Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Bavella/ Aiguilles

Body: 

Bavella-Pass und Aiguilles de Bavella

Zu finden neun Kilometer nördlich von Zonza, in Richtung Solenzara. Hauptattraktion in der Alta Rocca – wir halten die Strecke schlicht für die wundervollste in ganz Südkorsika, und schöne Strecken gibt´s dort weiß Gott ...

Trotz des Waldbrands, der den Bewuchs 1960 in Flammen aufgehen ließ – seitdem hat man wiederaufgeforstet – hat sich der Landstrich seine außerordentliche Anziehungskraft bewahrt. Die berühmten Felsnadeln sind daran offensichtlich nicht ganz unschuldig: oben angekommen, bietet sich das ergreifende Naturschauspiel der Aiguilles de Bavella, die wie unheimliche Riesensilhouetten in den Himmel ragen. Malvenfarbige Orgelpfeifen aus Porphyr, Feenkamine, rote Kämme und spitze Zacken, die ihre volle Wirkung natürlich erst bei Sonnenuntergang entfalten.

Die kurvenreiche Straße führt durch den Wald von Bavella mit seinen Kiefern, Zedern, Fichten und neuerdings auch Eßkastanien (als Schutzmaßnahme gegen Brände) und eröffnet mannigfaltige Ausblicke über die landschaftlichen Schönheiten. Auf der 1.218 m hohen Paßhöhe, auf deren Matten fast stets weidende Ziegenherden zu finden sind, ist die Aussicht am schönsten, entsprechend herrscht im Sommer reger Betrieb. In dieser Jahreszeit gerät die Straße mitunter zu einer Höllenpiste, denn auf einem langen Abschnitt ist sie so eng, dass man bei Gegenverkehr kaum aneinander vorbeikommt. Einige Zeitgenossen haben die ideale Lösung gefunden: sie warten, bis der Besucherstrom abebbt und nehmen derweil eine erfrischende Dusche im Gebirgsbach.

Anreise

Kein fahrbarer Untersatz zur Hand? Nicht verzagen, die Busunternehmen Balesi und Ricci haben an uns gedacht und verkehren zwischen Bavella und Zonza, wenn auch nur im Juli/August.

Kost & Logis

  • Auberge du Col: col de Bavella. T. 95 57 43 87. Von Januar bis Ende März geschlossen. Schlupfwinkel für Wanderer, die einen urgemütlichen Speisesaal vorfinden. Freundlicher Empfang, solide Küche: besonders die Fleischgerichte sprechen für sich. Erstes Menü ab 80 F. Zum Menü à 110 F gehören Salat, Wurst, Schweinskopfsülze (Pâté de tête), Fleisch und Nachtisch. Zum Preis von 140 F winken eine Schlachtplatte, Kutteln auf korsische Art (oder zwei andere Gerichte), Käse und Nachtisch. Betreibt auch eine Wanderherberge mit Sechs-Bett-Schlafsälen für 70 F pro Nacht. Halbpension ab 200 F.
  • Le Refuge: am Col de Bavella, neben der Auberge du Col. T. 95 57 40 26. Nichtssagende Einrichtung, aber günstige Tarife. Menü ab 75 F oder Coppa-Sandwiches für knapp 30 F. Kulinarische Besonderheiten: Wildschweinragout, Lamm und hausgemachte Obstkuchen.

    Sehenswert

  • Bavella-Paß (Col de Bavella): die Anhöhe ziert eine Muttergottesstatue samt Weihbild, die auf Schotter ruhen. 200 m weiter versorgen zwei Herbergen und ein Tante-Emma-Laden die Wanderer mit Unterkunft, korsischen Erzeugnissen und füllen die leeren Gasflaschen wieder auf.

    Am Berghang erkennen wir Capannen, die armseligen Steinhütten mit Wellblechdach der korsischen Hirten, wie sie 1852 schon Gregorovius vorfand: »Jede dieser Capannen besteht aus vier Wänden von einfach übereinander gelegten Steinen. Sie sind etwa drei Fuß hoch. Auf ihnen liegt ein Dachgiebel von schwarzberußten Baumstämmen und Brettern, die mit großen Steinen beschwert sind. Eine Öffnung in der Vorderwand dient als Tür. Der Rauch sucht durch diese seinen Ausgang und quillt aus dem Dache oder aus den Wänden, wo immer er eine Ritze findet.« Wie es scheint, wird jedem Neugeborenen im Kanton Conca eine Schäferei für 99 Jahre zugeteilt. Unterhalb der großen Kurve nicht an dem Aussichtspunkt vorbeilatschen, von dem aus man einen besonders guten Blickwinkel auf die Felsnadeln hat.

    Die Felstürme der Bavellagruppe, um die sich selbst an Sommertagen nicht selten schon vormittags Nebel zusammenbrauen, fordern von Bergsteigern trotz ihrer geringen Höhe – Turm III ist mit 1611 Metern der höchste hier – neben viel Erfahrung auch gute Kondition. Mit festem Schuhwerk läßt sich auch von Ungeübten der Weg bezwingen, der durch eine wilde zerklüftete Felslandschaft mit einzelnen freistehenden Kiefern und niedrigem Buschwerk zum Piscia di Gallo führt, einem fünfzig Meter hohen Wasserfall, mit dem sich der Oso nördlich von Ospedale in die Tiefe stürzt.

  • Von Bavella nach Solenzara: nach dem Paß säumen hohe Steinmauern die Straße, natürlichen Festungen gleich, gefolgt von spitzen Graten, blankpolierten Felsenblöcken und einsamen Bäumen. In der Ferne erblicken wir einen ausgehöhlten Felsturm. Dann passieren wir Wachhäuschen aus rotem Stein, die uns an Nationalparks im Westen der USA erinnern. Die Straße verengt sich, und hinter der dritten Brücke (soweit können wir gerade noch zählen) tauchen am Straßenrand natürliche Schwimmbecken auf, in denen selbst bei grauem Himmel türkisblaues Wasser schimmert. In Boccarona passieren wir Felswände, die an einen Cañon gemahnen, und der Weg verengt sich weiter. Den Boden bedeckt ein Teppich von Piniennadeln. Weiter unten versucht der graugrüne Solenzara-Fluß, sich zwischen jenen Steinblöcken einen Weg zu bahnen, die Sturzbäche früher einmal mitgerissen haben. Einige Stellen bieten Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad

    Die Quellflüsse der Solenzara entspringen dem Gebiet des Monte Incudine und der Bavellagruppe. Sie bildet die Grenze zwischen den flachen, für die Ostküste der Insel typischen Sandstränden und der felsigen Côte des Nacres. Zunächst ein wildes Gebirgswasser, hat auch die Solenzara, wie so viele Flüsse Korsikas, kurz vor ihrer Mündung eine Schwemmlandebene aufgeschüttet, durch die sie gemach dem Meer zuströmt.