Nationalstaat

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Trübe Zeiten für Botswana

Die Entstehung des Nationalstaats

Seit dem Auftreten der Buren vor über 100 Jahren kreisten die politischen Vorstellungen der Tswana um Stammesinteressen, weniger um einen nebulösen Nationalgedanken. Nach 1945 reift aber überall (außer in Frankreich) die Erkenntnis, dass den Kolonien früher oder später Selbständigkeit zugestanden werden müsse. Zugleich fassen jetzt die jungen Eliten Afrikas den Begriff Nationalstaat an.

“Unabhängigkeit” ruft der Kontinent, und in diesen Ruf stimmt 1960 nach dem Massaker von Sharpeville auch die junge Betschuana-Volkspartei ein. Bezeichnenderweise kommen ihre Gründerväter aus Malawi und Südafrika, die gerade den Untergrundkampf gegen das Apartheidssystem begonnen haben.

Gemäßigter fällt der Ruf aus, als 1962 auch die Tswana eine Partei präsentieren. Hinter der Bechuanaland Democratic Party stehen der Ngwato Seretse Khama, der Kwena Ketumile Masire und bald auch Ngwaketsehäuptling Bathoen II. - Vertreter der drei großen Tswanastämme. Mit Unterstützung aller Häuptlinge entwirft die BDP einen Zeitplan für die Unabhängigkeit und eine neue Verfassung.

Ohnehin ist das britische Interesse an seinem Schutzgebiet in der Kalahari früh erschöpft gewesen. Weil Betschuanaland immer noch als das Große Nichts ohne Renditeaussichten gilt, wird kaum investiert, immerhin aber den Tswana eine umfassende Selbstverwaltung gewährt. London läßt 1965 allgemeine, freie Wahlen zu, bei denen Seretse Khama zum Präsidenten gewählt wird. Insgeheim kann sich die Regierung Ihrer Majestät immer noch nicht vorstellen, wie dieses Land auf eigenen Füßen stehen will. Sie entläßt es aber am 30. September 1966 in Frieden in die Unabhängigkeit.