Estiatorion, Taverna ...

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Estiatorion, Taverna und andere

In den Städten, ob groß oder klein, ist das estiatorion das eigentliche Restaurant;
hier werden praktisch alle Gerichte gereicht, so gut wie nie jedoch Gegrilltes.
Man ißt dort gut, und die Preise halten sich auch dann stets im Rahmen, wenn
das estiatorion unmittelbar am Wasser liegt.

Die Taverne (taverna) füllt sich vornehmlich am Abend. Zusätzlich zu den Spezialitäten
verfügt sie über einen riesigen Grill, wo Lamm- oder Schweinerippen (paidakia)
sowie zwei oder drei Reihen Spieße mit kokoretsi, boxas usw. brutzeln. Hier
muß man tiefer in die Tasche greifen als im estiatorio, und das gilt besonders
dann, wenn nur wenige Meter von der Taverne das Geräusch der Wellen zu hören
ist: die Nähe des Meeres fordert ihren Preis.

Unter der psistaria hat man sich eine Abwandlung der Taverne vorzustellen,
wo ausschließlich Gegrilltes aufgetischt wird. Gezahlt wird nach Gewicht, was
es dem Inhaber erleichtert, die Tarife in Abhängigkeit des Marktwertes für Fleisch
ordentlich zu salzen. Die psarotaverna beschränkt ihr Angebot auf Fisch, fast
durchweg von ausgezeichneter Güte. Kellner oder Inhaber werden Sie dazu auffordern,
sich persönlich von dessen Frische zu überzeugen und durch die Glasscheibe der
Kühltruhe Ihre Wahl zu treffen (ein frischer psari - Fisch - besitzt deutlich
rote Kiemen, ein klares Auge und festes Fleisch).

Vergeblich streift Ihr Blick auf der Suche nach einem Dessert über die Speisekarte
eines Restaurants oder einer Taverne; als Ersatz dient Obst: Wasser- und sonstige
Melonen, Weintrauben, Aprikosen oder Pfirsische. Wen es nach einem baklava (Blätterteig
mit Walnuß und Honig) oder einem Stück loukoumades (krapfenähnliches Gebäck
mit Honig und Zimt) gelüstet, muß schon eine Konditorei aufsuchen, wo das Genannte
an Ort und Stelle verzehrt wird.

Die Weinkarte

Mysteriöse Marktmechanismen innerhalb der EG und ein gewisser Protektionismus
seitens der Weinerzeugerländer sind die Ursache dafür, dass griechischer Wein
in westeuropäischen Supermarktregalen selten in Erscheinung tritt. Was bleibt
also anderes übrig, als ihn im Land selbst zu versuchen!

Retsina, ein trockener Weißwein mit leicht harzigem Piniengeschmack, zählt
sicher zu den originellsten Tropfen und paßt wie kein anderer zu mezes, Hammel
am Spieß, gebratenem oder gegrilltem Fisch. Dass er bei Ausländern so beliebt
und im ganzen Land zu haben ist, sollte uns nicht vergessen lassen, dass es sich
um einen attischen Wein handelt. Den besten retsina bringt die Gegend um Messoghia,
nordöstlich von Athen, hervor.

Rot- und Roséweine von der Insel Kreta (Castelo, Minos) besitzen Körper und
schmecken unvergleichlich zu gewürzten Gerichten und Fleisch mit Soße. Auf dem
Peloponnes reifen gemeinhin eher leichtere Tropfen, die mit Fisch und Meeresfrüchten
eine glückliche Verbindung eingehen. Kosten sollte man den roten oder weißen
Demestikha oder den Santa Helena. Ein lieblicher Samos-Wein schließlich ist
die ideale Ergänzung zu als Nachtisch gereichten Früchten.

Ein Wort noch zum berühmten Aperitif mit Anisgeschmack, dem ouzo: hier sind
die Erzeugnisse aus Tyrnavos oder Lesbos unübertroffen. Griechen trinken ihn
niemals pur, sondern mit Wasser verdünnt. Als handelte es sich um eine Zeremonie,
schlürfen sie ihn mit Genuß und knabbern dabei von einem Tellerchen die unvermeidlichen
mezes.