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Wie alles begann

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DIE QUEBEC-FRAGE

Wie alles begann

Unsere Absicht soll an dieser Stelle nicht sein, den Zank um die frankophone Provinz Quebec in wenigen Zeilen erklären zu wollen. Wir wollen nur den geschichtlichen Hintergrund etwas beleuchten, ohne den die komplizierte gesamtstaatliche Situation Kanadas nicht zu verstehen ist und die uns die ganze Reise über bei zwischenmenschlichen Begegnungen, den unterschiedlichen kulturellen Gesichtern des Landes und in allen Belangen des gesellschaftlichen Lebens begleitet.

Es ist bereits deutlich geworden, dass Quebecs Geschichte mit der Kanadas eng verwoben ist. Historisch gesehen, hätten die Frankokanadier ähnlich wie andere Einwanderergruppen eigentlich weitgehend assimiliert werden müssen. Dies war aus mehreren Gründen nicht der Fall: erst einmal waren die Engländer 1763 nicht zahlreich genug, um ihre Sprache und ihre Gesetze erfolgreich durchzusetzen. Dann gestattete London 1774 den Frankokanadiern eine gewisse Autonomie, um sie davon abzuhalten, zu den revoltierenden Amerikanern überzulaufen. Man ließ sie daher als »Franzosen« weiterleben. Es folgte die Revolution der »Kinderwiegen«; Quebec verzeichnete eine sehr viel höhere Geburtenrate als die mehrheitlich anglophonen Provinzen. Von 1760 bis 1850 verdoppelte sich die Bevölkerungszahl Quebecs alle fünfundzwanzig Jahre! Die eher ländliche Sozialstruktur Quebecs förderte ebenfalls nicht die Angleichung an den anglophonen Teil. Und zu gewissen Zeiten fanden die Frankokanadier sogar Unterstützung bei den liberalen Anglokanadiern in Upper Canada für ihre Forderungen.

Wie bereits erwähnt, erhielten die Frankokanadier 1867 mit dem »British North America Act« endlich die Zusicherung dafür, dass sie ihre Sprache beibehalten durften und ihr Rechtswesen, dass sie die Organisation ihres Schulwesens selbst in die Hand nehmen und eine eigene Verwaltung aufbauen konnten. Der föderale Staatsaufbau ermöglichte mit der Schaffung von vier Provinzen diese relative Selbstbestimmung. Die Kontrolle über Industrie und Handel verblieb jedoch in Händen der Anglokanadier. Von 1867 bis 1960 trieb Quebec dann die Ausformung einer eigenen Identität und das Erlangen neuer Rechte weiter voran.

Eine bestimmte Zeitspanne prägte die »Belle Province« Quebec besonders stark: die Peridode des sogenannten »Duplessisme«. Von 1936 bis 1960 lenkte Maurice Duplessis, Kopf der »Union Nationale«, mit väterlicher Autorität die Geschicke der Provinz. Sein Wahlspruch hätte »Arbeit, Familie, Vaterland« sein können - analog zur Devise der französischen Vichy-Republik von Hitlers Gnaden - und Quebec entwickelte sich während eines Vierteljahrhunderts aufgrund eines streng traditionellen Wertekorsetts kaum weiter. Auf der anderen Seite brachte es der Duplessisme auch mit sich, dass Quebec gegenüber der angelsächsischen Lebensweise weitgehend immun blieb. Zu dieser Zeit wurde auch eine eigene Flagge kreiert: weiße Lilien auf blau-weißem Hintergrund.



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