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Aleria

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Griechische und römische Vergangenheit (20270)

Die unscheinbare, neuzeitlich wirkende Ortschaft mit seinem genuesischen Fort Matra ist ganz nett, mehr nicht. Es fällt schwer, sich seine Vergangenheit zu vergegenwärtigen. Das »richtige« Aleria besteht jedoch aus den Ruinen einer antiken Stadt. Als Alalia war es griechische Kolonie. Die Phokäer, ein zu Groß-Griechenland gehörendes Volk aus Kleinasien, Bewohner der seit dem siebten Jahrhundert vor Christus blühenden Handelsstadt Phokäa, gründeten um 600 v.Chr. die Handelsniederlassung Massilia, das heutige Marseille. Damit verbunden war die Errichtung des Stützpunktes Alalia auf Korsika.

Das römische Aleria hatte sich zur römischen Verwaltungshauptstadt der Provinz Korsika und zum Flottenstützpunkt aufgeschwungen und zählte in seiner Glanzzeit immerhin 20.000 Einwohner. Hier begegnen wir auch wieder unserem abenteuerlustigen Theodor von Neuhoff, der am 12. März 1736 bei Aléria landete, um sich zum König der Korsen ausrufen zu lassen. Das war kein Zufall, denn Aleria galt seinerzeit als bedeutendste Stadt auf der Insel. Viel ist leider nicht geblieben – ein korsisches Pompeji darf niemand erwarten – aber der Umweg lohnt sich trotzdem: der historischen Bedeutung der antiken Stätte – sie ruht zum größten Teil unter einer meterdicken Erdschicht – und des Jérôme-Carcopino-Museums (Parkplatz am Eingang, in der Nähe des Forts ein Restaurant) wegen.

Lange Zeit galt die Stadt als Ort, den nur Verfolgte zu schätzen wüßten. »Aleria, Aleria, chi non ammazza vituperia« (Aleria, Aleria, wer nicht mordet, muß die schmähen) lautete ein korsicher Schandvers.

Der Niedergang des römischen Weltreiches hatte übrigens auch für die Provinz Corsica, insbesondere für das Schwemmland der Ostküste, das so lange eine der Kornkammern des Reiches gewesen war, schwerwiegende Folgen. Das Land begann zu versumpfen, und die Malaria wurde zu einer Geißel des Landstrichs. Als die Wandalen 456 n.Chr. das auf seinem Plateau zusammengedrängte Aléria zerstörten, fanden sie es bereits von der Malaria weitgehend entvölkert. Anfang des 5. Jhs wurde die Stadt und schließlich auch die in zunehmendem Maße von Seeräubern bedrohte Ebene, völlig verlassen und nur noch gelegentlich von Hirten mit ihren Herden während der Frühjahrs- und Wintermonate aufgesucht. Noch in der Mitte unseren Jahrhunderts zählte die Plaine Orientale, von der schon Gregorovius meinte, sie müsse von fleißigen Ackerbauern und Handwerkern in einen Garten zu verwandeln sein, zu den ärmsten Gegenden Korsikas.

Der Umschwung kam mit dem Einsatz von DDT, mit dem die Amerikaner 1943 zum Schutz ihrer dort stationierten Truppen die Mücken bekämpften. Die Ebene wurde allmählich wieder bewohn- und landwirtschaftlich nutzbar. Besonders viele Algerienfranzosen siedelten sich hier an.

Von Aléria führt die Nationalstraße 200 am Tavignano entlang nach Corte (48 km).