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Ein Tag an Bord

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Ein Tag an Bord

Um weiter Richtung Norden bis zum Menzaleh-See, einem einst wilden Wüstenlandstrich, vorzudringen, geht man am besten an Bord einer jener Feluken oder Motorfähren, die auf den beständig unterhaltenen Kanälen verkehren. Sie durchziehen heute unlängst urbar gemachte Flächen, von leuchtend roten Fettpflanzen überzogen. Belebt wird dieses Bild von einer Handvoll aus Ziegeln oder gestampftem Lehm errichteten Häusern, meist in der Nähe florierender Fischzuchtbetriebe, wo die Familien kleiner Bauern oder Fischer ein Auskommen finden – arme Leute, die hier weltabgeschieden ein karges Dasein fristen.

Auf die engen, von Schilfrohr gesäumten Kanäle folgt plötzlich die weite Fläche des Sees. Ein üppiger Bewuchs an Wasserpflanzen – um Fische anzuziehen – gedeiht hier unter den wachsamen Augen der Männer. Seerosen mit malvenfarbenen Blüten bilden eine Art schwimmenden Riesen-Mosaiks, das von mit Fangnetzen und Reusen beladenen Feluken und Barken durchzogen wird. Eine Landschaft wie ein japanischer Holzschnitt, vielmehr die Skizze einer Landschaft, mit ihren horizontalen Linien und wechselnden Farben, die zerfließen und bis ins Unendliche verschmelzen.

Am Kanalufer und darüber hinaus

Kommen wir zu einer anderen Wasserstraße, gewiß weniger intimistisch: dem Suezkanal, der als solcher einen Ausflug wert ist, sich aber auch als Ausgangspunkt für eine Reise zum Sinai oder das Rote Meer hinab anbietet. An dieser Stelle wäre es schade zu sparen und die Etappe nach Ismailia, das seinen Namen dem Khediven Ismail Pacha verdankt, auszulassen. Es wurde zur Zeit der Kanalgrabung gegründet und ist noch heute Verwaltungssitz der Kanalgesellschaft. Während des Krieges gegen Israel wurde Ismailia im Vergleich zu den anderen beiden Kanalanrainerstädten noch am wenigsten getroffen. Es erfreut sich einer idealen Lage auf den Lagunen des Krokodilsees Timsah, dem nördlichsten der Bitter-Seen, wird sorgfältig gepflegt und verströmt die leicht angestaubte Atmosphäre einer Kolonialgründung, deren mit ausladenden hölzernen Veranden versehene Villen Bougainvilleen, Jacarandas und Flamboyants überwuchern. Das bescheidene Museum birgt die Funde aus der Umgebung, namentlich die zur Zeit der Perser entlang des Kanals errichteten Stelen. Die Wasserstraße verband im Altertum nicht die beiden Meere, sondern den Nil und das Rote Meer.

Weiter im Norden, in Al-Qantarah, stehen zwei Routen zur Wahl: entweder die Kanalstraße bis nach Port Said oder Port Fuad, die in erster Linie vom Hafen und Handel leben, oder man läßt sich per Motorboot zum asiatischen Ufer und dem Palmenhain von Al-Arich bringen, den an der Mittelmeerküste ein langer, weißer Sandstrand säumt.