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Kanada im 20. Jahrhundert

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GESCHICHTE UND GESELLSCHAFT

Kanada im 20. Jahrhundert

Provinzen statt Länder

Kanada ist heute eine konstitutionelle Monarchie innerhalb des britischen Commonwealth. Die Königin wird durch einen Generalgouverneur repräsentiert, der jedoch keine politischen Vollmachten besitzt. Jede Provinz genießt, in etwa vergleichbar unseren Bundesländern, weitreichende Autonomie in Sachen Erziehung, Wohnungsbau und Finanzen. Die Flexibilität, die einem Staatenbund eigen ist, öffnet auch (legalen) Kontroversen die Tür. Eine anglophone Partei fordert z.B. gerade, der »frankophonesken« Turbulenzen müde, den Ausschluß Quebecs aus dem Staatenbund! Separatistische Bestrebungen schlagen sich in der Gründung entsprechender Parteien nieder und werden nicht, wie in zentralistischen Nationalstaaten üblich, im Keim erstickt. Die bundesstaatliche Ordnung bringt jedoch auch weniger vorteilhafte Erscheinungen mit sich. So erhielt der Bundesjustizminister Ernest Lapointe während des Zweiten Weltkrieges auf den Aufnahmeantrag deutscher Juden und verfolgter Kommunisten als Antwort: »Kein einziger, und das ist noch zu viel ...«.

Kanada als Kriegspartei

Der erste Krieg, an dem die Kanadier außerhalb ihrer Landesgrenzen teilnahmen, war der Burenkrieg in Südafrika gegen die Afrikaaners, gefolgt vom Ersten Weltkrieg. Bei dieser Gelegenheit erklärte Henri Bourassa, führender Politiker in Quebec, dass »die wahren Feinde der Frankokanadier nicht die Deutschen seien, sondern die englischen anglizisierenden Kanadier, die intrigierenden Ontarier und die irischen Priester« - die Iren waren zwar katholisch, jedoch anglophon ... Und wahr ist, dass viele Bewohner Quebecs in der Folge nur noch halbherzig in den Krieg gezogen sind. Während des Zweiten Weltkriegs erschien die Bedrohung durch das nationalsozialistische Deutschland weit von der Neuen Welt entfernt zu sein und die Verbindungen nach Europa - die französischen wie die englischen - waren unsicher geworden. Für die kanadische Wirtschaft brachten beide Weltkriege Vorteile mit sich; das Land bezahlte jedoch, trotz seiner Zurückhaltung, einen hohen Preis: 60.000 Tote im ersten und 43.000 Tote im Zweiten Weltkrieg.

Einige gesellschaftliche Daten

Bei einem Vergleich der Sozialausgaben aller Länder auf dem amerikanischen Kontinent liegt Kanada mit einem Anteil von knapp vierzehn Prozent am Haushalt weit vor den USA an der Spitze. Nirgendwo in Amerika werden aber weniger Kinder geboren, nämlich im Schnitt gerade mal 1,7 pro Frau (USA 1,9; Mexiko 3,3), was einem Anteil von vierzehn Geburten pro tausend Kanadier entspricht (USA 17, Mexiko 27). Kanadier dürfen sich wie alle Bürger der reichen Industrienationen auf ein langes Leben gefaßt machen: 78 Jahre beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung, gegenüber 77 in den USA, 70 in Mexiko und 66 in Brasilien.



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