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Die Töchter Irlands

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Maud und Constance, Mütter der irischen Frauenbewegung

Inghinidhe na hÉireann: die Töchter Irlands

Irische Freiwillige und die Gründung des Sinn Fein

Die Geschichte hat lange Zeit fast nur die Namen von zweien dieser Vorkämperinnen festgehalten: Maud Gonne McBride (Muse des Dichters Yeats und Mutter von Sean McBride) und die Gräfin Markiewicz. Sie stammten beide aus wohlhabenden Familien. Der Vater von Maud Gonne war Offizier in der britischen Armee, ihre Mutter eine reiche Erbin aus England. Sehr bald stieg Maud in den Unabhängigkeitskampf ein; in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts war sie Teil der Gruppen, die im Westen des Landes versuchten, sich den Vertreibungen von Bauern entgegenzusetzen. 1905, als der Sinn Fein gegründet wurde, wurde sie zum Mietglied des Nationalrats der Partei ernannt.

Constance wiederum stammte von der großen anglo-irischen, protestantischen Familie der Gore-Booth ab, aus Lissadell, einige Kilometer von der Stadt Sligo entfernt (den Titel einer Gräfin sowie diesen wenig irisch klingenden Namen erlangte sie, indem sie einen polnischen Grafen heiratete).

Alle beide waren leidenschaftliche Patriotinnen und Feministinnen, die zu spektakulären Aktionen neigten: Maud Gonne war Schauspielerin (1902 spielte sie Cathleen ni Houlihan, die Verkörperung Irlands, in dem Stück, das Yeats für sie geschrieben hatte). Constance war ebenfalls im Theater aktiv. Sie beide teilten den gleichen abgrundtiefen Haß auf die Engländer. „Es ist sehr schwer, Schnecken zu töten“, schrieb Constance später in der dem Gartenbau gewidmeten Spalte einer nationalistischen Zeitung, „aber wir lassen uns nicht entmutigen. Eine gute Nationalistin muß die Anwesenheit von Nacktschnecken in ihrem Garten ungefähr so wie die der Engländer in Irland betrachten.“

Diese Frau, die man aufgrund ihrer Vorliebe für Uniformen und Waffen häufig als „die Amazone der modernen Zeit“ bezeichnete, war eine Bewundererin der Gewerkschaftler Larkin und Connolly, hatte das sozialistische Gedankengut völlig verinnerlicht und war bereit, sich bis zum Schluß für Irland und die Revolution einzusetzen.

1900 gründete Maud Gonne Inghinidhe na hÉireann (Die Töchter Irlands), eine nationalistische und feministische Vereinigung, die Frauen vorbehalten war (die meisten nationalistischen Gruppen, deren Vertreter sexistische Vorurteile hegten, wie sie damals in Irland vorherrschten, nahmen keine Frauen auf). Ihr größtes Anlieben war Irlands Unabhängigkeit, und ihre erste Aktion war eine Kampagne gegen die Rekrutierung von Soldaten für den Burenkrieg, welche von der britischen Armee ausging.

Als König Eduard VII 1903 nach Irland reiste, stellten sie ihre feindselige Haltung zur Schau; ebenso acht Jahre später, als Georg V zu Besuch kam. Inghinidhe na hÉireann veranstaltete außerdem Gälisch-, Tanz- und Gesangkurse für die armen Kinder Dublins, und verteilten kostenlose Mahlzeiten an diese.

Constance Markiewicz entdeckte diesen Verein dank Helen Molony. Ihr erster Besuch erregte Aufsehen: Da sie von einem Empfang kam, trug sie eine Abendkleid und Diamantenschmuck ... Aber das war keineswegs ihre Lieblingskleidung: Da sie sehr bald gelernt hatte, auf dem Familienbesitz zu jagen, war sie eine ausgezeichnete Reiterin, geschickt im Umgang mit Waffen, und sie regte ihre Weggefährtinnen dazu an, es ihr gleich zu tun: „Zieht euch bequem an, in kurzen Röcken und festen Stiefeln, laßt euren Schmuck in einer Schatulle und kauft euch eine Pistole; verlaßt euch weder auf euren weiblichen Charme, noch auf eure Verführungskünste. Im Gegenteil, seid verantwortungsbewußt und seid bereit, für eure Sicherheit nur von eurem Mut, eurer Wahrheit und eurem gesunden Menschenverstand abzuhängen. Verlaßt euch nicht auf die Kavalierslaunen der Männer, die euren Weg kreuzen. Die beiden brillanten Frauengruppen, die dieses hohe Ideal verfolgen, sind die Frauenrechtlerinnen und die sozialistischen Frauen. Auf ihnen ruht unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft.“

Von 1908 bis 1911 hatte die Gruppe unter der Leitung von Helena Moloney ihre eigene Zeitung, Bean na hÉireann (Frauen Irlands), deren Devise lautete: „Freiheit für unser Land und Aufhebung aller Diskriminierungen gegenüber unserem Geschlecht.“

1914 wurden weibliche Sektionen, Cumann na mBan, gegründet, um den Kampf der irischen Freiwilligen (Vorgänger der IRA) zu unterstützen. Constance Markiewicz war die Vorsitzende. Inghinidhe na hÉireann wurde aufgelöst, und die Teilnehmerinnen wechselten zu der neuen Gruppe. Aber entgegen der Organisation von Maud Gonne war Cumann na mBan keine unabhängige Gruppe: Sie war der männlichen Organisation unterstellt, der sie lediglich als Ergänzung diente.

Ihre Hauptaufgaben: Fördergelder eintreiben und Unterstützung für die Irischen Freiwilligen suchen. Die feministischen Anliegen im eigentlichen Sinne wurden dem nationalen Interesse untergeordnet: Daher kam es zu Streitigkeiten mit jenen Beteiligten, die sich mehr Einsatz für Frauenrechte wünschten. Denn parallel zum Unabhängigkeitsstreben fand ein zäher Kampf um das Wahlrecht statt, der von den englischen Frauenrechtlerinnen angeregt wurde.