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Saint-Leu

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Schildkrötensuppen und Straußenfarmen

Pest und Cholera

Deutlich sind die kreolischen Wurzeln zu spüren, wenn man den kleinen Fischerort 15 km
südlich von Saint-Gilles-les-Bains erreicht, obwohl auch hier schon seit geraumerer Zeit der Fremdenverkehr Einzug hält. Die Lagune vor der Stadt ist reich an Fischen, da teilweise sehr starke
Strömungen vorherrschen, eignet sie sich aber nicht im selben Maße zum Schnorcheln oder
Baden wie die Strände weiter nördlich. Surfer kommen jedoch voll auf ihre Kosten, wenn in
Saint-Leu, wie in jedem Sommer, internationale Wettkämpfe stattfinden.

Am Ortseingang begegnet man Fischern, die ihre Fänge präsentieren. Vom Kauf ist dringend
abzuraten, da häufig auch geschützte Arten aus der Lagune angeboten werden. Kurz darauf
folgt das Rathaus, ein Bruchsteingebäude aus der Zeit der französischen Compagnie des Indes.

Saint-Leu geizt nicht mit Sehenswürdigkeiten und auch das Umland ist reich an Attraktionen.

Sehenswert

Ferme Corail - Aufzuchtstation für Meeresschildkröten
Pointe des Châteaux

Die 1977 eröffnete Schildkrötenfarm liegt ca. 2 km nördlich von Saint-Leu und blickt auf eine sehr umstrittene Geschichte zurück. Jungtiere einer Meereschildkrötenart, die nur noch auf wenigen Inseln des Indischen Ozeans schlüpft, wurden über zwanzig Jahre hinweg importiert und bis zur Schlachtreife aufgezogen. Einen wirtschaftlichen Nebennutzen stellten die zahlreichen Touristen, die Jahr für Jahr in die Ferme Corail strömten, dar. Als Rechtfertigung für das Abschlachten der bedrohten Art galt, dass nur ein kleiner Teil der geschlüpften Schildkrötenbabys das offene Meer erreichte und man nur Tiere einführte, die ohnehin verendet wären.

Frankreich, das sich mit dem Export von Produkten, die durch Töten einer geschützten Tierart gewonnen wurden, widerrechtlich über das Washingtoner Artenschutzabkommen hinweggesetzt hatte, mußte sich schließlich vor einigen Jahren dem internationalen Druck beugen und die Einfuhr der Schildkrötenbabys einstellen. Zwar sind der Verbrauch von bereits eingelagertem Fleisch und die Verarbeitung der entsprechenden Panzer über einige Jahre hinweg gestattet, es darf aber kein einziges Tier mehr getötet werden.

Seitdem also keine Babyschildkröten mehr von den Nachbarinseln herangeschafft werden, versteht sich die Ferme Corail als Aufzuchtstation, mit dem Ziel der Vermehrung und Verbreitung der seltenen Spezies. Bislang vegetieren die großen Meeresbewohner noch in winzigen Wasserbecken vor sich hin, ein Umbau der gesamten Anlage soll aber bald Abhilfe schaffen. In Zukunft ist außerdem ein künstlicher und überwachter Legestrand geplant, an den die ausgewilderten Tiere zur Eiablage zurückkehren können.

Wer bei so viel plötzlicher Tierliebe nun an einen Akt der Selbstlosigkeit denkt, täuscht sich. Die Farm hat sich zu einem unentbehrlichen ökonomischen Faktor für die gesamte Region entwickelt, ist sie doch einer der wichtigsten touristischen Anlaufpunkte der Insel.

Durchgehend den ganzen Tag geöffnet; geführte Touren alle ein bis zwei Stunden.

Stella Matutina

Industrie- und Landwirtschaftsmuseum

6, allée des Flamboyants, Le Portail

Tel.: 34 16 24

Am Ortsausgang von Saint-Leu in Richtung Saint-Pierre fahren. Einige hundert Meter weiter, links ab auf die D11. Aus einer 1978 geschlossenen Zuckerfabrik wurde in einem Zeitraum von über 5 Jahren unter Zuhilfenahme von mehr als 120 Spezialisten ein interaktive
Erlebniswelt erschaffen. Die Mühe hat sich gelohnt. Auf 5000 m2 Ausstellungsfläche wird die
industrielle und landwirtschaftliche Entwicklung der Insel anschaulich dargestellt.

Nach Themenbereichen erfährt der Besucher das Museum nicht als passiver Betrachter. Er nimmt aktiv, oder besser gesagt interaktiv, an der Entwicklung der Insel teil. So findet man neben zahlreichen Computeranimationen zum Beispiel Geruchsproben der Düfte Réunions.
Deutsche Erklärungen sind in Arbeit, man sollte sich bis dato aber nicht von der Sprachbarriere abschrecken lassen. Das Gebäude beherbergt außerdem eine kostenlos zugängliche Bibliothek und ein Restaurant.

Montags geschlossen.

La ferme d'Autruches et d'Emus

Aufzuchtstation für Straußen und Emus

Le Portail

Tel.: 34 00 05

Von Saint-Leu aus kommend erreicht man den vier Hektar großen Park über die D11, die am
Ortsausgang links abgeht und am Museum Stella Matutina vorbeiführt. Die Anlage besteht
seit 1997 und beschäftigt sich mit der Aufzucht von Straußen, Emus und zeitweise auch
Nandus. Neben dem Verkauf des Fleisches machen die Eintrittsgelder einen Großteil der
Einnahmen aus und so gibt man sich alle Mühe, den Park durch Erklärungstafeln und eine
Boutique für Touristen attraktiver zu gestalten.

Notre-Dame de la Salette - Katholische Kapelle

Im Jahre 1859 wurde die Kapelle zu Ehren Notre-Dame de la Salette erbaut. Der kleine
Fischerort wollte sich mit ihrer Hilfe vor der schrecklichen Choleraepedemie, die zu jener Zeit auf der Insel grassierte, schützen. Ob es wirklich die Jungfrau war, die ihre Hand über die Gemeinde hielt, weiß niemand. Tatsache aber ist, dass Saint-Leu auf unerklärliche Weise von der Seuche verschont blieb.

Noch heute versammeln sich alljährlich unzählige Gläubige, um auf den kleinen Hügel zu pilgern und Notre-Dame de la Salette für ihre Güte zu danken.