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Die Jahrhundertwende

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Die Revolution der Irinnen

Unabhängigkeitskampf der irischen Frauen

Emanzipation um die Jahrhundertwende

„Fast alles, was damals in Dublin stattfand, wurde von jungen Leuten bestimmt“, schreibt Mary Colum in ihrer Autobiographie. „Ich erinnere mich vor allem an ihre Jugend, ihre Begeisterung und ihre Intelligenz; und auch an ihren Opferwillen: Alle setzten sich für ein bestimmtes Anliegen ein, denn davon gab es überall ... Ich engagierte mich aktiv für das Wahlrecht für Frauen; ich hatte alle Bücher gelesen, die die Lage der Frauen betrafen, welche gewissermaßen jener der unterdrückten Völker entsprach ...“

Die Irinnen, die von der Geschichte ausgeschlossen wurden – insbesondere von der kriegerischen und heldenhaften Tradition der nationalistischen Bewegung – haben dennoch im Laufe der Jahrhunderte nicht aufgehört, als unbekannte Helfer während der großen Kämpfe tätig zu sein. Man denke an Anne Devlin, die treue Dienerin von Robert Emmet, die, obwohl man sie verhaftete und folterte, niemals preisgab, wo er sich nach seinem gescheiterten Aufstand 1803 versteckt hatte. Man denke an die Vorkämpferinnen der weiblichen Agrar-Liga, die 1881 von Anna Parnell, der Schwester von Charles Parnell, gegründet wurde. Diese Vereinigung setzte die Kampagne der Agrarliga fort, deren Anführer allesamt verhaftet worden waren, doch sie wurde sofort nach deren Freilassung 1882 aufgelöst, da die Aktivisten den Frauen in politischen Angelegenheiten nur wenig Vertrauen entgegenbrachten ...

In diesem Dublin der Jahrhundertwende, Hauptstadt des Elends und der Überbevölkerung, sind die Frauen oftmals die am härtesten getroffenen. Als Familienmütter fällt ihnen die Aufgabe zu, die alltäglichen Folgen der Armut zu bekämpfen. Als ledige müssen sie für ihre eigenen Bedürfnisse aufkommen, oftmals durch Haushaltsarbeiten, die am wenigsten bezahlten und undankbarsten. Als Arbeiterinnen oder Angestellte erhalten sie geringere Gehälter als ihre männlichen Kollegen (eine offizielle Umfrage beschreibt 1894 ihre Ausbeutung und ihre gesundheitsschädigenden Arbeitsbedingungen); sie werden
gezwungen, zu kündigen, sobald sie heiraten, zumal die männlich geprägten Gewerkschaften, die die Konkurrenz durch diese biegsameren Arbeitskräfte fürchten, sie mehr schlecht als recht vertreten.

Außerdem glaubt man, sie seien stärker von den Priestern beeinflußt (ein Grund, der auch die Widerstände angesichts des Wahlrechts für Frauen erklärt). Im Übrigen gilt in diesem katholischen und konservativen Irland die Arbeit außer Haus bei Frauen als ein manchmal notwendiges Übel, das dem Ideal der Hausfrau zuwiderläuft.

Doch zu Beginn des neuen Jahrhunderts wächst eine neue Generation von Vorkämpferinnen heran, die dieser untergeordneten Rolle überdrüssig sind und einen höheren Stellenwert für ihresgleichen einfordern. Einige von ihnen stammen aus wohlhabenden Schichten, wie die Gräfin Constance Markievicz; einige haben ein Diplom, da die Universitäten zu diesem Zeitpunkt anfangen, Studentinnen aufzunehmen (1904 ist dies beim Trinity College der Fall, 1909 bei der National University). Andere, wie Helena Moloney, sind Schauspielerinnen am Abbey Theatre, einem wichtigen Kampfterrain für die Wiederbelebung einer nationalen Kultur; die meisten sind unbekannte Nationalistinnen, Feministinnen, Gewerkschaftlerinnen, und oftmals diese drei Dinge auf einmal; denn warum sollten nationale Befreiung und Frauenrechte getrennte Wege gehen? Constance Markiewicz wendet sich an die Studentinnen: „Nehmt euch ein freies Irland als Ziel, wo die Frauen in einer Nation, die die ihre ist, über all ihre bürgerlichen Rechte verfügen werden.“