Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Urbino-See

Body: 

Étang d´Urbino

Das kleine Binnenmeer ist über einen schmalen Wasserlauf mit dem »richtigen« Meer verbunden. Am und im Urbino-See hat sich eine halbmarine Flora und Fauna entwickelt: lauschige Pinienwälder, die offensichtlich unter wiederholten Waldbränden zu leiden hatten, eine einsame Insel, ein Pénitencier Agricole – die letzte Strafanstalt dieser Art in Frankreich, wo »Verbrecher aus Leidenschaft«, an denen auf Korsika wahrlich kein Mangel herrschen dürfte, ihre Schuld abarbeiten – ein ungewöhnliches Meeresfrüchte-Restaurant auf einem Holzfloß, 500.000 Fisch-Setzlinge in 750 ha Salzwasser, Myriaden von Austern und Muscheln, Geschichten von den alten Römern und rund um die Malaria, ein argentinischer Ethnologe, der lieber Austern züchtet, eine Dynastie korsischer Aristokraten, denen die Aquakultur alles bedeutet ... Aber ja, die Rede ist immer noch vom Étang (»Salzwassersee«), nicht von einem Roman. Drei mal drei Kilometer groß, mit einer einzigen Straße bis zum Landwirtschaftsgut von Urbino.

Anreise

Sich ab Ghisonaccia in Richtung Aleria halten und nach 7 km rechts abbiegen, und zwar vor einer schmalen Brücke. Ein Schild weist zum »Restaurant sur l´eau«. Zwei Kilometer weiter ist dann Endstation.

Erst mal den Magen besänftigen

  • Ferme-Auberge d´Urbino: 20240 Ghisonaccia. T. 95 57 30 89. Im Sommer über Mittag sowie abends geöffnet, von Mai bis Ende Oktober nur in der Mittagszeit. Dass im Sommer ohne Vorbestellen nichts läuft, wird sich jeder denken können. Das Restaurant ist zugleich Floß, das Floß ein Restaurant, und in beidem speist man ausgezeichnet. Der Inhaber, Luc Bronzini de Caraffa, nennt elf Kinderlein sein eigen und sprüht geradezu vor guten Ideen. Er selbst stammt aus einer der alteingesessensten Familien in Bastia. Ein eigentümliches Fleckchen Erde am Ende der Welt ist das hier!

    Neben dem Muschelhangar führt ein blumengeschmückter Steg zum schwimmenden Speisesaal: es handelt sich um den Rumpf einer ehemaligen künstlichen Austernbank. Austern (frz. »huîtres«) werden an der gesamten westeuropäischen Atlantik- und Mittelmeerküste in sogenannten Austernparks gezüchtet. Mit einer Schalenhälfte wachsen sie am Untergrund der Austernbank fest. Ein »Herdentier« also, das sich in zehn bis fünfzig Metern Tiefe besonders wohlfühlt. Zurück zur Praxis, d.h. zu den beiden Menüs: Austern, Miesmuscheln, gebratener Fisch, dazu trockener Weißwein aus Ghisonaccia. Alles (bis auf den Wein) ist garantiert frisch, stammt aus dem (unverschmutzten) Weiher und wird von Rodolfo serviert, dem argentinischen Ethnologen, der die Insel der Schönheit zu seinem bevorzugten Studienobjekt auserkoren hat. Wie schön, dass es hier so gastlich, unkonventionell und gemütlich zugeht! Keine Angst, wenn zwischendurch mal ein Wasserflugzeug zum Tiefflug ansetzt. Aus dem Weiher schöpfen die Piloten das Wasser zum Löschen der alljährlich wütenden Waldbrände.