Sprache
Sprache & Schrift
Landes und Hochsprachen
In der Mongolei werden Mongolisch, Russisch und Kasachisch sowie Sprachen weiterer Minderheiten gesprochen. Hochsprache ist das Chalcha (Khalkha), das seit 1993 wieder mit mongolischem Alphabet geschrieben wird. Die mongolischen Sprachen lassen sich mit den Turk- und den mandschurisch-tungusischen Sprachen zur Gruppe der Altaisprachen zusammenfassen.
Entwicklung der Sprachen
Ältestes Schriftzeugnis ist der um etwa 1225 entstandene »Dschingis-Stein« bei Nertschinsk in Sibirien mit einer Inschrift im klassischen Mongolisch. Hier wird beschrieben, dass der Neffe von Dschingis Khan, der Bogenschütze Yesünge, einen Pfeil 550 m weit schoß.
Die mongolischen Sprachen haben vom 14. bis zum 16. Jh. aus den Dialekten einer einzigen Sprache entwickelt. Das Altmongolische war die Sprache des mächtigen Eroberers Dschingis Khan und seiner Nachfolger, die in 30 Jahren (1211-1241) riesige Gebiete Asiens und Osteuropas unterwarfen. Nach der frühen präklassischen Periode (13./14. Jh.), in der die Niederschrift unter Benutzung der uighurischen Schrift geschah, wurde in der darauffolgenden Periode (15. bis 17. Jh.) die Sprache durch die Aufnahme volkssprachlicher Züge beeinflußt, während ältere Sprachformen meist nur in der religiösen Übersetzungsliteratur bewahrt blieben. Das klassische Mongolisch, das sich seit dem 17. Jh. herausbildete und in das im 17. und 18. Jh. zahlreiche buddhistische Werke wie das »Kandschur« und das »Tandschur« aus dem Tibetischen übersetzt wurden, dient allen Mongolen (außer den Kalmücken) bis in die jüngste Zeit als gemeinsame Schriftsprache.
Entwicklung der Schrift
Bereits die Hunnen, die den ersten Staat auf mongolischem Boden gründeten, hatten eine eigene Schrift entwickelt, die den Runen der Nordgermanen ähnelt. Im Aimak Chowd gibt es einen Stein, auf dem einige dieser Ideogramme zu sehen sind.
Vorbild Uighurisch
Die eigentliche mongolische Schrift, die bis in die Gegenwart im Gebrauch blieb, wurde Ende des 12. Jh. unter Dschingis Khan von den Uighuren, einem zentralasiatischen Kulturvolk aus der Gruppe der Turkvölker, übernommen. Uighuren leben noch heute in Sinkiang und Kasachstan sowie zu einem kleineren Teil in der Mongolei. Der Überlieferung zufolge lehrte der uighurische Schreiber Tatatungha, den Dschingis Khan gefangengenommen hatte, die Mongolen, das Uighurische zu lesen und zu schreiben. Das älteste mongolische Schriftzeugnis ist der sogenannte Dschingis-Stein (s.o.), heute in der Eremitage in St. Petersburg (Rußland).
Die »Geheime Geschichte der Mongolen«, die die sagenumwobene Geburt des mongolischen Volkes und die Eroberungszüge Dschingis Khans beschreibt, berichtet, das Dschingis im Jahre des Tigers (1206) seinem Bruder Shigi Kutuku den Befehl gegeben habe, für das Volk Recht zu sprechen und seine Urteile auf »weißem Papier« in einem »blauen Buch« aufzuzeichnen. Die »Geheime Geschichte« selbst ist nur in einer phonetischen Transkription mit Hilfe chinesischer Schriftzeichen vorhanden. Sie wurde während der Ming-Dynastie angefertigt, nachdem die Mongolen aus China vertrieben worden waren. Die alte mongolische Schrift, aus dem uighurischen Alphabet entwickelt, wurde gebunden in vertikalen Zeilen von links nach rechts geschrieben.
Reformversuche
Im Jahre 1260 bat Khubilai Khan den tibetischen Mönch Pagba-Lodoydjaltsan, ein neues mongolisches Alphabet zu schaffen. Die Arbeit dauerte neun Jahre. Heraus kam ein »viereckiges« Alphabet, das auf tibetischen Vorlagen fußte. Doch trotz der Anordnung des Khans, in Zukunft das neue zu benutzen, blieben die Mongolen ihrem alten Alphabet treu.
1599 entwickelten die mongolischen Gelehrten Erdene und Gagai eine mandschurische Schrift, die auf dem altmongolischen Alphabet fußte. Sie wurde 1648 von dem oiratischen Mönch Zaya-pandit Namkhayjamts für seine Muttersprache adaptiert, fand jedoch weder unter Mongolen noch unter Oiraten viele Anhänger.
Auch die im 17. Jh. von Zanabazar geschaffene Soyombo-Schrift, die tibetische Elemente umfaßte, wurde nicht angenommen. Die alte mongolische Schrift wurde weiter benutzt.
Kyrillisch
Mit der Einführung des kyrillischen Alphabets in der Mongolei, seit 1941 versucht und 1946 abgeschlossen, wird die kyrillische Schrift heute von allen Mongolen (außer denen in der Inneren Mongolei und in Tibet) beherrscht. In den 30er Jahren wurde kurzzeitig mit der Romanisierung experimentiert. Unter dem Einfluß Stalins entschied man sich aber für die kyrillische Schrift und fügte zwei neue Buchstaben für ö und ü hinzu.
Nach der Auflösung der Sowjetunion und der Wende hat die Mongolei 1993 die alte mongolische Schrift wieder eingeführt. Sie wurde bereits seit 1984 in den Oberschulen gelehrt. Das altmongolische Alphabet hat 26 Buchstaben, während das mongolische Kyrillisch 35 Buchstaben, also zwei mehr als das russische besitzt.