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Vorbild USA und Einwanderung

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GESCHICHTE UND GESELLSCHAFT

Vorbild USA und Einwanderung

Vorbild USA?

1864 taucht von neuem der Gedanke an einen Bundesstaat auf: aus Neu-Braunschweig, Neuschottland (Nova-Scotia) und der Prinz-Edward-Insel. Eine Konferenz wird in Quebec noch im Oktober desselben Jahres abgehalten. Sie beschließt, dass Kanada der erste Staatenbund innerhalb des britischen Empires sein würde: am 1. Juli 1867 wird Kanada zum »britischen Dominion« (Staatenbund aus den Provinzen Ontario, Quebec, Neuschottland und Neu-Braunschweig) erklärt und das Datum des »British North America Act« kanadischer Nationalfeiertag. Regierungsform ist die parlamentarische Monarchie mit Abgeordnetenhaus, Senat und einem von der britischen Krone entsandten Generalgouverneur.

Zu dieser Zeit übertrifft, bedingt durch den Zustrom schottischer und irischer Einwanderer, die Bevölkerungszahl Ober-Kanadas zum ersten Mal die des französischsprachigen Teils.

Der kanadische Staatenbund entsteht übrigens aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus: dem Bau der Eisenbahn. Es ist nämlich unumgänglich geworden, den Westen Kanadas mit dem Osten zu verbinden und die hierfür nötigen finanziellen Mittel aufzutreiben. Der Staatenbund ist jedoch kein durchschlagender Erfolg: Neufundland z.B. tritt ihm erst 1949 bei, die Territorien der Hudson´s Bay Company - von den Rocky Mountains bis Labrador - Manitoba, British Columbia und Prince Edward Island immerhin bis 1873. Besagte »Canadian Pacific Railway« konnte jedoch trotzdem 1885 fertiggestellt werden.

1931 erlangt Kanada mit dem »Statut von Westminster« seine volle Unabhängigkeit vom ehemaligen Mutterland Großbritannien, bleibt jedoch Teil des British Commonwealth. Die kanadische Flagge jedoch, Ahornblatt auf rot-weißem Untergrund, ersetzt erst 1965 den britischen Union Jack.

Bemerkungen zur Einwanderung nach Kanada

Kanada wurde nicht allein von Franzosen und Briten besiedelt, sondern u.a. auch von deutschsprachigen Auswanderern, die jedoch keine territorialen Ansprüche erhoben und nicht den Auftrag hatten, eine Kolonie zu gründen.

Eine erste Wanderungsbewegung setzte um 1750 ein, als etwa 2.000 Siedler aus Braunschweig, Lüneburg, Hannover - dem englischen Königshaus über Familienbande verbunden - den oberrheinischen Gebieten und der Schweiz in die heutige Provinz Neuschottland übersiedelten. »Lunenburg«, so nannten sie ihre Siedlung südwestlich von Halifax, mauserte sich bald zur Drehscheibe des nordamerikanischen Segelschiffbaus und zum bedeutendsten Fischereihafen an der kanadischen Atlantikküste. Die deutschen Bootsbauer hatten sich mit ihren Zweimastschonern einen Namen gemacht, die bei der Fischerei auf den Grand Banks zum Einsatz kamen. Heute floriert rund um Lunenburg der plantagenmäßig betriebene Anbau von ... Weihnachtsbäumen.

Nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und der Ausrufung der Vereinigten Staaten von Amerika am 4. Juli 1776 befanden sich unter den Loyalisten auch viele Deutsch-Amerikaner. Ihre Siedlungsgebiete lagen vor allem in den heutigen Provinzen Neuschottland, Neu-Braunschweig und Ontario. In Ontario gründeten sie ihr eigenes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum, dem sie den Namen Berlin gaben. Im ersten Weltkrieg wurde Berlin dann im Zuge antideutscher Strömungen in Kitchener umgetauft.

Als Folge der bürgerlichen Revolution von 1848 kamen preußische Siedler ins Land und ließen sich entlang des Ottawa Rivers nieder.

Alles in allem ist die Erschließung des kanadischen Westens nicht zuletzt deutschsprachigen Siedlern zu verdanken. Anders als bei Franko- und Anglokanadiern war für sie nicht so sehr die Sprache als vielmehr das religiöse Bekenntnis für die Gruppenzugehörigkeit entscheidend.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges ging die Einwanderung stark zurück, um nach dem Zweiten Weltkrieg wieder sprunghaft anzusteigen. Von 1950 bis zum Ende des Jahrzehnts wanderten eine Viertelmillion Deutsche und Österreicher nach Kanada aus, die sich zumeist in den Städten niederließen. Es entstanden deutschsprachige Tages- und Wochenzeitungen, Klubs und vieles mehr. Heutzutage ist es jedoch, trotz großer Anstrengungen der kulturellen Vereinigungen, schwierig geworden, bei den Deutschkanadiern das Interesse am Land der Vorfahren wachzuhalten und altes Brauchtum zu pflegen. Ein wenig merkwürdig mutet es schon an, wenn man in der Neuen Welt auf Sitten und Gebräuche stößt, die in der alten Heimat schon in Vergessenheit geraten sind und im Zuge der Amerikanisierung längst durch neue Inhalte ersetzt wurden.

Neben Deutschen bildeten lange Zeit Ukrainer und Italiener die stärkste Minderheit in Kanada. Die Ukrainer kamen vorwiegend zur Zeit des Eisenbahnbaus ins Land, die Italiener nach dem Zweiten Weltkrieg. In den Jahren von 1950 bis 1970 waren es rund 300.000. Die größte italienische Siedlung befindet sich in Toronto.

Während noch in den sechziger Jahren achtzig Prozent aller Einwanderer europäischer Abstammung waren, änderte sich das Bild in den Neunzigern grundlegend: siebzig Prozent kommen seitdem aus Ländern der sogenannten Dritten Welt. So stammte in den zurückliegenden Jahren die größte Einwanderergruppe aus Asien (Hong-Kong, Indien, Philippinen, Vietnam), gefolgt von Europa, Südamerika, der Karibik und den USA. Seit 1992 erschwert ein »Reformgesetz« die Einwanderung nach Kanada, demzufolge nurmehr finanzstarke Ausländer, die ein Geschäft gründen wollen oder sich zu Investitionen verpflichten, ins Land gelassen werden sollen. In der westkanadischen Millionenstadt Vancouver nahm zuletzt die Zuwanderung von Hong-Kong-Chinesen sprunghaft zu, die der britischen Kronkolonie in Hinblick auf deren Wiederangliederung an die Volksrepublik China den Rücken kehren. Im Verhältnis zu seiner Gesamtbevölkerungszahl nimmt Kanada bisher weltweit den höchsten Anteil an Zuwanderern auf.



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