Die Akadier

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Die Akadier

Die Akadier - so nennen sich die frankophonen Bewohner Neuschottlands bis auf den heutigen Tag - schlossen das unbekannte Land als erste in Herz: sie erkundeten es, machten es urbar und bebauten es als erste. Dabei nahmen sie heute unvorstellbare Entbehrungen in Kauf, denn das Leben hier war damals alles andere als ein Spaziergang. Aber die Scholle nährte ihren Herrn, und so lief die Sache für die Akadier zunächst recht gut. Jedenfalls bis zu dem Tag, da Frankreich Akadien an England verlor (Vertrag von Utrecht 1713). Ein geschichtlicher Wendepunkt, der viel menschliches Leid über die Akadier brachte. Die neuen Herren tauften die Provinz erst einmal Neuschottland, bevor sie zwischen 1755 und 1762 darangingen, einen Großteil der dort ansässigen Siedler gewaltsam zu vertreiben. Nebenbei rissen sie sich deren Ländereien, Häuser und Höfe unter den Nagel, wie es seit Alters her der Brauch. Die mißliebigen Akadier pferchten sie auf Schiffe, verstreuten sie über ihre alte Heimat Frankreich (sozusagen mit der Streusandbüchse), in ihren amerikanischen Kolonien, auf den Antillen und in Louisiana, wo sie die Volksgruppe der Cajun bildeten. Das kollektive Exil nahm in Grand-Pr‚ seinen Anfang (wir kommen später noch darauf zurück), einer der großen akadischen Gedenkstätten. Bei allem Lamento der Franzosen über das rücksichtslose Verhalten der Engländer sollte man nicht vergessen, dass vor den französischen Auswanderern ja auch schon jemand da war, von dem man jenseits des Großen Teichs nur ungern, und wenn, dann erst seit wenigen Jahren spricht. Und denen dürfte es egal gewesen sein, ob sie nun von französischen oder englischen Kolonialherrn vertrieben wurden ...

Wenn man in Neuschottland auch weniger französische Laute hört als im benachbarten Neu-Braunschweig, so sind doch einige akadische „Inseln“ erhalten geblieben: Chéticamp; z.B., an der Westküste der Kap-Breton-Insel, die Festung Louisbourg; - das „Gibraltar der Neuen Welt“ ist ein Muß! - und Saint Peters, im Süden der Kap-Breton-Insel.

SCHOTTISCHE EINWANDERER

Dafür begegnet man den Abkömmlingen der im 18. Jh. eingewanderten schottischen Highlanders auf Schritt und Tritt. Der keltische, genauer: gälische, Genius weht allerorten: durch die Gassen, in der Kultur, im Aussehen der Menschen. Ein Schotte aus Edinburgh, Alexander Graham Bell, Erfinder des Telefons und später amerikanischer Staatsbürger, hat über das Schmuckkästchen der Provinz, die Kap-Breton-Insel, einmal gesagt: „das FinistÜre der Neuen Welt sollte man auf dem Cabot Trail, der aufregend schönen Küstenstraße, erkunden“. Bei dieser Gelegenheit in Babbeck; vorbeischauen, einem der hübschesten Dörfer auf der Insel, wo ein kleines Museum an den Erfinder des Telefons erinnert. Hierher hatte sich Bell zurückgezogen, um der Welt zu entsagen, sie zu ergründen und schließlich zu verändern. Danach läd der parkartige Highlands National Park; mit seiner reinen Luft zu einer natürlichen Schönheitskur ein. Ein leckeres Lachs- oder Hummergericht bei der Gelegenheit nicht verschmähen!

NEUSCHOTTLAND WIRD KANADISCHE PROVINZ

1867 war Neuschottland eine der vier Gründungsprovinzen des kanadischen Dominions. Heute leben hier rund 900.000 Menschen auf 55.490 km². Hauptstadt und größter Hafen ist die Handels-, Industrie- und Universitätsstadt Halifax mit rund 120.000 Einwohnern.

Wer unserem Vorschlag einer Rundreise durch die Provinz Neuschottland folgt, plane mindestens sieben Tage ein, davon zwei Tage auf der Kap-Breton-Insel. Von Amherst im Norden (Route 104) geht´s nach Pictou und zurück über Annapolis Royal; dann mit der Fähre Digby-Saint John über die Fundy Bay.


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