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Mythen des Wild West

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Gaunergeschichten aus Tombstone

Die Abrechnung von OK-Corral

Diese berühmte und wahre Episode aus der Geschichte des Wilden Westens ereignete sich am 26. Oktober 1881. Sie wurde unter anderem in dem Film »Gunfight at the OK Corral« (dt. »Zwei rechnen ab«, USA 1957) von John Sturges (mit Kirk Douglas und Burt Lancaster) und im Streifen »Doc« von Frank Perry (1970, mit Stacy Keach) verewigt. Auch Kevin Costner mimte übrigens mal den Wyatt Earp.

Der Sheriff Wyatt Earp, seine beiden Brüder Virgil und Morgan sowie Doc Holliday, ein legendärer, ständig alkoholisierter Zahnarzt, zogen aus, um die Brüder Clanton und Mclaury zu verhaften, die für ihre Schandtaten bekannt waren. Der Schußwechsel dauerte dreißig Sekunden, wobei die zwei McLaury-Brüder getötet und drei Mitglieder der Earp-Gruppe leicht verletzt wurden. Einer der Clanton-Brüder segnete kurze Zeit später das Zeitliche, nicht ohne darum gebeten zu haben, man möge ihm seine Stiefel ausziehen, da er seiner Mutter versprochen hatte, nicht mit Stiefeln begraben zu werden.

Es gibt starke Indizien, dass die legendäre »Schlacht am O.K. Corral«, aus der Wyatt Earp als »größter aller Sheriffs« hervorging, eine Bandenschießerei unter Posträubern war – und eine kaltblütige Hinrichtung Wehrloser dazu. Als der furchtlose »Marshall« sich 1879 mit seinen Brüdern in dem Goldgräberstädtchen niederließ, hatte er bereits eine bescheidene Laufbahn als korrupter Hilfspolizist hinter sich.

Vor allem war er ein begnadeter Lügner, der seinem Biographen mindestens drei Fassungen seiner Heldentat in die Feder diktierte, bevor er 1929 im hohen Alter von achtzig Jahren in seinem Bett in Los Angeles verschied. Zwischenzeitlich hatte er zugegebenermaßen das Metier gewechselt und war Immobilienmakler geworden.

Will einer wissen, wie die ganze Revolverherrlichkeit unterging? Nun, das war mit den Daltons, nicht hier aber in Coffeyville, Kansas. Die Brüder Grat, Bobund Emmett ritten am 5. Oktober 1892 mit ihren Kumpanen Bill Power und Dick Broadwell kurz nach Sonnenaufgang in das 350-Seelen-Städtchen ein, um ihre respektable Gaunerkarriere mit einem Paukenschlag, dem Ausplündern zweier Banken auf einen Streich, zu krönen. Einen Namen hatten sie seit Jahren für das Ausrauben von Banken und Eisenbahnen. Nun wollten sie auch noch Jesse und Frank James, die Younger-Brüder und Billy the Kid übertrumpfen.

Ein gravierender Fehler unterlief ihnen: sie versäumten es, die Örtlichkeiten auszukundschaften und wußten nicht, dass die Hauptstraße wegen Kopfsteinpflasterung, einer epochalen Neuerung, nicht für die Flucht zu Pferde taugte, ferner ahnten sie nicht, dass die Einwohner gerne mitmischen wollten. Das leicht frustrierte Quintett mußte seine Rösser also einige Blocks entfernt in der zu dieser Tageszeit schon recht belebten Kleinstadt anbinden. Aus dem Tritt kamen sie in der C.M. Conden Bank, wo der Kassierer geistesgegenwärtig behauptete, den Tresor wegen einer Zeitschaltuhr erst um halb zehn, also in zehn Minuten, öffnen zu können. In Wirklichkeit war es bereits Viertel vor zehn, aber der übertölpelte Grat Dalton beschloß, die vermeintlichen zehn Minuten abzuwarten.

Inzwischen hatten die braven Bürger der Stadt aber gemerkt, was los war, und den Eisenwarenladen von H.H. Isham gestürmt, um sich mit den Flinten dort einzudecken. Als die Halunken die Banken verließen, trafen sie gleich auf Widerstand und erschossen vier Einwohner, darunter den Marshall. In der seither »Death Alley« genannten Gasse erlebten sie dann ihr Waterloo. Allein Grat Dalton erreichte sein Pferd, verblich aber an einem Herzschuß des bayerischen Einwanderers Joseph Kloer. Einzig Überlebender war Emmett Dalton mit immerhin fünfzehn Kugeln im Leib. Er saß bis 1907 im Knast, schrieb danach seine Memoiren »When the Daltons Rode«, arbeitete als Berater beim Film und starb 1937 als reicher Mann.

Die schöne und wahre Geschichte des Russian Bill

Russian Bill, groß und schlaksig, elegant gekleidet und mit erstklassigen Manieren, tauchte eines schönen Tages im Jahre 1880 in Tombstone auf. Ein glänzender Colt schmückte seinen Gürtel, und er versuchte, sich von Anfang an den Anschein des großen »outlaw« zu geben, indem er den entsprechenden Slang benutzte. Er ließ sich mit den schlimmsten Gestalten der Stadt ein, insbesondere mit Curly Bill, einem berüchtigten Banditen. Er versorgte die Verletzten der Bande, bot ihnen Unterschlupf, kurz und gut, tat alles, um von ihnen akzeptiert zu werden. Seiner überdrüssig, riet ihm jedoch Curly Bill eines Tages, seine Bemühungen aufzugeben, da aus ihm nie ein rechter Bandit werden würde. Enttäuscht begab sich Russian Bill nach Mexiko, wo er sich zur Bande von Zeke Murillo, einem anderen berühmten Banditen, gesellte. Aber auch hier schien sein Auftreten nicht recht zu überzeugen, und man machte sich über ihn lustig

Zutiefst erschüttert beschloß er, es auf eigene Faust zu versuchen. Er begann seine Karriere mit einem Pferdediebstahl. Da er sich aber weiterhin in der Gegend aufhielt, wurde das Pferd bald erkannt, und unser Freund wanderte ins Shakespeare-Gefängnis. Dort verbrachte er seine erste Nacht als Pferdedieb zusammen mit Sandy King, einem berüchtigten Mörder. Im Speisesaal des großen Rathauses wurde über sie zu Gericht gesessen, und beide wurden zum Tod durch den Strang verurteilt.

Nie zuvor hatte eine Exekution die braven Bürger dermaßen verstört. Russian Bill war heiter und gelassen und dankte dem Henker sowie der anwesenden Menge mit bestechender Höflichkeit. Woher sollten sie auch wissen, dass hiermit sein Traum Wirklichkeit wurde: endlich hatte man ihn als einen wahren Gesetzesbrecher anerkannt! Einige Zeit später erfuhr man, dass sein wahrer Name William Tattenbaum lautete und er aus russischem Hochadel stammte.