Rund um Kitchener und Waterloo

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RUND UM KITCHENER UND WATERLOO

Idyllische Gegend voller Obstplantagen, Weingärten (!) und adretter kleiner Dörfer im viktorianischen Stil. Dass die Landbrücke zwischen den Großen Seen - Huron-See bzw. Georgian Bay im Westen, Eriesee im Süden und Ontariosee im Osten - klimatisch so begünstigt ist, liegt an den schroffe Temperaturgegensätze zwischen Sommer und Winter mildernden Wasserflächen, die auch plötzliche Kälteeinbrüche erträglicher machen.

Die Gegend rund um Kitchener, eine Gründung von aus Pennsylvania eingewanderten deutschstämmigen Mennoniten, und Waterloo, wartet mit einer Kuriosität auf: Nachfahren der ersten deutschen Einwanderer haben sich hier in ländlichen Mennoniten-Gemeinden zusammengefunden und leben noch wie zu Beginn des letzten Jahrhunderts: ohne Strom, ohne Auto, stets mit einem großen schwarzen Hut bzw. einem fest um den Kopf gebundenen Häubchen bekleidet. Für Ausfahrten bedienen sie sich nach wie vor der guten alten Pferdekutsche. Dennoch haben es einige dieser so enthaltsam lebenden "Bauern" zu ansehnlichem Grundbesitz gebracht. Sie sind die einzigen in ganz Ontario, die das Fleischerhandwerk betreiben. Zu "besichtigen" sind sie in ihren Dörfern Saint Jacob´s (Bauernmarkt donnerstags und samstags) oder Elmira (die 86 West ab Waterloo, 10 km) oder samstags morgens auf dem großen Farmers Market von Waterloo, wo sie ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse feilhalten. Besagter Markt und der von Kitchener (donnerstags und samstags) zählen zwar auch weiterhin zu den außergewöhnlichen Märkten in Ostkanada, sind aber ein wenig der Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Jedenfalls haperts inzwischen mit der "volkstümlichen Ausstrahlung", weshalb wir St. Jacob´s vorziehen (s.u.).

Übrigens: Kitchener hieß ursprünglich einmal Berlin und wurde im Ersten Weltkrieg aus politischen Gründen umbenannt. Dies geschah mit einer ganzen Reihe deutscher Siedlungen. Auch Ortsnamen in Manitoba wie Altona, Schoenwiese, Rosenort, Kleefeld oder Steinbach weisen auf Mennoniten-Siedlungen hin. Einen Namen haben diese sich in kulinarischer Hinsicht gemacht: ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse (Wurst- und Fleischwaren, Brezeln und Bier) erfreuen sich hoher Beliebtheit, genauso wie ihre überlieferten Kochrezepte.

In Saint Jacob´s Läden mit Kunsthandwerk und samstags volkstümlicher Farmers Market. Kitchener gebührt zudem der Superlativ, die größte Bar der Welt zu besitzen: Lulu, Nachtclub für dreitausend Vergnügungssüchtige!

Auskunft

Kitchener-Waterloo Area, Visitor & Convention Bureau: 2848 King Street East, T. 519/748-08 00, Fax 748/64 11.

Heimisches in Kitchener

Deutsches Honorarkonsulat: 385 Frederick Street, Kitchener, Ontario N2H 2P2, T. 519/576 86 50; übergeordnete deutsche Auslandsvertretung ist das Generalkonsulat in Toronto.

Oktoberfest: Mitte Oktober; mit Sauerkraut und Blasmusik. Angeblich nach München selbst das zweitgrößte Spektakel dieser Art. Oktoberfeste sind in ganz Amerika verbreitet, man denke nur an das brasilianische Blumenau, und es macht auch gar nichts, wenn statt Gamsbart (richtig) rote Bommel (falsch) auf dem Festtagshut prangen. Fern der Heimat verwischen sich eben die wahren landsmannschaftlichen Zugehörigkeiten ...

Die Mennoniten ...

... benennen sich nach dem täuferischen Theologen Menno Simons (1496-1561) und vertreten eine Reformbewegung, die ein kalvinistisch geprägtes Christentum vertritt, die sittliche Heiligung betont und für uns so alltägliche Dinge wie Kindstaufe, Eidesleistung und Kriegsdienst verwirft. Deshalb waren die schweizerischen, niederländischen und nordwestdeutschen Täufergruppen auch häufig zur Auswanderung gezwungen, die sie seit Ende des 18. Jahrhunderts vor allem nach Amerika und in die Ukraine führte.



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