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Viertel zum Flanieren

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VIERTEL ZUM FLANIEREN

Hier ein kleiner Rundweg für unsere Stadtpoeten und Liebhaber des müßigen Umherirrens.

Kensington Market: im malerischen Viertel um Augusta und Spadina Avenue bzw. Nassau und College Street wird jeden Tag außer sonntags von 8h morgens bis 7h abends ein Markt abgehalten. Bunte Auslagen mit Gemüse, Fischhandlungen, Trödelläden, kleine Cafés und eine Menge junger Leute aus aller Herren Länder, die auf den Treppen herumstehen und diskutieren, bestimmen das Bild. Die ersten Anwohner waren englische Einwanderer zu Beginn des Jahrhunders, die den Platz jüdischen Auswanderern aus Mitteleuropa überließen. Diese verliehen dem Viertel schließlich seinen unverkennbaren Charakter. Der Kleinhandel florierte, was dem farbenfrohen Markt bis heute anzumerken ist. In den fünfziger Jahren gesellten sich neue Minderheiten wie Ungarn und Italiener hinzu, wo sich das Leben bekanntlich auf der Straße abspielt und die sich daher hier bald heimisch fühlten.

Genau zu dieser Zeit erkannten Immobilienhaie die Vorzüge dieses Viertels und versuchten, die alten Behausungen durch moderne Neubauten zu ersetzen. 1982 erhob sich sogar eine Kampagne, die gegen die Anwesenheit von Enten und Hühnern auf dem Markt herzog! Der Zuzug von Portugiesen bereicherte dann noch die kulturelle Vielfalt in den Straßen und Gassen. Heute ist Kensington ein Viertel, das hierzulande als multikulturell bezeichnet würde und in dem ein paar Punks für zusätzliche Farbtupfer sorgen.

Chinatown: zieht sich von Dundas Street westlich der University Avenue hin bis oberhalb von Spadena Avenue. Chinatown wurde 1878 »gegründet«, als ein gewisser Sam Ching seine Wäscherei in der Adelaide Street West eröffnete. Langsam aber sicher vergrößerte sich die chinesische Gemeinde, vor allem durch Zuwanderer aus Hong Kong in den sechziger Jahren.

Chinatown ist das einzige Viertel in Toronto, wo auch sonntags etwas los, und zwar nicht wegen der Touristen, sondern dank der Einheimischen, die hier ihre Einkäufe erledigen, sich zum Essen verabreden oder Freunde und Bekannte treffen, die am Stadtrand wohnen. In Dundas Street stammen einige der Gebäude noch aus dem letzten Jahrhundert, an denen heute vorzugsweise gelbe und rote Leuchttafeln in chinesischer Schrift prangen. Etwas weiter trifft man dann auch die unvermeidlichen, vollklimatisierten Einkaufszentren, deren Vorzüge man in den strengen Wintern jedoch bald zu schätzen lernt. Chinatown ist heute mit 200.000 Einwohnern die drittgrößte chinesische Gemeinde in Nordamerika – nach San Francisco und Vancouver – und erfreut sich auch unter den übrigen Bewohnern Torontos als Treffpunkt hoher Beliebtheit. Fünf Zeitungen erscheinen täglich in chinesischer Sprache. Ein eindrucksvolles Beispiel für die gelungene Integration einer fremden Volksgruppe.

Queen West Street: spielt ein bißchen das SoHo von Toronto, wo die Zwanzig- bis Dreißigjährigen den Ton angeben. Die großen Lagerhallen wurden in den siebziger Jahren von Künstlern in Ateliers umgewandelt. Später eröffneten hier Secondhand-Läden für Kleidung und allerlei sonstigen Kram sowie ausgefallene Restaurants, die dem ursprünglich von Ukrainern, Polen und Juden aus aller Welt bewohnten Viertel ihren eigenen Stempel aufdrückten. Heute haben vor allem Punks und New Waver die Gegend in Beschlag genommen. Für Streifzüge über die Queen West Street eignet sich am besten der Samstagnachmittag und, wegen der vielen tollen Bars und Kneipen, der Abend natürlich (s.u.).

Cabbage Town: Wohngegend ohne großartige Sehenswürdigkeiten, die jedoch heute noch einen Eindruck davon vermittelt, wie es hier gegen Ende des letzten Jahrhunderts ausgesehen haben mag. In den sechziger Jahren mehrfach zum Abbruch bestimmt, errinnert das Viertel dank der zahlreichen Grünflächen streckenweise an San Francisco: kleine bunte Landhäuser voller Blumen, enge, hohe Gemäuer und Gebäude aus viktorianischer Zeit. Schließlich entschied man, das Viertel nicht abzureißen, sondern wiederzubeleben. Heute gilt es als besonders schick, in Cabbage Town zu wohnen. Unternehmer und Freiberufler haben sich nun zwischen Jarvis und Parliament Street bzw. Gerrard Street East und King Street East eingerichtet.

Liebhaber alter Villen atmen auf Spaziergängen entlang der Vorgärten und Sträucher in Wellesley Street East und Sackville Street den Geist der Jahrhundertwende.

Saint Lawrence Market: Front Street 103, Ecke Jarvis Street. Großer offener Markt in einem alten Backsteingebäude. Dienstags bis samstags von 8 bis 18h (samstags bis 17h).

WER NOCH ZEIT HAT ...

Danforth Avenue: mit dem Auto empfiehlt sich eine Tour über die Danforth Avenue zwischen Broadview Street und Pape Street, wo die griechische Gemeinde von Toronto ihr Quartier bezogen hat. Die breiten Straßen verhindern allerdings, dass wirklich der Eindruck eines geschlossenen Viertels aufkommt; daran können auch die griechischen Straßenschilder nichts ändern. Von den Märkten mit frischem Gemüse gilt der Sunland Fruit Market als der bekannteste, unterscheidet sich aber kaum von den anderen.

Saint Clair West: kleines italienisches Viertel zwischen Lansdowne Avenue und Dufferin Street. Samstags geben sich hier alle Italokanadier der Stadt ein Stelldichein. Aus den Restaurants dringen lombardische Dialekte, die Cafés öffnen ihre Terrassen und die Machos holen ihre weißen Hemden aus dem Schrank.



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