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Jazz in der Schweiz

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Jazz in der Schweiz

Geschichte Entwicklung des schweizerischen Jazz


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Jazz in der Schweiz | Gva-Vertriebsgemeinschaft | 459 Seiten | 38,80 Euro | von Bruno Spoerri

"Jazz in der Schweiz" ist der entschiedene Titel eines neuen Buches, das zum Standardwerk werden könnte, so viel sei vorab verraten. Vergleichbares Schriftgut über andere Länder gibt es so gut wie nicht, auch dieses Werk war längst überfällig. Hervorgegangen aus einem Forschungsauftrag der Luzerner Musikhochschule beschreibt es alte und neue Entwicklungen im Schweizer Jazz von innen heraus. Es ist mehr an "Geschichte und Geschichten" interessiert, wie es im Untertitel heißt, will weniger "Handbuch der heutigen Jazzszene" sein.

Über eine bloße Anekdotensammlung kommt das Ganze allemal hinaus. Die Autoren, meist Musiker und Journalisten, die die Jazz-Szene begleitet haben, blättern zunächst in acht Kapitel die Geschichte auf, ehe sie sich in weiteren sieben Kapiteln lokalen Szenen zuwenden. Auch grundsätzliche Aspekte des Jazzlebens werden beleuchtet. Gefragt wird nach dem Jazz als Kunstform, welchen Beitrag das Radio zu dessen Verbreitung und Verständnis leistet oder was Frauen mit Jazz am Hute haben.

Die Anfänge des Schweizer Jazz sind schlecht dokumentiert, erst ab den vierziger Jahren kann davon die Rede sein. Einigermaßen verlässlich feststellen lässt sich, dass in Genf 1921 die erste Jazzband der Schweiz (oder was man dafür hielt) gegründet wurde, die ersten Aufnahmen mit jazzinspirierter Tanzmusik 1929 gemacht worden sind. Im gleichen Jahr ist erstmals Teddy Stauffer zu vernehmen, das Vorbild vieler späterer Orchester, wie dem von Hazy Osterwald 1944. Viel Raum nimmt der Amateur-Jazz ein, der von 1950 bis 1970 mit mehr als 500 Formationen ein "goldenes Zeitalter" hatte. Auch der Free Jazz wird knapp abgehandelt, da er später in ein weites Stilspektrum mündete. Alle Autoren sind sich einig in der Beschreibung der Szene in den neunziger Jahren, die einen starken Professionalisierungsschub brachten.

"Jazz in der Schweiz" vermittelt wichtige Einblicke in eine weitgehend unbekannte Szene, die inzwischen aber in ganz Europa für Beachtung gesorgt hat. Auch weniger Bekanntes kommt zur Sprache wie z. B. die helvetischen Pioniere der elektronischen Musik, die Jazz-Rebellen der fünfziger Jahre oder die Touristen, die vor dem Zweiten Weltkrieg dem Jazz in den noblen Hotels zum Durchbruch verhalfen. Insgesamt ein lesenswertes, kompetent verfasstes Lesebuch, das auch als Nachschlagewerk taugt. Zusätzliches Material enthält die beiliegende CD-ROM, die wie ein biografisches und diskografisches Lexikon daherkommt. Freilich weist es Lücken auf, wie Herausgeber Bruno Spoerri gesteht: "Gelegentlich schien es, als sei schon das Geburtsdatum oder der Geburtsort ein persönliches Geheimnis".

RK

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