Rocky Mountains

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Die Rocky Mountains

Das Große Felsengebirge

Die Durchquerung der Rockies gehört zu den Höhepunkten einer jeden Kanadareise. Von Banff nach Jasper führt ein 400 km langer Parkway durch Täler und Schluchten, die immer wieder mit atemberaubenden Aussichten aufwarten. Übrigens lohnt es, das Asphaltband gelegentlich zu verlassen, zu Fuß durch die faszinierende Natur zu stapfen und die Felsformationen nicht nur im Vorbeirauschen auf sich wirken zu lassen. Für die Rocky Mountains sollte man sich mehrere Tage Zeit nehmen: um die Tier- und Pflanzenwelt in aller Ruhe zu studieren, die zahllosen Wanderwege zu erkunden, die sich überall durch den Park ziehen, und um auch einmal an einer Floßtour oder einer geführten Expedition teilzunehmen. Die Möglichkeiten reichen von halbstündigem Sich-die-Füße-Vertreten bis hin zu mehrtägigen Wanderungen – je nach Gusto. Entlang des Weges findet man überall Zeltplätze oder auch Jugendherbergen, also kein Grund, so schnell wie möglich durch die Berge zu heizen. Der Highway 1, ab Kicking Horse Pass dann der Icefield Parkway 93 („Gletscherstraße“), durchqueren die Nationalparks von Banff und Jasper im Ostteil der Gebirgskette, noch in der Provinz Alberta. Im Westen, in British Columbia, liegen die Parks von Yoho und Kootenay abseits des Highways. Die Parks bilden eine einzige Felsenkette, verwaltungstechnisch unterteilt in vier Teilregionen mit einer Gesamtfläche von 20.155 km².

Werfen wir einen Blick in die graue Vorzeit. Vor rund 75 Millionen Jahren falteten sich die Rocky Mountains, wie ein Großteil des nordamerikanischen Westens zuvor ein riesiger Binnensee, auf: unter dem Druck von unter der Erdkruste wirkenden Kräften und mit tatkräftiger Hilfe ozeanischer Platten, so dass gewaltige Landmassen nach oben gedrückt wurden und jene spitzen Felskämme hervorbrachten, die eine über 4.000 km lange Kette bilden, von Yukon im Norden bis Mexiko im Süden. Im wesentlichen gleichen die Rockies den europäischen Alpen, genau wie sie ein Faltengebirge, mit ihren ausgeprägten Gebirgsspitzen, den gut zu unterscheidenden Gesteinsschichten, den tiefen, bewaldeten Tälern, den Zonen ewigen Eises und den zu Tal hängenden Gletscherzungen. Unterhalb der Baumgrenze wachsen dichte Nadelwälder, z.T. mit richtigen Baumriesen, die in den feuchten Bergzonen prächtig gedeihen. Dazwischen kleine oder große Seen von aufregender Farbe, mal wild und unberührbar, mal postenkartenhaft zahm. Angeln ist überall erlaubt; die Genehmigung erhält man beim örtlichen Tourist-Office. Also: Augen aufsperren und auf das wechselhafte Spiel der Formen und Farben achten.

Seit ihrer Entstehung haben die Rocky Mountains mindestens vier Eiszeiten erlebt, die letzte liegt gerade mal 10.000 Jahre zurück. Nach der Schmelze der Gletscher bildeten sich die weiten U-förmigen Täler heraus, an deren Grund sich die fünf Hauptflußläufe sammelten, durch die erodierte Erde weggeschwemmt wurde. Die Natur in den beiden Nationalparks der Rockies ist weitgehend noch intakt. Abseits der Dörfer hat der Mensch niemals Besitz von ihr ergriffen oder sie zu wirtschaftlichen Zwecken ausgebeutet. Die Landschaften sind so ursprünglich wie am ersten Tag, da Gott, der Herr, die Erde erschuf. Hoffen wir, dass es so bleibt.