Die Dänen

Toleranz -aber bloß nicht alleine tanzen ...

Dänemark ist eines der egalitärsten Länder Europas, das über die besten Sozialgesetze verfügt – auch wenn dort die Reichen natürlich noch vorhanden sind. Repression, in welcher Form auch immer, ist selten: Christiania wird seit jeher toleriert, viele Gefängnisse haben die Gitter abgeschafft – Paare können sich dort ungestört treffen – und in den Straßen sind praktisch keine Polizisten anzutreffen. Der jugendliche Mensch darf sich als König fühlen. Die Dänen, ein überaus bescheiden auftretendes Völkchen, lehnen jedwedes Zurschaustellen von Reichtum ab. Soll das etwa bedeuten, dass bei unserem nördlichen Nachbarn alles rosarot – die Farbe der Sozialdemokratie – ist? Nein, natürlich nicht. Die allgemeine Toleranz und die Weigerung, sich auf irgendeine Art und Weise von den anderen abzuheben, führen zu einer gewissen Vereinheitlichung der Gebräuche und des Verhaltens und zu einer diskreten Langeweile. Der ideale Staat birgt die Gefahr, dass niemand mehr für irgendetwas kämpfen oder sich einsetzen möchte. Die Dänen haben zwar den Kapitalismus nicht abgeschafft, aber sie haben ihm eine erträgliche und wenig repressive Form verpaßt. Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung sind jedoch spätestens seit den neunziger Jahren auch im wohlhabenden Dänemark keine Fremdwörter mehr.

Die Königin trägt ihren Teil zum nationalen Zusammenhalt bei: sie geht einer geregelten Arbeit nach, übersetzt und illustriert Kinderbücher unter einem Pseudonym, tätigt ihre Einkäufe höchstselbst und nimmt ihre Mahlzeiten im Restaurant zu sich, als schlichter Gast unter Gästen, ohne für Menschenaufläufe und Presserummel zu sorgen.

Ratschlag für alle, die dem »gemeinen Dänen von der Straße« in einer Diskothek zu begegnen trachten: wer nicht als Homosexueller betrachtet werden möchte, sollte die anwesenden Frauen zum Tanzen auffordern. Das ist eine Art Grundgesetz. Insbesondere nicht alleine tanzen, noch mit anderen Boys, of course. Alles klar?