Saint Peters

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Saint Peters

Der Ort selbst hat mit seinen verstreuten Behausungen nichts Besonderes zu bieten, macht aber schon mal Appetit auf mehr: ein zwischen die bewaldeten Hügelketten gegrabener Kanal verbindet den Atlantischen Ozean mit einer Art Binnenmeer, genannt Bras d´Or Lake ("Goldarmsee"). Schon dieser Name macht Laune, die Wanderstiefel zu schnüren und loszuziehen. Etwas unbestimmt Keltisches scheint in der kräftigenden Luft zu liegen: in den Wolken, zwischen den Bäumen des Waldes. Kein Zweifel: Saint Peters, Gateway to the Bras d´Or Lake, wie es auf der vortrefflichen Neuschottlandkarte heißt, ist das Tor zur ganz eigentümlichen Welt des Kap Breton.

Rückschau

Der Flecken mit seinen 730 rechtschaffenen Seelen hat ein nicht alltägliches Schicksal erfahren: 1521 entdeckten portugiesische Kabeljaufischer auf einem ihrer Beutezüge diesen Winkel, den sie auf den Namen San Pedro tauften. 1650 ging ein naher Verwandter Richelieus, der aus dem zentralfranzösischen Tours stammende Nicolas Denys, hier an Land, benannte den Ort in Saint Pierre um, errichtete den ersten Pelzhandelsposten auf dem damals Ile Royale genannten Kap Breton und markierte so als erster französische Präsenz in diesem abgelegenen Landstrich. Wer hier überleben wollte, mußte mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, denn die Micmacindianer hatten beim Pelzhandel nichts zu verschenken. Denys läßt daran keinen Zweifel aufkommen und macht seine Sache gut. Wagemutig gründet er die Siedlung Port-Toulouse an diesem Küstenabschnitt: kein Jachthafen für verdiente Staatsmänner aus dem Mutterland Frankreich, sondern, handfester, ein Posten der Neufrankreich-Handelsgesellschaft. Von dort aus herrschte der Abenteurer mit einigem Geschick über seine neuen Besitzungen, vom Strait of Canso; bis Gaspé. Ein riesiges Gebiet also, in dem sich die rund sechzig akadischen Familien ziemlich verloren vorgekommen sein dürften. Nach Abschluß des Vertrags von Utrecht 1713, der Akadien den Engländern zusprach, wurde aus Port-Toulouse wieder Saint Peters - bis dato die letzte Namensänderung. Die Untertanen Ihrer Majestät der Königin unterzogen ihre Neubesitzung erst mal einer gründlichen Plünderung (so wie´s die englischen Hooligans auch heute noch bei Auswärtsspielen auf dem Kontinent zu tun pflegen). Aus der Traum von Französisch-Nordamerika.

Anreise

Saint Peters liegt im Süden des Kaps Breton, an der Route 104, 53 km östlich von Port Hastings (am Strait of Canso). Die landschaftlich reizvolle Straße trägt den Beinamen Fleur de Lis-Trail ("Lilienpfad"; das Lilienbanner symbolisierte das Ancien Régime) und führt von der Canso-Meerenge (Canso Causeway) nach Louisbourg. 220 km wilder Romantik!

Kost & Logis

Camping St. Peters RV: am Schnittpunkt der Routes 4 und 247; T. 535-33 33, Fax 535-22 02. Aufnahme vom 1. Juni bis 30. September. Schöner Zeltplatz mit vernünftigen Gebühren über dem Bras d´Or-Lake. Duschen kosten extra; beheiztes Schwimmbad, großzügige Stellflächen.

Jugendherberge: T. 535-24 04; keine Juhe im üblichen Sinne, sondern ein Bungalow auf dem Gelände des Joyce´s Motel and Cottages (s. unten) mit nur zwei Zimmern. In ersterem ein Etagenbett und ein Doppelbett, und damit hat´s sich; im zweiten ein großes Doppelbett für Pärchen. Dusche, Waschbecken und WC auf dem Flur. In Anbetracht der beschränkten Kapazitäten ist es sicher kein Fehler, vorher anzurufen. Der Übernachtungspreis pro Nase entspricht den üblichen JH-Tarifen. Waschgelegenheit in der Wäscherei des Motels.

Joyce´s Motel and Cottages: an der Route 4 Richtung Sydney und Louisbourg, rund 1,5 km von Saint Peters, in Sichtweite des Bras d´Or-Lake. T. 535-24 04. Eine ganze Reihe hölzerner Feriendomizile, die sich an einem grünen Hügel Richtung See entlangziehen. Ein schönes Plätzchen also. Die Preise richten sich nach der Ausstattung, wobei es sich bei den günstigsten Cottages um kleine Hütten handelt, wo gerade mal ein Bett und ein Waschraum Platz finden (teils mit, teils ohne Küche). Das Motel hat aufwendigere Bungalows zu etwas höheren Preisen zu bieten. Mit Schwimmbad, was bei großer Hitze sicher kein Nachteil ist (soll hier oben tatsächlich vorkommen!).

In der Ortsmitte ein preiswertes, kleines Speiselokal, unschwer zu finden. Nicht mit dem Restaurant des MacDonald-Hotel oder des Inn on the Canal verwechseln, die beide eine etwas bessere Küche praktizieren.

Sehenswertes

St. Peter´s Canal: leicht zu finden, da am Fuß der Kuppe it dem Nicolas-Denys-Museum. Von dort oben hat man auch den besten Überblick. Der Mitte des vergangenen Jahrhunderts eröffnete Kanal erlaubt den Schiffen ~ früher beladen mit Handelswaren, heute mit Vergnügungssüchtigen ~ die Durchfahrt vom Atlantik in den Bras d´Or Lake, ein geschütztes, von Wäldern gesäumtes Binnenmeer.

Nicolas Denys Museum: östlich der Route 4, am Ende der Toulouse Street; T. 535-23 79. Täglich geöffnet von Juni bis September, 9-17h. Das bescheidene Museum thematisiert die Gestalt des französischen Pioniers Nicolas Denys, dessen Lebensweg vom Abenteurertum geprägt war, bevor er zur Feder griff und die erste Geschichte Amerikas verfaßte, erschienen vor 1672, mit dem umständlichen Titel: Description g‚ographique et historique des costes de l´Am‚rique septentrionale avec l´histoire du pais (also etwa: "Geographische und historische Beschreibung der nordamerikanischen Küstenstriche mit einer Geschichte des Landes"). Was den Burschen sympathisch macht, ist sein Interesse für die Bräuche der lokalen Indianerstämme, denen er Respekt zollte.


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