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Menhir-Rundweg

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Circuit des Menhirs in Südkorsika

Dolmen, kein Ort des Teufels

Als Circuit des Menhirs bezeichnet man gemeinhin jene einsame Gegend, die sich im Hinterland von Tizzano und Roccapina südlich Sartènes erstreckt. Die freigelegten Megalithanlagen zählen zu den bedeutendsten in Südkorsika. Unsere Leser, die im letzten Jahr in Carnac waren, wird der Anblick zwar nicht vom Hocker reißen, doch bietet der Rundweg Gelegenheit zu einer Wanderung durch die Heidelandschaft mit wildwuchernder Fauna aus Erdbeerbäumen, Mastixsträuchern und Korkeichen. Vorsicht: im Sommer bretzelt die Sonne gnadenlos vom Himmel herunter! Der kluge Wanderer schützt sich mit Hut und Wasserflasche vor Sonnenschlag und Verdursten.

  • Steinalleen von Palaggiu (oder Pagliaju): an der D 48, rund 4 km vor Tizzano den Weg rechts einschlagen. Ist nur mangelhaft ausgeschildert, zählt mit seinen 260 Megalithen aber zu den wichtigsten Alignements im Mittelmeerraum. Einige sind behauen – da haben sich die Kumpel von Obelix mächtig angestrengt.
  • Megalithen von Cauria: in Palaggiu wieder auf die D 48 in Richtung Sartène, dann rechts auf die D 48a abbiegen und dieser vier Kilometer folgen. Dann den Wagen stehen lassen und einen Kilometer zu Fuß marschieren. Die Menschen, die in der Bronzezeit auf dem Cauria-Plateau siedelten, hinterließen zahlreiche Spuren ihrer Anwesenheit. Wir haben es insgesamt mit drei Fundstellen zu tun:
  • Menhir-Alignements von Stantari: rund zwanzig denkmalgeschützte Dolmen, Menhire und waffentragende Figurensteine mit Gesichtern weisen auf eine Kultur hin, die nach Expertenmeinung älter sein soll als jene von Filitosa, auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit mit dieser besteht.
  • Alignement von Rinaiu: vom eben erwähnten 400 m entfernt, abseits vom Weg und mitten im Wald. Auch hier finden wir einige behauene Menhire, manche wiederum als Waffenträger.
  • Dolmen von Fontenaccia: 300 m vor dem Alignement von Stantari. Nicht ohne weiteres zu finden: erst müssen wir eine Einfriedung rechts vom Hauptweg überwinden, wobei uns eine kleine Leiter zwischen zwei Bäumen zupaß kommt (also nichts für Rollstuhlfahrer). Weiter geht´s 400 m durch die Garrigue, die immergrüne Strauchheide. Während so mancher abergläubische Korse je nach Beleuchtung an dem einen oder anderen Menhir Augen, ein Mundloch oder ein Ärmchen entdeckte und ihn wie ein Gespenst scheute, waren sich alle über unseren jetzigen Dolmen, den besterhaltenen der Insel, einig: sieben hochgestellte Platten trugen wie Tischbeine eine noch größere Platte, eine Art Behausung, unter es es selbst Hirten bei Sturm und Regenguß nicht geheuer war, der »stazzona del diavolo«, korsisch Stazzona di u Diavuli, »Teufelsschmiede«. Die örtliche Sage hielt ihn für einen teuflischen Ort, an dem Blutopfer stattgefunden haben sollen.

    Ein Herr aus Paris kam im September 1839 mit dem Bürgermeister von Sartène per Maultier die zwanzig Kilometer nach Süden angeritten und benannte das Ding wissenschaftlich als Dolmen. Er zeichnete ihn und beschrieb ihn für die Pariser »Commission des Monuments Historiques«. Was ihn aber noch mehr interessierte, waren Geschichten von Vendetta und Totenklage, die Ereignisse und Schaupiele der korsischen Dörfer, und die verdichteten sich im Kopf Prosper Mérimées dann zu »Colomba«, zu »Matteo Falcone« und für europäische Leser zu »Korsika« schlechthin.

    Aus der Ferne blicken die Berge majestätisch auf das Teufelsding hernieder.