darstellen. Selbst bei positiver Betrachtung ist kaum davon auszugehen, dass sich Réunion in den nächsten Jahrzehnten vom »finanziellen Tropf« des Mutterlandes lösen kann.

Wer nun annimmt, die hohen Zuwendungen Frankreichs und der Europäischen Union seien selbstloser Natur, irrt. Neben der militärischen Präsenz im Indischen Ozean sichert das Überseedepartement seinem Mutterland nicht zu unterschätzende Fischereigründe. Außerdem kommt die durch Subventionen entstandene Kaufkraft zum großen Teil wieder der heimischen Wirtschaft zugute.

Handel und Konsum unterliegen bedingungslos den Gesetzen französischer Konzerne. Es gibt nichts, was man auf Réunion nicht kaufen könnte, nur dass die importierten Waren durch Transport und spezielle Steuern eben sehr viel teurer sind als in Europa. Während der durch Zuschläge verwöhnte Beamtenstab der Insel kaum ein Problem mit den hohen Lebenshaltungskosten hat, müssen die ärmeren Bevölkerungsschichten gewaltige Entbehrungen in Kauf nehmen, um in den Genuß reizvoller Statussymbole zu gelangen. Nicht selten kommt es vor, dass sich Familien über Jahrzehnte hinweg verschulden, um einen überteuerten Wagen zu erwerben. Ohnehin wird auf Réunion kaum einem Bereich soviel Aufmerksamkeit gewidmet wie der Automobilbranche.

Aus der Luft betrachtet erscheint die Insel wie ein bunter Ameisenhaufen, auf dem ohne einen nachvollziehbaren Grund unaufhörlich kleine Blechkisten umherwuseln.