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Ökologie

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Umweltprobleme in Thailand

Asiatische Ökologie

Motorradtrekking im Urwald, Spekulation und Bauboom sind kaum dazu angetan, die fatalen Auswirkungen von Kahlschlag und Brandrodungsfeldbau in den letzten Bergwäldern oder die Folgen des Massentourismusses an der Küste zu mildern. Statt dass fruchtbare Felder bebaut werden, bleiben sie als Spekulationsobjekte brachliegen, bis sie mit hundert oder noch mehr Prozent Gewinn weiterveräußert werden. Straßen, Hotelhochhäuser, Ferienwohnungen, Golf- und Tennisplätze drohen ganze Naturlandschaften zu zerstören, ohne dass weitsichtige Fremdenverkehrsstrategen oder Umweltschützer dies zu verhindern wüßten: in dieser Hinsicht gibt man sich in Thailand noch unkritischer als in Spanien oder in der Türkei, schließlich bringen die Fremden eine Menge Geld ins Land.

Als besonders krasses Beispiel rücksichtloser Vermarktung gilt seit langem Pattaya, bekannt für billigen Sex, billiges Bier und billige Bratwürste. Dass der Bogen hier maßlos überzogen wurde, beweisen leerstehende Bettenburgen, sinkende Preise, sich zurückziehende Reiseveranstalter und etliche »Zu-Verkaufen«-Schilder. Der schmale Streifen Strand ist hoffnungslos verdreckt, die Wasserversorgung droht zusammenzubrechen, Kläranlagen fehlen völlig. Nicht nur die Kleinkriminalität blüht, auch mafiöse Strukturen machen sich breit. Dass ungezügelter Fremdenverkehr das zerstört, was er zu suchen vorgibt, ist in Pattaya längst Realität.

Sicher würde man der ökologischen Problematik in Thailand nicht gerecht, wollte man nur den Fremdenverkehr als Verursacher allen Übels an den Pranger stellen. Die kaum noch erträglichen Lebensverhältnisse in der Metropole Bangkok sind ja nicht den ausländischen Besuchern geschuldet, sondern hausgemacht: hier sorgen über zweieinhalb Millionen Autos und noch einmal soviele Motorräder für ein tägliches Verkehrschaos, begleitet von unglaublicher Luftverschmutzung und Lärmbelastung. Die Wirtschaft des Landes boomt eben, die Bevölkerung wächst stetig, Industrialisierung und Konsum nach westlichem Vorbild haben zumindest alle städtischen Bevölkerungsschichten erreicht. Es steht uns also nicht zu, mit dem Finger auf die Thais zu zeigen.

Schlimmer noch als die Zerstörung der Lebensqualität in den Städten wirkt sich der Kahlschlag in den Mangroven- und Regenwäldern Thailands aus. Die tropischen Gezeitenwälder an der Nahtstelle zwischen Land und Meer sterben in aller Stille und ohne öffentliches Aufsehen. Dabei stellen sie eine wirksame Barriere gegen Hochwasser, Wirbelstürme und Erosion dar. Ganz zu schweigen von ihrer Bedeutung als an pflanzlichem und tierischem Leben reiche Ökosysteme. In Thailand drohte lange Zeit die Garnelenzucht in Aquakulturen den Mangroven den Garaus zu machen, bis die Regierung zu Beginn der neunziger Jahre schärfere Gesetze erließ. In diese Zeit fiel auch der Abholzstopp in den Regenwäldern des Nordens, der sich mit Schmiergeldern allerdings leicht umgehen ließ.

Erste Auswirkungen des Raubbaus und der Umweltzerstörung auf den Wasserhaushalt des Landes zeigen sich immer dann, wenn die Niederschläge während der Regenzeit zu gering ausfallen: die Bauern sollen dann auf ihre zweite Ernte verzichten, leiten aber, um ihre Pflanzungen vor dem Vertrocknen zu bewahren, Wasser aus Kanälen oder Flüssen ab. Wer am anderen Ende ackert, geht regelmäßig leer aus, was schon Anlaß zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gegeben hat. Erschwerend kommt das Einsickern von Meereswasser in den Chao Praya in Bangkok hinzu: um das Eindringen von Salzwasser in die Trinkwasserversorgung und die Versalzung der Feldkulturen zu verhindern, muß eine Mindestmenge Wasser aus den Stauseen in die Zuflüsse des Chao Praya abgelassen werden. Der Bau artesischer Tiefbrunnen führt derweil zu einem weiteren Absinken des Grundwasserspiegels. Wassersparen ist also das Gebot der Stunde, begleitet von Aufforstungsmaßnahmen in den Quellregionen der Flußläufe. Über achthundert Millionen Hektar sollen bis 1996, dem fünfzigjährigen Regentschaftsjubiläum Königs Bhumipols, mit standorttypischen, nicht für den kommerziellen Holzeinschlag geeigneten Baumsorten bepflanzt werden.