Inselleben

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Besuch im Clayoquot Sound

Traumhafte Natur an der kanadischen Küste

Artenreiche Wildnis - Wale, Pumas, Bären, Seelöwen …

"Vancouver Island" nennt sich das vierhundert Kilometer lange Eiland vor der kanadischen Westküste. Auf dem schmalen Streifen haben 750 000 Menschen ihren Wohnsitz, wozu natürlich etliche Touristen kommen. Die Insel wurde zwar erst vor zweihundert Jahren von Europäern entdeckt, doch erfreut sie sich schon großer Beliebtheit.

Man nehme Tofino als Beispiel, ein Ort an der westlichen Inselküste, benannt nach einem spanischen Seefahrer. Vor fünfzig Jahren ahnte die Weltbevölkerung kaum etwas von Tofinos Existenz, bis schließlich in den Siebzigern eine befestigte Straße den Weg wies. Hippies strömten in den Ort, später Surfer, Abenteuerurlauber, Luxussuchende …

Es liegt so nah am Pazifik, dass die beiden einzig eine große Bucht trennt: Clayoquot Sound, dreißig Kilometer lang, mit zweihundert Inseln, tiefen Flüssen und allerlei Tieren. Hier streifen Wölfe, Pumas und Bären durch die Wälder, während Wale, Seelöwen und Robben sich im Meer tummeln.

"Clayoquot" stammt aus dem Indianischen und bedeutet: Die, die anders sind, als sie vorher waren. So bezeichnet man einen Stamm der First Nation, der sich aus vier Stammesgruppen zusammenschloss. Die alten Namen zählten dabei nicht mehr, weshalb man diesen neuen wählte.

Die Bucht brennt vielen in der Seele, denn First Nations, Holzindustrielle und Umweltschützer kämpfen stetig um sie. Wer einmal die die prachtvolle Natur Vancouver Islands erblickte, wird sich darüber nicht wundern. Tiefe Seen, gigantische Zedern, klare Flüsse, wilde Tiere … Stress wandelt sich binnen weniger Tage in Ruhe und gute Laune.

20 000 Wale ziehen jährlich vor Vancouver Island vorbei, so dass die Chancen recht gut stehen, einen zu Gesicht zu bekommen. Hat man Pech, so schwinge man sich stattdessen auf ein Surfbrett, denn das Meer beschert hier tolle Wellen. Da stört auch nicht, dass die Wassertemperatur leider nur zwölf Grad beträgt.

Wilde Stürme suchen die ebenso wilden Strände heim: Von Dezember bis Februar zerfurchen sie dreißig- bis vierzigmal das Wasser. Des einen Leid ist dabei des anderen Freud, denn Sturmwanderungen schließen eine Marktlücke.

Die Natur hat für die meisten Inselbewohner hohe Bedeutung, vermittelt sie doch Freiheit und Lebendigkeit. Dabei geraten die Städte bei manchem in Vergessenheit, obwohl auch sie einen Besuch lohnen.

Reiseführer nennen Inselmetropole Victoria eine "alte Jungfer" im Vergleich mit Vancouver. Freilich, die einstige Hauptstadt von "British Columbia" verströmt natürlich einen echt englischen Charme, der sogar noch britischer ist als England. Aber schließlich reist man ohnehin nicht zur Städtebesichtigung nach Vancouver Island, sondern um sich in der Natur mal so richtig wohl zu fühlen!