Institutionen

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Bildungs- und Gesundheitswesen

Überraschende Armeestärke der Mongolei

Die Schulpflicht beginnt mit dem achten Lebensjahr und umfaßt vier Jahre Grund- und drei Jahre Mittelschule. Die Hochschulreife wird nach zehn Schuljahren erreicht. 1990 gab es 634 allgemeinbildende Schulen mit 20.600 Lehrern und 440.900 Schülern. Kinder, deren Eltern als Nomaden mit ihren Herden durchs Land ziehen, wohnen in den Bezirksstädten in Einrichtungen, die in etwa unseren Internaten entsprechen.

Die Sommerferien beginnen Mitte Juni und enden nach zehn Wochen am 1. September. Das ist für viele Schüler die einzige Zeit, mit ihren Eltern, die irgendwo in den weiten Steppen ihr Vieh weiden, zusammenzusein.

Die 44 berufsbildenden Schulen besuchten 29.100 Schüler, die 31 Fachmittelschulen 18.500 Schüler, die neun Hochschulen mit 17.300 Studenten (bei 1500 Lehrkräften, alle Zahlen 1990). Die Staatsuniversität in Ulaan Baatar, gegründet 1942, umfaßt neun Fakultäten mit 300 Dozenten und 3300 Studenten. Bis zur Wende wurden in der Sowjetunion und anderen kommunistischen Staaten etwa 4000 Studenten aus der Mongolei ausgebildet, bis zum Beginn der sechziger Jahre auch etwa 150 in China.

Die Akademie der Wissenschaften in Ulaan Baatar ist in mehrere Institute, darunter das Institut für Geschichte, das Institut für Sprache und Literatur, das Geographische Institut und das Institut für Permafroststudien gegliedert.

Bildungsgeschichte

Die erste weltliche Schule war im Jahre 1915 in Urga eröffnet worden. Sie bot hauptsächlich Kindern des Adels 50 Plätze und wurde vom russischen Konsulat unterhalten. Die zahlreichen Klosterschulen übten auf die Volksbildung nur wenig Einfluß aus. Der Unterricht erfolgte in tibetischer Sprache und war völlig auf die Bedürfnisse des Lamaismus abgestimmt.

Im Bildungswesen hatten die Kommunisten Riesenerfolge vorzuweisen. Ein wesentlicher Schritt war nach der Revolution die Einführung der allgemeinen Schulpflicht, die Gründung der Universität in Ulaan Baatar und die Eröffnung von Spezialhochschulen. 1932 besuchten erst 12% der Kinder, vorwiegend in der Hauptstadt und in den Aimakzentren, eine allgemeine Schule. Erst 1970 war der obligatorische Grundschulunterricht für Kinder im schulpflichtigen Alter überall im Lande verwirklicht.

Seit Ende der fünfziger Jahre begann man in der Hauptstadt und später in den Aimakzentren mit dem Aufbau von Zehnklassenschulen, die zur Hochschulreife führten. Zwischen 1928 bis 1978 wurden für die verschiedensten Wirtschaftszweige 37.600 Hochschul- und 62.500 Fachschulkader ausgebildet.

Bis 1990 wurde in den Schulen nur Russisch als Fremdsprache gelehrt. Entsprechend wird es von allen Mongolen mit mittlerer und höherer Schulbildung verstanden und oft auch fließend gesprochen. Da zahlreiche Mongolen in der DDR studierten, findet man besonders in Ulaan Baatar oft Leute mit Deutschkenntnissen.

Im Jahre 1950 sollen noch bis zu 45% der Bevölkerung Analphabeten gewesen sein. Diese Rate sank bis 1990 auf 19%.

Gesundheitswesen - zurück zu den Wurzeln

Die Heilkunst der sogenannten »Lamaärzte« mit ihren vorwiegend auf Aberglauben und Mystik beruhenden Methoden war die einzige medizinische Betreuung, die es bis in die erste Hälfte des 20. Jh. gab. Treffend schreibt dazu Slatkin:

»Die lamaistischen Ärzte wurden in Klöstern ausgebildet, wo sie den Wortlaut des Dshudshi, der uralten indischen medizinischen Enzyklopädie aus dem 5. Jh. v. Chr. auswendig lernten. Unter solchen Bedingungen kann ein Lama keine Verwunderung erregen, der im Jahre 1910 in Chowd gesunde Menschen mit natürlichen Pocken von Kranken impfte.«

Diese primitive Versorgung wurde noch viele Jahre nach der Revolution von den Lamas ausgeübt. Erst Ende der 20er Jahre hielt die moderne westliche Medizin ihren Einzug bei den Araten. Eine der schlimmsten Volksseuchen war die Syphilis. Besonders durch Lamas verschleppt, die sich nicht an ihr Keuschheitsgelübde hielten, wurde sie zur Geisel des mongolischen Volkes.

Anfang der 30er Jahre gingen die Kommunisten daran, ein staatliches Gesundheitswesen aufzubauen. Die ersten beiden richtigen Ärzte nahmen 1925 ihre Tätigkeit auf (1950: 139 Ärzte, 1970: 2259 Ärzte, 1990: 6200 Ärzte). Heute gibt es in allen Aimakzentren und Industriesiedlungen Krankenhäuser mit ausgebildetem Arzt- und Pflegepersonal. In den Somonsiedlungen stehen Polikliniken mit Bettenstationen und Sanitätsstellen zur Verfügung. Flugzeuge und Hubschrauber ermöglichen theoretisch auf den entlegensten Weideplätzen eine relativ schnelle Hilfeleistung.

1990 gab es 432 Krankenhäuser mit 37.327 Betten (58 Einwohner je Bett). In den schönsten Gegenden wurden Sanatorien und Erholungsheime eingerichtet, in denen jährlich Tausende von Mongolen Genesung und Erholung. Dank dieser und zahlreicher anderer Maßnahmen erhöhte sich bis 1990 die mittlere Lebenserwartung ständig (65 Jahre), dann sank sie wieder leicht (1993: 64 Jahre).

Sinkende Sterblichkeit und Geburtenzunahme haben dazu geführt, dass besonders in den letzten vier Jahrzehnten die Bevölkerung rasch wuchs, im Durchschnitt der Jahre 1985-1993 um 2,8%. Die Säuglingssterblichkeit betrug 1993 5,8%, die Kindersterblichkeit 7,8%.

Verteidigung

Das Militär spielt in der Mongolei im Gegensatz zu anderen asiatischen Staaten keine Rolle in der Politik. Zwischen 1921 und 1991 war die Mongolei mit der Sowjetunion durch Beistandsabkommen verbündet. Drei sowjetische Divisionen, mit Fernraketen ausgerüstet, waren im Land stationiert und sicherten teilweise die Grenze zu China. Im September 1992 verließen die letzten der 75.000 russischen Truppen die Mongolei. Der 1960 unterzeichnete Beistandspakt mit der VR China wurde faktisch durch die mongolische Parteinahme für die Sowjetunion im Konflikt zwischen Moskau und Peking aufgehoben.

Die allgemeine Wehrpflicht umfaßt zwei Jahre aktive Dienstzeit. Das Heer (21.000 Mann, 200.000 Reservisten) ist in vier Infanterie- und Panzerdivisionen gegliedert, die mit sowjetischen Panzern ausgerüstet sind. Die Luftwaffe (3000 Mann) besitzt 28 Flugzeuge, darunter einige MiG-Düsenjagdbomber. Dazu kommen Hubschrauber. Bereitschaftspolizei und andere paramilitärische Einheiten hatten 1990 eine Stärke von etwa 10.000 Mann.