Schatten des Windes

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Barcelona zur Zeit des Franco-Regimes

cover Der Schatten des Windes | Suhrkamp Verlag | 563 Seiten | 9,90 Euro | von Carlos Ruiz Zafón

Barcelona im Jahre 1945. In Deutschland geht der Krieg zu Ende, in Spanien herrscht seit sechs Jahren der konservativ-faschistische Franco. Während sich dieser mit Ende des zweiten Weltkrieges einer wirtschaftlich äußerst prekäre Situation gegenüber sieht, führt ein Buchhändler im Altstadtviertel Barcelonas, fernab von jeder Politik, seinen Sohn zu einem palastgleichen Gebäude, dem Friedhof der vergessenen Bücher.

Ein Buch darf sich der Junge aussuchen, und Daniel Sempere greift, wie von einer unsichtbaren Hand geführt, zu dem Roman "Der Schatten des Windes", geschrieben von einem Mann namens "Julián Carax". Wie verzaubert verschlingt Daniel den Roman und begibt sich auf die Suche nach weiteren Romanen des Autors. Bald muss er jedoch feststellen, dass er nicht nur das einzig verbliebene Exemplar des Romans "Der Schatten des Windes" in der Hand hält, sondern dass auch alle anderen Bücher des Autors von einer unbekannten Person verbrannt wurden.

Die Suche nach dem Geheimnis des Romans und seines Verfassers begleitet ihn die nächsten zehn Jahre seines Lebens. Er gerät auf die Spuren Julián Carax, entdeckt dabei eine alte Freundschaft zwischen vier Jungen und die verhängnisvollen Liebe zu einem Mädchen. Nach und nach nähert er sich mit Hilfe seines Freundes Fermín Romero de Torres, einem hochintellektuellen und loyalen Buchdetektiv des Rätsels Lösung, das schließlich in einem fulminanten Aufeinandertreffen gipfelt.

Mit unwiderstehlichem Charme und philosophischen Intellekt zieht das Buch in seinen Bann, und ebenso wie Daniel begeben auch wir uns gebannt und fasziniert auf die verhängnisvolle Suche der Vergangenheit. Die düstere Atmosphäre des Barcelona zur Mitte des letzten Jahrhunderts wird mit schier beängstigender Authentizität eingefangen. Der Roman besticht vor allem durch seine wortgewandten Aphorismen, die so treffend und präzise sind, dass man über das ungemeine Denkvermögen des Autors nur staunen kann. Ein runder, zuletzt etwas hektischer Roman. Und einer der besten, die ich je gelesen habe.

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