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Kasinos

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Die Spielhöllen von Las Vegas

Das Schlafen sollte man sich in Las Vegas abgewöhnen, da gerade nachts die Stadt einmalig ist. Das Gepäck läßt man bei der Gepäckaufbewahrung des Greyhound am »Strip«, hinter dem Kasino Stardust, und dann pilgert man nach Lust und Laune von Kasino zu Kasino, ein amerikanischer Sport, der sich treffend Casino hopping nennt.

Spielregeln fürs »Casino hopping«

  • Theoretisch stehen die Kasinos nur über Einundzwanzigjährigen offen. Fotoapparate sind nicht gern gesehen. Meist herrscht sogar strenges Fotografierverbot. Häufig verfügen die Kasinos über zwei Säle: einen Spielsaal und einen Saal für Veranstaltungen, wobei der Eintritt in ersteren kostenlos ist.
  • Im Vegas World gab´s im letzten Sommer für 50 $ Spielgeld. Dafür muß man allerdings zwei Stunden lang spielen. Den Gutschein findet man in den örtlichen Wochenzeitungen, die überall ausliegen. Gegen Vorlage dieses Gutscheins bekommt man alle halbe Stunde 10-20 $ an Spielgeld für Slot-machines, Roulette usw. ausgehändigt. Wer sich geschickt anstellt und nicht der Verlockung erliegt, noch zwischendurch viel Geld einzutauschen, kann nach zweieinhalb Stunden mit mehr Geld von dannen ziehen, als er mitgebracht hat.
  • Grundsätzlich wird in den Kasinos und den Shows »korrekte Kleidung« erwartet, aber in Wirklichkeit mokieren sich alle, einschließlich des Kasinopersonals, darüber. »Don´t kill the goose that lays the golden eggs« sagen die Amerikaner, so dass man schon ziemlich abgerissen aussehen muß, um aus einem Kasino rauszufliegen.

    Verglichen mit den europäischen Pendants ist hier das Übermaß an »Otto-Normalbürgern« augenfällig. Alle Häßlichkeit der Gesellschaft ist dementsprechend versammelt, die Magersüchtige, der zwei Stühle beanspruchende Fette mit dem Teller vom »All you can eat«-Buffet, der vertrocknete Rentner, die irgendeine Schauspielerin imitierende Schönheit.
  • Man beschaffe sich die kostenlose Zeitung »Today in Las Vegas« beim Verkehrsverein und in manchen Kasinos mit sämtlichen Veranstaltungen und Shows der Woche. Man muß wissen, dass die Kasinos über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um die bedeutendsten Weltstars zu engagieren, so dass einem durchaus Chuck Berry oder Sammy Davis Junior über den Weg laufen können.
  • Französische Shows sind in Las Vegas höchst gefragt, und so sieht man zuweilen Kasinos, die mit riesigen Leuchtreklamen für eine Vorführung des Lido, der Folies Bergères oder des Alcazar werben. Als ob diese berühmten Kabaretts jemals ihren Laden in Paris dicht machten, nur um ein paar Wochen in Las Vegas zu verbringen. In Wirklichkeit sind nur ein paar französische Techniker und Pariser Schneiderinnen mit von der Partie, und vielleicht ist noch die ein oder andere Tänzerin Französin, zumindest aber diejenige, welche die Ansage macht. Sowas nennt man, wie bei der Haute Couture, »franchising«.

    Wer Wert auf eine Show legt, vergewissere sich, ob sie auch wirklich stattfindet. An manchen Abenden gibt´s nämlich keine, an anderen zwei. Gewöhnlich steigt um 20h die Dinner-Show, bei der das Abendessen eingeschlossen ist, und um 23h die Cocktail-Show, die für ihren Preis weitaus besser ist, als die um 20h.

  • Übrigens existiert eine Sitte, dass völlig ruinierte Spieler von den Kasinos den Flugschein nach Hause spendiert bekommen – ist ja auch besser, als sich eventuelle Amokläufer auf den Hals zu ziehen – wobei die weite Verbreitung der Kreditkarten allen, die vorhaben, ihr gesamtes Hab und Gut zu verprassen, die Arbeit erleichtert. Zoff gibt´s dann erst bei der Heimkehr.