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Renaissance

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Renaissance und erstes Königreich: Sukhothai

Mehrere Thai-Reiche im Mekongtal schlossen sich im 13. und 14. Jahrhundert gegen die Mon zusammen, nahmen ihnen Haripunchai und gründeten Lan Na. Anschließend griffen sie die Khmer an und brachten die gesamte Sukhotai-Region unter ihre Kontrolle (die Khmer-Herrschaft und die Hauptstadt Angkor waren gerade im Niedergang begriffen). So konnte 1238 das erste Königreich und der erste organisierte Thai-Staat ausgerufen werden. Zu dieser Zeit entstanden auch die eigentliche thailändische Kultur, Politik und Religion. Sukhothai (von sukha-udaya) bedeutet »Vorabend der Glückseligkeit«, und die heutigen Thailänder betrachten diesen Abschnitt denn auch als Goldenes Zeitalter. Das Königreich war so reich, dass die Untertanen keinerlei Steuern zu entrichten hatten! Der zweite König, Ram Khamheng, gilt als »Erfinder« der thailändischen Schrift. Nach dessen Tod zerfiel das Reich in mehrere Kleinstaaten; eine neue Hauptstadt saß bereits in den Startlöchern ...

Ayutthaya: Hauptstadt mit einer Million Einwohner

Paris war damals noch ein Dorf, vergleicht man es mit der Macht und dem Reichtum Ayuttayas, ganz zu schweigen von Berlin ... Diese neue Hauptstadt wurde 1350 von Ramadhipati I. gegründet. Obwohl die Khmer Erbfeinde waren und ständig bekriegt wurden, übernahm der Hof von Ayuttaya deren Sprache und Brauchtum. Die selbstbewußten Thai-Könige schwangen sich – wie ihre europäischen Kollegen ein paar Jahrhunderte später – zu absoluten Monarchen auf und schmückten sich mit dem Titel »Gott-König«. Angkor, die Hauptstadt der Khmer, fiel 1431. Vier Jahrhunderte lang wurden die Thais, so freundlich lächelnd sie sich sonst auch gaben, im gesamten südostasiatischen Raum gefürchtet. 1498 eröffneten Vasco da Gama und dessen portugiesische Gefolgschaft, nachdem sie das Kap der Guten Hoffnung umsegelt hatten, eine neue Handelsroute und weihten die Ära der europäischen Expansion im Fernen Osten ein. Die erste portugiesische Botschaft wurde 1511 in Ayutthaya errichtet, gefolgt von einer holländischen im Jahre 1605, einer englischen 1612, einer dänischen 1621 und einer französischen 1662.

Das Königreich Siam und Ludwig XIV: Öffnung nach Westen

Im modernen Thai bedeutet farang soviel wie »Fremder« und ist eine verkürzte Form von farangset, womit damals die nach Ausdehnung ihrer kolonialen Besitzungen strebenden Franzosen tituliert wurden. Die hatte sich durch einen 1686 abgeschlossenen Vertrag die Errichtung von Handelsniederlassungen, eine ungehinderte Missionstätigkeit französischer Priester und die Stationierung französischer Truppen in der siamesischen Hauptstadt gesichert. Aber hübsch der Reihe nach: anderhalb Jahrhunderte lang machten sie ihren Einfluß in der Regierung des Königreichs gelten – eine Schlüsselfigur war der schillernde Zeitgenosse Konstantin Phaulkon, eigentlich ein Grieche. Dem hatte Siam auch das Auftauchen eines lebenslustigen französischen Geistlichen namens François Timoléon zu verdanken, Abgesandter des Sonnenkönigs von zweifelhaften moralischen Qualitäten: u.a. soll sich Abbé Timoléon gerne als Frau verkleidet haben ... Finden wir ja nicht weiter tragisch, aber mit der Frömmigkeit scheint´s nicht allzu weit her gewesen zu sein. Beide machten am Hof König Narais nicht nur ihren Einfluß geltend, sondern rissen die Regierungsgeschäfte zeitweise ganz an sich. Unverschämte Burschen also, die sich in Siam als Abgesandte europäischer Zivilisation aufspielten. Da kam den siamesischen Würdeträgern ein Staatsstreich gerade recht, der 1688 das vorläufige Ende der Öffnung nach Westen einleitete: Narai war seinen Thron endgültig los, Phaulkon büßte seinen Kopf ein und sämtliche Ausländer, an der Spitze die mißliebigen Franzosen, wurden außer Landes gejagt. Das Wörtchen farang indes blieb im Vokabular der Thais zurück: als Stigma einer unglücklichen Epoche.

Der Fall Ayutthayas

Das ganze 18. Jahrhundert über bekämpften sich die siamesischen Fürstentümer bis aufs Messer. Die Burmesen, lachende Dritte, wußten diese Lage für sich auszunutzten und fielen ins Nachbarland ein. Die prächtige Hauptstadt Ayutthaya fiel nach einer 1769 begonnenen und insgesamt zwei Jahre währenden Belagerung in Schutt und Asche. Heute existieren nur noch Mauerreste. Trotz Zerstörung der alten Stadt gelang es den Burmesen nicht, in Siam Fuß zu fassen. Der thailändische General Thai Phy Taksin errichtete eine neue Hauptstadt mit dem Namen Thonburi – dem späteren Bangkok gegenüber, am Ufer des Flusses Mae Nam Chao Phraya – und ließ sich zum König ausrufen. Die Jahre seiner Regierungsherrlichkeit waren allerdings gezählt: größenwahnsinnig und fanatisch wie er nun mal war – Taksin hielt sich fast für Buddha! – machten ihm seine Minister bald kurzen Prozeß und brachten ihn (klugerweise?) um. Anno 1792 erklomm ein anderer General namens Phya Chakri den Thron und hieß fortan Rama I. Er gründete die heutige Hauptstadt Bangkok und eine ganze Dynastie: die bis auf den heutigen Tag machthabenden Chakri-Potentaten tragen seither alle den Herrschernamen Rama. Inzwischen sind wir bei Startnummer IX. angelangt ...