Geschichte

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Geschichtlicher Rückblick

Sambia war das Zentrum mächtiger Königreiche wie Kazembe, Lozi und Lunda, bis ab 1790 die ersten Europäer eindringen. In den 1850er Jahren sucht der schottische Entdecker Dr. David Livingstone sambesiaufwärts eine Route ins schwarze Herz Afrikas, um das Christentum einzuführen und gegen den Sklavenhandel vorzugehen. So stößt Livingstone 1855 auf gigantische Wasserfälle, denen er Königin Viktorias Namen verleiht. Seine Berichte locken britische Missionare, Händler und Großwildjäger an. 1911 entsteht das Protektorat Nordrhodesien mit der Hauptstadt Livingstone, 1924 wird daraus eine Kronkolonie, die am 24. Oktober 1964 von London die Unabhängigkeit erhält.

Aus den ersten freien Wahlen geht Kenneth Kaunda als klarer Sieger hervor. Der junge Staat, der seinen Namen dem mächtigen Strom an der Grenze zu Angola, Namibia und Simbabwe verdankt, hat bei seiner Geburt einen Silberlöffel im Mund. Der Bergbau steht noch in voller Blüte, die Geldreserven reichen zur Importdeckung für mindestens drei Jahre.

Modernes Land

Nach 20 Jahren unter Kenneth Kaunda lautet die Bilanz: Kupferminen am Boden, Industrie und Gewerbe ruiniert. Wie so viele demokratische Könige in Afrika mit marxistischen und afrikanischen Ideen erzielt er zwar weltweit Erfolge unter den Blockfreien, bläht den öffentlichen Dienst auf, verstaatlicht Industrie und viele Gewerbezweige, schafft ein kostenloses Bildungs- und Gesundheitswesen. Doch wegen Sambias Stellungnahme für die Rebellen machen die weißen Regimes ringsum die Grenzen dicht.

Da nach Norden das große Chaos namens Zaire keinen Ausweg bietet, gerät das küstenferne Land in Exportschwierigkeiten. Als der Weltmarktpreis für Kupfer in den Keller fällt, steht Sambia vor dem Ruin - eines der zehn ärmsten Länder der Welt. In dieser Lage nimmt Kaunda Ende der 80er Jahre Finanzhilfen des Währungsfonds an. Wie stets in Afrika wird der Tanz mit dem IWF für den Präsidenten zum Selbstmordkommando. Unter dessen Diktat muß Kaunda Lebensmittelsubventionen streichen und die Landeswährung Kwacha freigeben. Folge: die ersten freien Wahlen nach fast drei Jahrzehnten spülen den 67jährigen Kenneth Kaunda aus dem Amt.

Im Oktober 1991 wählt das Volk mit dem 48jährigen Frederic Chiluba einen Vertreter der neuen Generation, der 16 Jahre lang die Dachgewerkschaft geführt hatte. Sofort steigt er von Afromarxismus auf Marktwirtschaft um und verbeugt sich ebenfalls tief vor dem IWF. Lebensmittelpreise steigen erneut, der Kwacha stürzt ins Bodenlose, der öffentliche Dienst wird entschlackt, die Industrie privatisiert. Zehntausende von Sambiern verlieren in den ersten Chiluba-Jahren ihren Arbeitsplatz.

Doch auch nach Jahren fehlen Erfolge einer Politik, die der IWF als einzig richtige vorgibt. Auf westlichen Druck müssen mehrere Minister wegen Korruptionsvorwürfen, einige wegen Drogenhandels aus der Regierung ausscheiden. Ex-Diktator Kaunda, der sich schon auf den Golfplatz verabschiedet hatte, sieht seine Zeit gekommen und feiert im Mai 1995 als Vorsitzender der UNIP Auferstehung. Obwohl er keine neue Politik bieten kann, fliegen die Sympathien dem Elder Statesman zu, dessen Name im Straßenverzeichnis aller Metropolen von Maputo bis Windhuk auftaucht. Chilubas Regierung bekommt kalte Füße und erläßt vor den Wahlen im November 1996 ein hanebüchenes Wahlgesetz.

Als 18 Oppositionsparteien zum Wahlboykott aufrufen, peitscht die Regierungspartei MMD das ganze Land an die Urnen und kann einen satten Sieg erzielen. Leise grummelt das Ausland tagelang von Wahlfarce. Unabhängige Kommissare, die die Wahl als “weder frei noch fair” gebrandmarkt hatten, läßt Chiluba verhaften, kritische Journalisten und Oppositionelle schikanieren. Nach der umstrittenen Wahl am 2. Januar 2002 wird Levy Mwanawasa Präsident und Staatschef. Die Wahl wird von EU-Beobachtern als chaotisch und nicht fair bezeichnet.

Ausblick

Da der greise Kaunda keine Alternative darstellt (Neue Zürcher Zeitung: “Das hieße den Teufel mit dem Beelzebub austreiben”) und die Opposition heillos zersplittert ist, werden die Weichen wohl weiterhin von Frederic Chiluba gestellt. Schuldenkrise und Korruption, Massenarbeitslosigkeit und Bevölkerungsexplosion bleiben auf der Tagesordnung. Hoffnungsschimmer sind, dass Südafrikas Bergbaukonzerne mit Milliardeninvestitionen den Mineralreichtum erschließen wollen. Zudem setzt die Regierung stark auf die Karte Tourismus und hat in dieser Hinsicht schon viele Hemmnisse beseitigt.