Unternehmungen

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Unternehmungen

Stampede: in der zweiten Juliwoche. Wer Calgary sagt, meint als braver Tourist den Stampede. Da sind wir natürlich mit von der Partie. Alljährlich fallen Kanadier und Amerikaner scharenweise in die Stadt ein, um diesem Karnevalsspektakel beizuwohnen. Die Festivitäten finden im Freien statt, in den Straßen, vor allem auf der 8th Avenue, wo sich am Eröffnungstag eine Parade aus Cowboys, Indianern der unterschiedlichsten Stämme, Majorettes, so eine Art Funkenmariechen, und berittener Polizei durch die Stadt wälzt. An allen folgenden Tagen tut sich was an den Straßenecken: hier spielt eine Band, dort hopsen Indianer übers Pflaster ... Das Rodeo selbst findet im Stampede Park statt. Bloß nichts übereilen: der Andrang beim letzten Madonna-Konzert war erheblich größer.

Vor dem Eingang zum Stadion überquert man einen gewaltigen Jahrmarkt mit Kasino, allen möglichen Ständen, Hot dog- und Frittenschmieden usw. Dient der seelischen Vorbereitung. Im Innern der Rodeo-Manege laufen nachmittags (gewöhnlich von 13.30 bis 17 Uhr) und abends (ab 19.30 Uhr) im wesentlichen drei Wettbewerbe: nachmittags das Rodeo. Der Reiter muß sich mindestens acht Sekunden auf dem Pferd halten, eine Hand dabei erhoben. Die geplagten Pferdchen sind übrigens keineswegs von Haus aus wild, sondern man bindet ihnen Lederriemen unterhalb der Nieren um den Körper, was ihre Genitalien dermaßen zusammendrückt, dass sie wild werden. Nach dem Wettbewerb lockert man den Gurt, die Tiere beruhigen sich und scharren alsbald lammfromm im Sägemehl. Fauler Zauber! Ebenfalls nachmittags das Calf roping, bei dem ein lassoschwingender Cowboy ein Kalb einfängt, von seinem Gaul springt, besagtes Kalb umdreht und ihm drei Füße festbindet - und das alles in unter zehn Sekunden. Schon besser! Der dritte Wettbewerb ist schließlich das abendliche Wagenrennen mit Chuck-wagons, das an die Schaukelei der Pioniere in ihren Kutschen erinnern soll. Es geht darum, einen von vier Pferden gezogenen Planwagen mit diversen Utensilien zu beladen, entlang der Bahn einen Bogen zu beschreiben und sich dann mit Volldampf auf den Rundkurs zu stürzen.

Kartenvorbestellung sicher nicht verkehrt, aber auch am Tag selbst sind eigentlich immer noch welche erhältlich. Näheres bei: Calgary Exhibition and Stampede Tickets, P.O. Box 2890, Calgary, Alberta T2P 2M7 Canada. Tel. 261-01 01. Gebührenfreie Nummer innerhalb Nordamerikas: Tel. 1-800-661-1260.
Glenbow Museum: 9th Avenue SE 130 (Plan D3). Tel. 264-83 00. Einlaß dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

Wirklich lohnendes Museum für, in der Hauptsache, zeitgenössische Kunst, aber auch mit Beständen des 19. und 20. Jahrhunderts. Schade, dass in der zweiten Etage das Geld nicht für eine ordentliche Beleuchtung gereicht hat. In der dritten Etage thematische Sammlungen zu den Eroberern Kanadas und den Indianern der Großen Prärien des Nordens, nebst beeindruckender Dokumente zur Eskimokunst. Dann lernt man auch etwas über die Geschichte der Cree-Indianer und den Aufzug der Métis-Mischlinge, die auf originelle Art und Weise europäische und indianische Mode kombinierten. Die Abteilung Indians of the American West zeigt die Entwicklung der Verträge und Abkommen mit den Indianern, mit denen man ihnen häppchenweise das Land ihrer Väter wegnahm. Angesichts aktueller Landforderungen der Indianer verzichtet man in Kanada häufig darauf, solche Dokumente in Museen auszustellen. Schlafende Hunde soll man schließlich nicht wecken! Auf der Tafel mit Indian Treaties auf der rechten Seite befindet sich sogar ein Begging letter (Bettelbrief), den ein blinder Indianer mitleidigen Passanten vor die Nase hielt. Bemerkenswert, denn selbst in gut bestückten Museen stößt man nur selten auf Zeugnisse indianischen Elends nach der Ankunft der Weißen. Meist wird das Thema auf folkloristischer Ebene abgehandelt, indem man sich auf Kleidungsstücke und Indianer-Accessoires beschränkt. In der vierten Etage eine Sammlung von Waffen und Uniformen - nur für Militaria-Sammler von Bedeutung - sowie seltene, von überall her zusammengetragenen Mineralien.
Heritage Park: von der Innenstadt aus mehrere Kilometer dem MacLeod Trail folgen, dann nach rechts auf den Heritage Drive. Der Park liegt dann etwas weiter links. Fahrtzeit mit dem Auto zwanzig Minuten. Täglich von 10-18h . Tel. 235-11 82.

Weitläufiger Park mit einer Reihe nachgebauter Läden und Wohnhäuser aus den Kinderjahren unseres Jahrhunderts. Ein richtiges Dörfchen, in der Nähe des Sees mit viel Geschmack und Wirklichkeitstreue rekonstruiert. In den Gassen trifft man auf Menschen aus der damaligen Zeit. Um von einem Flecken zum nächsten zu gelangen, nimmt man selbstverständlich die Eisenbahn, die von einer Dampflokomotive gezogen wird. Konditorei (hervorragend), Saloon, Bahnhof, Schule: an alles wurde gedacht. Im Sommer ermöglichen es Kinderprogramme den lieben Kleinen, ganz wie zu Großmutters Zeiten auf einem Bauernhof zu leben. Damit die Gören mal eine echte Kuh zu sehen bekommen! Sind nämlich um einiges größer als im Fernsehen. Man wird´s kaum glauben, aber wir hörten ein Großstadtbalg aus Quebec erstaunt ausrufen: "Maman, regarde! Une poule à deux pattes! (Mutti, guck mal! Ein Huhn mit zwei Füßen!) Zu bestaunen ist auch das erste Riesenrad, das sich zu Beginn des Jahrhundert in einem Chicagoer Vergnügungspark drehte. Noch ein praktischer Hinweis: wer Geld sparen möchte, bringt seine eigene Verpflegung mit. Die Stunden vergehen hier nämlich wie im Flug. Der Heritage Park wurde übrigens mit Unterstützung einiger Sponsoren aus der Industrie und dank privater Zuwendungen auf die Beine gestellt. Wie selbstlos sich der Kapitalismus bisweilen doch zeigt ...
Zoo: der C-Train hält in der "Zoo-Station". Zutritt montags bis freitags von 9 bis 18.30 Uhr, am Wochenende bis 20.30 Uhr.

Der Zoo in Calgary hat gewaltig unter seiner schlechten Lage zu leiden: gleich nebenan rauscht der Highway, Hochspannungsleitungen ziehen ihre Bahn über das Parkgelände hinweg und noch etwas weiter oben sorgen Flugzeuge für eine Bereicherung des Lärmteppichs. Dabei ist der prähistorische Park (wenn man reinkommt rechts, wenn man ihn verläßt komischerweise auf der anderen Seite) mit den Nachbildungen ausgestorbener Tierarten in natürlicher Größe wirklich gut gemacht.
Grain Academy: 14th Avenue SE, Ecke MacLeod Trail. Landwirtschaftsmuseum in Alberta, geleitet von einer Bauerngenossenschaft, die gerne über ihr Geschäft plaudern. Wochentags von 10 bis 16 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Übrigens: die Getreidefarmer im mittleren Alberta, rund um die Hauptstadt Calgary, wanderten einst aus den unterschiedlichsten Ländern ein, während die Rinderzüchter rund um das südlichere Calgary zumeist angelsächsischer Abstammung waren, was der Rivalität zwischen den beiden fast gleichgroßen Städten zusätzlich Nahrung verlieh. Die Dinge liegen in Kanada zwar anders, aber offensichtlich auch nicht einfacher ...
Calgary Tower: Center Street, Ecke 9th Avenue South (Plan D3). Nicht zu verfehlen. Die 190 m hohe Turmkonstruktion ist nämlich einzigartig auf der Welt: der Zement wurde an einem Stück 24 Tage ohne Unterbrechung gemischt und aufgetürmt. Herausgekommen ist dabei nicht gerade ein Wunderwerk der Ästhetik, aber der Blick von oben über die unendlichen Prärien einerseits und die Rocky Mountains andererseits kann sich sehenlassen. Bar und Drehrestaurant dagegen kann man sich schenken. Turmbesteigung von 7 bis 23.30 Uhr.
Im Einkaufszentrum zwischen 2nd und 3rd Streets SW hat man von der vierten Ebene einen vorzüglichen Blick auf die Devonian Gardens (Plan C3), Hängegärten im Gewächshaus auf einer Fläche von über 1 ha.
Fort Calgary: ehemaliger Garnisonssitz der berittenen Polizei, von dem kaum etwas übriggeblieben ist, außer einer ausgedehnten Grünfläche, auf der kostümierte Studenten Szenen aus dem Leben im Fort nachstellen. Wann zum Teufel kommen die kanadischen Studenten eigentlich zum Studieren?


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