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20. Jahrhundert

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Das Zwanzigste Jahrhundert

Kollaborateure der Macht ?

1906: als erstes europäisches Land räumt Finnland seinen Bürgern ein allgemeines Wahlrecht ein – und zwar Männern und Frauen!

1917: Finnland verkündet als Folge der Oktoberrevolution in Rußland am 6. Dezember seine Unabhängigkeit. Zwei Jahre später wird Finnland Republik.

1939-1940: neuerlicher Einfall der Sowjets, die ihr Nachbarland von Südosten her in Kämpfe verwickeln (Finnisch-Sowjetischer »Winterkrieg«). Zwei Jahre darauf nutzen die Finnen die deutsche Besetzung von Teilen der Sowjetunion dazu, verlorengegangenes Terrain zurückzuerobern. Bis 1944 nehmen sie daher auf der deutschen Seite am Zweiten Weltkrieg teil. Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Waffenstillstands mit der UdSSR jedoch hatte Finnland immer noch nicht alle Gebiete zurückgewonnen, die es 1939 hatte aufgeben müssen.

1947: Friedensvertrag mit der Sowjetunion: ein Großteil Kareliens fällt endgültig an die UdSSR und Finnland wird zu Reparationsleistungen verpflichtet. Ansiedlung von 400.000 vertriebenen Kareliern.

1948: Finnland und die UdSSR unterzeichnen einen Freundschaftsvertrag. Finnland erklärt seine Neutralität, was dem Land ein Hineingezogenwerden in den aufkeimenden Kalten Krieg zwischen den Siegermächten erspart. Für diese Haltung einer wohlwollenden Neutralität prägte man den Begriff der »Finnlandisierung«, nicht ganz frei von Ironie. Die westlichen Länder äußerten so ihren Unmut darüber, von den Finnen »sitzengelassen« worden zu sein. Nebenbei: die ganze Russenfurcht, an Hysterie grenzend, förderte insbesondere Adenauer bewußt zu dem Zweck, die deutsche Nachkriegsgesellschaft, quasi über Nacht aller ihrer Werte entblößt, zusammenzuschmieden. Mit Beginn der Nachkriegszeit entwickelt sich Finnland zum Industriestaat.

1956: Urho Kekkonen wird für sechs Jahre zum Staatspräsidenten gewählt. In diesem Amt sollte er bis 1982 regelmäßig bestätigt werden. Seine Nachfolge tritt Mauno Koivisto an, der seinerseits 1988 für eine neue Amtszeit bestimmt wurde.

1961: Assoziierungsvertrag mit der Europäischen Freihandelszone (EFTA).

1974: Handelsvertrag mit der EWG

1975: Helsinki ist Tagungsort der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die sich die Freizügigkeit von Personen und Ideen zwischen Ost und West auf ihre Fahnen geschrieben hat. Bis heute nimmt die finnische Öffentlichkeit häufig Bezug auf diese Konferenz.

1990: Wirtschaftskrise, hervorgerufen vor allem durch den Zusammenbruch des Osthandels. Abkehr Finnlands von der traditionellen Neutralitätspolitik.

1991: Parlamentswahlen; die Koalitionsregierung aus Konservativen und Zentristen, ergänzt durch die Schwedische Volkspartei und die Christliche Liga, verfügt über eine satte Mehrheit. Abwertung der Finnmark.

1992: Finnland beantragt die Mitgliedschaft in der EG. Nachbarschaftsvertrag mit Rußland. Das Parlament billigt Finnlands Beitritt zum EWR.

1994: bei den Präsidentschaftswahlen siegt der Sozialdemokrat Ahtisaari.

1995: EU-Beitritt

2000: mit Tarja Halonen (SDP) wird erstmals eine Frau zur Präsidentin gewählt.

2002: Einführung des Euro



Lage im Jahr 2007

Die Amtszeit des finnischen Staatsoberhaupts beträgt sechs Jahre; eine Wiederwahl ist der Grund, weshalb Frau Halonen noch immer das Sagen hat. Neben Ministerpräsident Matti Vanhanen (Zentrumspartei), versteht sich.

Der finnische Ministerpräsident ist zwar im Ausland nicht so bekannt wie die Präsidentin des Landes hoch oben im europäischen Nordosten. Aber augenscheinlich macht er seine Sache gut. Über 50 % der finnischen Bevölkerung wollten ihn auch nach der Wahl am 18. März gern weiter als Premier sehen. Das ist nun auch gelungen. Vanhanens Zentrumspartei bleibt auch weiterhin die stärkste Partei im finnischen Parlament.

Das hätte man der Partei vor ein paar Jahren noch gar nicht zugetraut, war sie doch von jeher die Partei der finnischen Landbevölkerung und des Bauerntums, das durch den enormen Strukturwandel in Finnland radikal dezimiert wurde. Trotzdem gewinnt sie nun auch in den Städten weiter an Boden. Wertkonservativ, aber sozial lautet das Erfolgsrezept. Außerdem geht es Finnland auch wirtschaftlich gut, seit Vanhanen im Amt ist.

Der Premier gilt bei den Finnen als hölzern, trocken, rednerisch unbeholfen. Trotzdem ist er beliebt, vielleicht gerade wegen seiner stillen Art. Nachdem seine Ex zahlreiche private Details in einem Buch veröffentlicht hatte, schienen die Finnen wohl auch diese Offenbarung der menschlichen Seite Vanhanens zu schätzen, seiner Popularität tat es jedenfalls keinen Abbruch.

Seine Herausforderer um den Posten, den er ursprünglich nur als Ersatz für seine ehemalige Parteichefin angetreten hat, waren Jyrki Katainen von den Konservativen und Eero Heinäluoma für die Sozialdemokraten. Die Konservativen sind als zweitstärkste Kraft auf jeden Fall an der Regierung beteiligt. Die Sozialdemokratische Partei von Finanzminister Heinäluoma fuhr Verluste ein, die Chancen stehen aber trotzdem nicht schlecht, dass Vanhanen auch sie bei der Regierungsbildung berücksichtigen wird.