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Paris und Ägypten

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Paris: Ägypten auf der Spur

Wenngleich wir alle unser ganz persönliches Ägypten in uns tragen, als Archipel der Träume, Wünsche und Fantasmen, so begegnen wir seinen Spuren doch auch in unseren Großstädten wie sichtbaren Zeichen in der Gegenwart. Lange vor uns erwiesen sich die Römer als begeisterte Amateure ägyptischer Antiquitäten. Rom ist übersät mit Obelisken, die seine Kaiser dorthin verschleppten. In Paris steht nur ein einziger. Stolz erhebt er sich auf der Place de la Concorde im Herzen der Stadt, nach einer gefahrvollen Reise. Schon das 18. Jh. liebte Gärten mit echten Statuen und falschen Ruinen. So entdeckt man noch heute eine kleine Pyramide mit auffallend spitzen Ecken unter den Bäumen im Pariser Park Monceau.

Nach ihrer Rückkehr aus Ägypten, im gerade heraufziehenden 19. Jh., zog die Expedition Bonapartes ein ägyptisches Modefieber nach sich, das sich besonders in Baukunst und Mobiliar sichtbar äußerte. Durch die Pariser Toponymik führt eine ägyptische Route: Rue des Pyramides, Rue d´Aboukir. Hathor-Häupter schmücken die Fassade Nr. 2, Place du Caire. In der Rue de Sèvres gießt eine ägyptisch anmutende, kurz geschürzte Steinfigur Wasser aus ihren Krügen. Sphinxe hüten die Eingänge des Louvre.

Sogar die Friedhöfe wurden miteinbezogen. Wer durch die Allée des Acacias auf dem im Pariser Osten liegenden Friedhof Père-Lachaise wandert, sollte sich also nicht wundern, dass die Grabstätte von Champollion dem »Ägypter, wie er sich selbst gerne nannte, nichts anderes als ein ägyptisches Monument darstellt.

Und im Hof des Collège de France verewigte der Bildhauer Bartholdi einen Gelehrten, der die Hieroglypen entziffert und sich dabei mit einem Fuß auf den Kopf eines Ramses-Kolosses stützt.

Später gelangen dem Jugendstil reizvolle Verbindungen von moderner Architektur mit ägyptischen Stilelementen: etwa im Louxor-Kino, 172, boulevard de Magenta. Neue Quellen der Inspiration erschlossen die Ausstellungen Tut-ench-Amuns 1967 und Ramses II. 1976, gefolgt von der von Tanis im Jahre 1987. Allerdings erfrischten sich hauptsächlich Werbefachleute und Hersteller von Geschenkartikeln an ihnen. Die Architekten blieben unzugänglich, mit Ausnahme von Pei: seine Glaspyramide schmückt seit 1989 die Cour Napoléon im Louvre. Apropos Werbung: die Zigarettenmarke Camel hielt es schon mit den Pyramiden, bevor es derlei aufwendige Veranstaltungen gab – auch wenn diese in den Hintergrund gerückt sind.