Der Speaker

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Der Speaker

An die Fragestunde schließt sich die Diskussion der Gesetzesvorlagen und -anträge
an. Die Debatte läuft ebenfalls nach genauen Regeln ab: niemals dürfen sich
die in zwei Lagern gegenübersitzenden Abgeordneten unmittelbar ansprechen. Sie
tun vielmehr so, als wendeten sie sich ausschließlich an den Speaker, und nennen
ihren eigentlichen Gesprächspartner nur in der dritten Person. Vorsichtshalber
verläuft ferner eine Trennungslinie vor der Front Bench jeder Partei, die sie
vom Speaker-Pult abgrenzt und zwei Degenlängen von der gegnerischen Partei entfernt
hält. Ein Überschreiten dieser Linie wird mit Ausschluß bedroht.

Trotz dieser Vorkehrungen gegen Beleidigungen oder Handgreiflichkeiten erhitzen
sich die Redner gelegentlich. Die Beschimpfungen sind um so gehässiger als sie
immer indirekt bleiben, und die Haltung hat etwas heimtückisch Feindseliges
an sich. Wortbeiträge werden von verschiedenen Knurrlauten begleitet: einem
zustimmenden »aye« (archaische Form von Ja; nur ein unbelehrbarer Konservativer
würde es wagen, »Yes« zu sagen) oder entrüsteten Stöhnlauten, wenn es gilt,
einen Gegner zu verunsichern. Schließlich wird abgestimmt. Dazu müssen die Befürworter
des Vorschlags den Saal rechts vom Speaker-Stuhl verlassen, während die Opposition
links marschiert. Die Teller zählen währenddessen aus. Am Ende jeder Sitzung
fragt der Speaker: »Who goes home?« (Wer geht nach Hause?) in Erinnerung an
eine Zeit, als die Abgeordneten aus Furcht vor Wegelagerern nur in Gruppen reisten.