Sprache

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Sprache oder Dialekt?

Katalanisch versus Kastilisch

Amt- und Alltagssprache

Sprache ist bei den Katalanen ein delikates Thema, denn sie besitzen ihre eigene, auf die sie äußerst stolz sind und die sie gegen jedermann leidenschaftlich verteidigen. Katalanisch ist eine im 6. Jh. entstandene romanische Sprache, mit dem Kastilischen verwandt und mit eigener Grammatik und Literatur. Im späten Mittelalter, zur Glanzzeit des katalanischen Königreichs, als es Gebiete in Übersee bis nach Sardinien und Sizilien besaß, wurde diese Sprache von Valencia bis in die südfranzösische Provence , den Balearen und Sardinien gesprochen. Spätere absolutistisch-zentralistische Könige Kastiliens sahen im Reichtum Kataloniens eine große Gefahr für ihre Macht und die Einheit der spanischen Krone, verwüsteten mit blutigen Kriegen die östlichste Region der Halbinsel und versuchten, die katalanische Kultur und Sprache auszumerzen.

Dies unter verschieden strengen Herrschern und mit wechselndem Nachdruck, bis unter General Franco nach Ende des Bürgerkriegs als Vergeltung gegen die republikanischen Katalanen der Höhepunkt dieser Unterdrückung erreicht war. »Catalá« wurde verboten, aus den Lehrprogrammen der Schulen gestrichen, Straßen wurden umbenannt und niemand durfte mehr katalanische Namen tragen. Auf solch brutale Weise seiner Eigenart beraubt, kam aus Katalonien zusammen mit dem Baskenland der größte Widerstand gegen das Regime. Es ist leicht verständlich, dass sich nach dem Tod des Diktators die Fahne drehte und ein übertriebener und radikaler Nationalismus die politische und soziale Wirklichkeit Kataloniens prägte.

Seitdem hat die 1978 wiedererlangte katalanische Regionalregierung, durch das von ihr abhängige regionale Fernsehen und verschiedene Normalisierungskampagnen stark unterstützt, die katalanische Sprache wieder auf allen Ebenen eingeführt und sie sogar in den Stand der, zusammen mit dem Kastilischen, Amts- und Verkehrssprache Kataloniens erhoben.

Das bedeutet also, dass Katalonien ein zweisprachiges Land ist, was sich in allen Bereichen des Lebens bemerkbar macht. In der Schule werden beide Sprachen gleichwertig gelehrt, die Universität ist voll zweisprachig, Medien und Literatur ebenfalls, während Katalanisch ausschließlich Sprache der Behörden und deren Bekanntmachungen ist und ebenfalls für Verkehrsschilder und Orts- und Straßennamen benutzt wird. All dies ist für den Besucher weniger erfreulich, da der Umgang mit einer Fremdsprache schon verzwickt genug ist. Dazu muß aber die Hilfsbereitschaft der Katalanen Ausländern gegenüber betont werden. Genauso wie sie Madrider oder Andalusier, die ihre Sprache nicht anerkennen wollen, arrogant auf Katalanisch ansprechen können, werden sie bei einem Ausländer alles mögliche tun, um das Sprachproblem zu überbrücken. Und mit etwas Mühe werden mögliche Kommunikationsschwierigkeiten leicht beseitigt, denn so gewaltig ist der Unterschied zwischen beiden Sprachen nun auch nicht.