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Hyder

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Kanada oder Alaska?

Bären auf Lachsjagd

Kneipe tapeziert mit Geldscheinen

Die wohl "freundlichste Geisterstadt in Alaska" schwankte lange Zeit zwischen der Zugerhörigkeit zu den USA und zu Kanada hin und her. Nach einer vorläufigen Grenzfestlegung um 1900 gehörte Hyder zunächst zu Kanada, da die USA damals erst westlich vom 56. Breitengrad begannen. 1905 schließlich wurde die Grenze genauer festgelegt. Inzwischen verläuft sie an der Ostwand des Hauses am Eagle Point, das ein Ingenieur der US-Armee 1896 errichten ließ. Eine Schneise auf einem Felsen im Wald bezeichnet den weiteren Verlauf. Sonst weist nur ein Schild auf die Grenze hin. Kontrollen finden bei der Reise nach Hyder nicht statt. Der einzige Zugang erfolgt über Kanada.

Der Goldrausch am Klondike führte 1898 die ersten Siedler in diese Gegend, die südöstlichste in Alaska. Sie ließen sich am Ende des 148 km langen Fjords "Portland Canal" nieder. Statt auf Gold stießen sie allerdings nur auf Erz, weshalb viele Goldsucher die Region wieder verließen. Andere blieben und gründeten die benachbarten Städte Hyder (Alaska, USA) und Stewart (British Columbia, Kanada). In über vierzig Minen wurde Kupfer, Zink, Silber, Wolfram und Gold gefördert. Da nicht feststand, zu welchem Land die Stadt nun gehörte, wurden Schürfrechte nach US- und nach kanadischen Rechten erteilt. Das letzte große Bergwerk, die Granduc Cooper Mine, schloss 1984 ihre Pforten.

Hyder bestand zunächst aus einer Pfahlsiedlung im Watt ("Portland City"). In den 1930er Jahren zogen die Einwohner aufs Festland. Die alten Hütten brannten 1948 nieder. Überreste ragen noch heute aus dem Fjord.

Einen Abstecher lohnt das Nest besonders im Sommer (Juni bis September). Dann tummeln sich die Bären am Salmon River, darauf wartend, dass ihnen ein Lachs ins Maul springt. Neben Schwarzbären und Grizzlybären ist auch der weiße "Geisterbär" (Kermodebär) vertreten.

So groß ist die Zahl der Zuschauer, dass für sie eine Holzplattform erbaut wurde. Tatsächlich ist das Schauspiel beeindruckend. An keinem anderen Ort in Alaska lassen sich Bären so bequem in freier Natur beobachten. Über Gefahren sollte man sich allerdings im Klaren sein: In einem Sommer wurde ein Mann von einem Bären zerrissen.

Im Winter, wenn der Schnee mehrere Meter hoch liegt, erfreuen sich die Einwohner am Snowmobiling. Zu Ostern findet der Poker Run statt, bei dem die Teilnehmer an jeder Station eines Parcours eine Karte bekommen. Wer am Ende das beste Blatt hat, gewinnt.

Streitereien werden in Hyder selbst geklärt; eine Polizei gibt es nicht. Dafür aber eine Freiwillige Feuerwehr. Übrigens stehen die Einwohner im Telefonbuch von Stewart, der kanadischen Nachbarstadt. Die Kinder gehen zunächst in Kanada zur Schule.

In der Kneipe "Glacier Inn" traut der Gast auf den ersten Blick seinen Augen nicht. Zahlreiche Geldscheine stecken – mit Unterschrift – an den Wänden. Der Brauch geht auf Bergleute zurück, die Scheine zurückließen, um beim nächsten Besuch bezahlen zu können. Der älteste Schein, eine kanadische 25-Cent-Note von 1870, prangt hinter der Bar.