Land, Leute, Wirtschaft

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Geographie, Besiedlung und Wirtschaft

Geographisches

Prärien (nach frz. Prairie für »Wiese«) könnte man mit »Grasfluren« oder »Grassteppe« übersetzen, was den Sachverhalt genau träfe: der Boden ist nämlich mit hohem Gras bedeckt (Tall grass), das nach dem trockeneren Westen hin allmählich dem büschelförmig wachsenden Short grass, den kurzen Gräsern also, weicht. In den von eiszeitlichem Material bedeckten Provinzen Alberta und Saskatchewan wechselt die Oberflächengestalt von sanft gewellt (Grundmoränen) hin zu schrofferen, hügeligen Formen. Die höher gelegene westliche Stufe der Prärien heißt High Plain, die östliche, mit ihren zahlreichen Seen und Sümpfen, Lower Prairie, Hudsonian Prairie oder auch Gently rolling Prairie.

Besiedlungsgeschichte

Fünf Besiedlungsschübe lassen sich in den Prärieprovinzen Manitoba, Saskatchewan und Alberta unterscheiden: die Ureinwohner waren natürlich zuerst da – sie wanderten von zwanzig- bis vierzigtausend Jahren aus Asien ein – konnten die Weite des Landes mit ihren 50.000 Seelen (1640) aber nicht einmal annäherungsweise erschließen. Dies gelang den mehreren tausend europäischen Pelzhändlern und Missionaren in den beiden darauffolgenden Jahrhunderten auch noch nicht, doch spielten diese eine Pionierrolle für die erste Welle europäischer Siedler, die sich als Farmer niederlassen wollten. In den folgenden fünfzig Jahren zogen Kanadier britischer Abstammung von Ontario aus nach Westen. Die größte Einwanderungswelle begann Ende der neunziger Jahre im vorigen Jahrhundert und dauerte bis 1929 an: nach Fertigstellung der Eisenbahnstrecke zum Pazifik fanden Menschen aus aller Herren Länder in den Prärien eine neue Heimat. Dürre, Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren und der Zweite Weltkrieg führten schließlich zu einem Rückgang der Einwandererzahlen. Seit Ende der vierziger Jahre steigen oder fallen diese je nach Wirtschaftslage. Die knapp fünf Millionen Bewohner der Prärieprovinzen verlieren sich immer noch in der Weite des Landes, zumal sie sich zu drei Vierteln auf die größeren Städte konzentrieren. Den typischen Prärie-Kanadier sucht man übrigens vergebens: vielmehr begegnet man einer kosmopolitischen Mischung, wobei die Nachfahren west- und osteuropäischer Einwanderer, vor allem aus Großbritannien und Frankreich, bis heute überwiegen.

Wirtschaft

Die geographischen und wirtschaftlichen Bedingungen und damit die Besiedlung waren in allen drei Prärieprovinzen zunächst gleich. 1682 wurde an der Küste im Norden Manitobas die erste Handelsniederlassung gegründet, wo Händler mit Trappern und Jägern um für Europa bestimmte Pelze feilschten. Der Pelzhandel war Anreiz genug zur Erkundung des Westens. Aber erst nach einiger Zeit (1812) erreichten die ersten Siedler die Gegend um den Red River im Süden Manitobas, und betrieben auf dem fruchtbaren Weideland Landwirtschaft. Bis in die 50er Jahre standen in den Prärieprovinzen denn auch Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung im Vordergrund. Die Entdeckung von Erdöl, Erdgas und anderer Bodenschätze führte zu einer Umorientierung in der Wirtschaft, ohne die Landwirtschaft als wichtigen Faktor ganz zu verdrängen. Aber auch im kanadischen Westen sind Kleinfarmen zur Aufgabe bzw. zum Zusammenschluß zu größeren und stärker mechanisierten Betrieben gezwungen. Die Abhängigkeit von Getreide- und Rohstoffpreisen birgt Gefahren und Unwägbarkeiten, weshalb alle drei Prärieprovinzen eine Diversifizierung ihrer Wirtschaft anstreben: High-Tech, Papierherstellung, Kalidünger- und Schwerölproduktion sollen künftig für eine sichere wirtschaftliche Grundlage sorgen.



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