Moderne

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Moderne Literatur

Berühmte Autoren

Die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte begann mit Rasipungsug im 18. Jh., während im 19. Jh. romantische Tendenzen überhandnahmen. Die Entwicklung der modernen Literatur setzte nach der Gründung der Volksrepublik 1921 ein, wobei westliche Einflüsse einen entscheidenden Anstoß gaben. Vorbilder wie Tolstoi, aber auch Victor Hugo, Boccaccio, Edgar Allan Poe, Jules Verne und selbst Dumas d.Ä. haben in der Prosa Anregungen gegeben. Majakowski tat ein gleiches in der Lyrik.

Vor der Revolution konnte nur eine dünne Oberschicht von Klerus und Beamten lesen und schreiben. Doch nun wurden die Beseitigung des Analphabetentums, die Einrichtung moderner Druckereien und die Gründung des »Gelehrten Komitees der Mongolischen Volksrepublik« (nach dem Vorbild der sowjetischen Akademie der Wissenschaften) Voraussetzungen für eine moderne Literatur und die kritische Aufarbeitung der Tradition.

Zahlreiche junge Intellektuelle studierten im Ausland, 1926-1929 auch eine Gruppe mit dem Dichter Natsagdorsh in Deutschland, was zur schnelleren Modernisierung des Geisteslebens beitrug. Zeitschriften wie »Unser Land« und »Der neue Spiegel« förderten die junge Literatur im Zeichen des sozialistischen Realismus, aber auch nationaler Selbstbehauptung.

Damdinsüren & Natsagdorsh

Als bedeutendster moderner Schriftsteller gilt Tsendijn Damdinsüren (1908-1986). Mit seinen Erzählungen und Übersetzungen zählt er zu den Wegbereitern der neuen Literaturbewegung, die vor allem folkloristische Novellen und Erzählungen sowie historische, wissenschaftlich-phantastische und Zeitromane hervorbrachte. Damdinsüren übersetzte auch Puschkin, Lermontow und Schiller ins Mongolische.
Natsagdorsh (1906-1937), Sohn eines verarmten Adligen, fanatischer Nationalist und Kommunist, prangerte in realistischen Erzählungen besonders die alte feudalistisch-theokratische Ordnung an. 1934 schrieb er ein Libretto für die erste mongolische Oper. Erinnern Gedichte wie »Von Ulaan Baatar bis Berlin« und »In ein fernes Land, um zu lernen« an seinen Deutschlandaufenthalt, so erlangte er breite Popularität mit dem 1933 erschienenen Gedicht »Minij nutag« (Meine Heimat), in dem er die erhabene Schönheit des Landes besingt. Es liegt leider nicht in deutscher Übersetzung vor, soll hier aber nicht vorenthalten werden:

»Forest taiga and mountains are the adornment of the north,

Shimmering in a yellow-blue haze, great Gobi´s boundless plains

And Oceans of dunes of sand are the countenance of the South.

This is my birthplace, Mongolia´s lovely land.

The rare beauty of the Orhon, Selenga and Höhuy rivers,

The many ridges and passes, sources of natural riches,

The ruined walls of old towns, memorials of ancient times,

Tracks and roads across the open span leading to distant parts.

Mongolia´s lovely land, this is my birthplace.«

Natsagdorsh, der u.a. an einer russischen Militärakademie studiert hatte, arbeitete zeitweise als Chefredakteur der Militärzeitschrift »Andyn Tsereg« und als Sekretär für den Diktator Tschoibalsan, der für die Ermordung von Zehntausenden von Mönchen und die Zerstörung von 700 Tempeln verantwortlich war. Im Mai 1936 wurde Natsagdorsh, der mit einer Russin verheiratet war, verhaftet, weil er angeblich einen nicht autorisierten Jugendverein leitete. Nach drei Monaten wieder entlassen, starb aber im folgenden Jahr unter mysteriösen Umständen im Alter von 31 Jahren. Sein Grab ist bis heute unbekannt.

Tschoinom

In kommunistischer Zeit verfolgt wurden mehrere Schriftsteller, darunter Rintschinii Tschoinom (1936-1979). Sein Vater war Lama im Aimak Chentii. Bis 1960 arbeitete Tschoinom als Viehzüchter, dann ging er nach Ulaan Baatar und schrieb zunächst Gedichte und Artikel unter Pseudonym. Mit seinem ersten publizierten Werk »Dsaluu Nas« (»Jugend«) nahm er an einem Wettbewerb teil und erhielt den Ersten Preis. Wegen zweier Gedichte, »Bi Mongol« (»Ich bin Mongole«) und »Bi uur churtsch baina« (»Ich bin wütend«) kam er von 1970 bis 1973 ins Zuchthaus Chadschuu Ulaan. Danach wurde er nach Batnorow (Chentii) verbannt, wo er in einem Sägewerk arbeitete. 1979 starb er an einer Lungenkrankheit. Seit 1992 gibt es einen »Tschoinom-Literaturpreis«.